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Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne

Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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viel, sondern deutete nur an, daß sie auf den letzten Metern verdammt viel Glück gehabt hatten. Er war bei Tim geblieben, bis endgültig feststand, daß er dort oben nichts mehr helfen konnte; dann war er mit dem Aufzug nach unten gefahren, hatte sich die Lungen mit der ersten Welle gefüllt und war ins Meer gesprungen. Die schwere Kette, die er in den Händen trug, hatte ihn nach unten gezogen.
    Das war vor vier Tagen. Der Hurrikan Beryl ist endlich weitergezogen, aber der Wellengang ist noch so stark, daß Abel Stokes erst morgen an Land gebracht werden kann. Ich habe unterdessen mehrmals mit Tim darüber gesprochen. Stokes hat eine Gehirnerschütterung und entweder vorher oder nachher einen leichten Herzanfall erlitten; inzwischen sitzt er bereits wieder im Bett; kann sogar einige Schritte gehen und versucht Tim dazu zu überreden, ihn für kurze Zeit nach Bethesda zu begleiten. Es würde mich allerdings überraschen, wenn Tim Saybolt nicht Walter Popes Beispiel folgen und morgen mit Hilfe der gleichen Methode hier auftauchen würde.
    Ich spüre die Kälte nicht mehr und habe mich heute erstmals nicht rasieren müssen. Es dauert bestimmt noch einige Tage, bevor die Kapsel wieder betriebsklar ist. Bis dahin ... ich weiß nicht recht. Aber schließlich bin ich unverheiratet und brauche keine Rücksicht auf meine Familie zu nehmen.

Harry der Große
    (Harry's golden years)
     
Gahan Wilson
     
     
    Hier eine Kleinigkeit abgeschnipselt, dort etwas angenäht, einiges gestrafft, etliches gelockert, eine kurze Generalüberholung, und Harry Van Deventer war wieder so gut wie neu. Oder fast so gut. Jedenfalls gut genug.
    Harry knotete den Gürtel seines Overalls mit einer dekorativen Schleife zu und betrachtete sich zufrieden im Spiegel. Harry wußte nicht, daß der Spiegel seine graue Haut rosa erscheinen ließ; er wußte nicht, daß die Beleuchtung darauf abgestimmt war, die Falten auf seiner Stirn und die bläulichen Schatten unter seinen Augen verschwinden zu lassen. Deshalb bildete er sich ein, ziemlich gut auszusehen. Er lächelte und klopfte sich auf den Bauch, den die Chirurgen in letzter Minute um ein Drittel verkleinert hatten. Aber Harry wußte auch das nicht.
    »Gar nicht übel«, sagte er leise.
    Die Tür öffnete sich und ließ die Krankenschwester herein. Die Schwester sah wirklich gut aus; sie war wirklich prächtig gebaut. Harry erinnerte sich an vergangene Nacht und lächelte zufrieden. Er freute sich, wenn er sich an etwas erinnern konnte. Aus seinem rechten Mundwinkel lief unbemerkt etwas Speichel.
    »Sind Sie schon fertig, Mister Van Deventer?« fragte die Krankenschwester.
    Harry nickte. »Natürlich«, sagte er.
    Die Schwester sah zu Boden. »Tut mir leid wegen gestern abend, Mister Van Deventer«, fuhr sie fort. »Ich hätte mich Ihnen nicht so an den Hals werfen dürfen.« Sie sah zu ihm auf, wurde rot und senkte wieder den Kopf. »Ich konnte einfach nicht anders«, flüsterte sie.
    Harry zuckte mit den Schultern und zog die Augenbrauen hoch. »Schon gut«, wehrte er ab. »Macht nichts. Spielt keine Rolle.«
    Sie sah ehrlich erleichtert auf. »Ich habe gewußt, daß Sie Verständnis dafür haben würden«, behauptete sie.
    Harry wurde nervös. »Okay, wo steckt der Doktor?« wollte er wissen.
    Draußen auf der Straße versuchte Harry sich daran zu erinnern, was mit dem Arzt passiert war, als er sich von ihm verabschiedet hatte, aber die Erinnerung blieb verschwommen. Der Arzt hatte ihn angewiesen, dies oder das zu tun, daran erinnerte er sich noch; er sollte Tabletten einnehmen oder irgend etwas, und das hatte ihn wütend gemacht. Was bildete der Arzt sich überhaupt ein? Harry wollte bereits wieder wütend werden, als ein Taxi herabschwebte und neben ihm landete.
    »Wollen Sie mitfahren, Mister Van Deventer?« erkundigte sich der Fahrer.
    »Ja«, antwortete Harry und stieg ein. »Ich weiß nur noch nicht, wohin ich will.«
    »Wohin Sie wollen, Mister Van Deventer«, sagte der Fahrer.
    Harry betrachtete den Nacken des Mannes und fragte sich, warum er immer wieder den gleichen Fahrer erwischte.
    »Irgendwohin, wo es nett ist«, befahl er dann. »Ich bin eben erst aus dem Krankenhaus entlassen worden. Ich will mich entspannen.«
    »Sie sind im Krankenhaus gewesen, was, Mister Van Deventer?« meinte der Fahrer. »Du lieber Gott, das tut mir aber leid.«
    »Äh, schon gut«, wehrte Harry ab.
    Der Fahrer schaltete ein Gerät ein, das Harrys körperliche Verfassung und seine Laune beurteilte. Harry

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