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Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne

Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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abzulenken. »Millionen von Menschen, die sich selbst, ihre Wagen und ihre Häuser abschirmen, haben gar keine Vorstellung davon, wie es außerhalb ihrer gesicherten kleinen Welt zugeht!«
    Philip merkte erst jetzt, daß ihnen jemand zuhörte – ein hagerer Mann mit blassem Gesicht. Dieses Gesicht rötete sich nun.
    »Unsinn! Wer ohne Schild leben will, hat keinen Anspruch auf Mitleid. Jeder Mensch kann sich einen Schild verschaffen, wenn er nur ernstlich will. Jährlich werden Millionen davon hergestellt.«
    Donovan schüttelte den Kopf.
    »Wissen Sie überhaupt, was ein Schild kostet?«
    »Selbstverständlich«, erwiderte der hagere Mann. »Haben Sie mein Wappen nicht gesehen? Ich bin eine Schildkröte. Ein Körperschild in Standardausführung kostet einschließlich Verkaufssteuer zweitausenddreihundert Dollar. Und die Preise sinken von Jahr zu Jahr.«
    »Wirklich? Nun, die Chancen dieser Ausgestoßenen, sich einen Schild kaufen zu können, verringern sich ebenfalls von Jahr zu Jahr. Sogar täglich. Wie sollen diese Bedauernswerten auch derartige Summen zusammenkratzen können, wenn jederzeit ein Bandit auftauchen und Geld oder Leben fordern kann?«
    »Immerhin hat jeder die Möglichkeit, sich um Aufnahme in die unterste Rangstufe eines Klans zu bewerben. Millionen von Klanmitgliedern dieser unteren Ränge besitzen keinen Körperschild Sie brauchen auch keinen, weil sie das Klanhaus nie verlassen.« Er hüstelte. »Das ist bei den Schildkröten natürlich nicht der Fall. Und ich habe bereits mehrmals vorgeschlagen, einen Werbefeldzug mit dem Ziel zu beginnen, diesen Zustand in anderen Klans durch preiswerte Sonderangebote zu beseitigen. Aber trotzdem ...«
    Philip wußte, daß es eigentlich seine Pflicht gewesen wäre, diese Gelegenheit auszunützen und die besonderen Fähigkeiten und Kenntnisse der Pfauen auf dem Werbesektor zu erwähnen, aber er hatte einfach keine Lust dazu.
    Donovan hatte sich abgewandt. Jetzt drehte er sich wieder um.
    »Glauben Sie etwa, ich hätte das vernachlässigt? Die Klans nehmen schon lange keine neuen Mitglieder mehr auf. Das weiß ich, weil ich die Probe aufs Exempel gemacht habe. Ich habe mich bei einem Dutzend um Aufnahme beworben.«
    »Wahrscheinlich haben Sie sich anmerken lassen, daß Ihr Aufnahmeantrag nicht ernst gemeint war«, erwiderte der hagere Mann. »In unserem Klan wären Sie damit nicht durchgekommen. Unsere Bestimmungen sind ziemlich streng.«
    Donovan schwankte leicht und war offensichtlich betrunken. »Ich möchte jedenfalls keinem Klan angehören, der aus dieser Situation noch Kapital schlägt!«
    »Hören Sie, ich kann Ihnen einige Persönlichkeiten an der Spitze unseres Klans aufzählen, deren Großväter oder Urgroßväter ganz unten angefangen haben!« protestierte der andere.
    »Das habe ich nicht gemeint«, stellte Donovan laut fest. »Und Sie wissen genau, daß ich etwas anderes gemeint habe. Wenn Ihre Leute nur einen Funken Anstand besäßen, würden sie kostenlos Schilde an Bedürftige verteilen!«
    Einige Gäste drehten sich nach ihm um. Auch Fredas Vater warf ihm einen unfreundlichen Blick zu. Er stand bei einigen einflußreichen Schwalben.
    Philip fühlte sich plötzlich versucht, ein regelrechtes Streitgespräch mit Donovan und dieser Schildkröte zu beginnen. Selbstverständlich mußten auch dabei gewisse Formalitäten gewahrt werden, aber trotzdem wäre das ein echter Skandal gewesen, der auch R. G. betroffen hätte. Aber Philip konnte sich nicht dazu aufraffen. Schließlich mußte man auch seine Gegenspieler einigermaßen sympathisch finden, und er konnte den hageren Mann nicht ausstehen. Bei Donovan hatte er den Verdacht, daß es ihm nicht so sehr um die notleidende Menschheit außerhalb der Klans ging, sondern vielmehr um die Ausbeutung dieser Menschen für seine eigenen Zwecke – als Hauptdarsteller seines nächsten Films.
    Jetzt ließ er die beiden anderen stehen, murmelte die vorgeschriebenen Worte, ohne eine Antwort abzuwarten, und ließ sich sein Glas nochmals an der Bar füllen. Er wollte Freda suchen; statt dessen begegnete er Gloria Paston.
    »Hallo«, sagte sie lächelnd, »wo haben Sie sich den ganzen Abend lang versteckt?«
    Nachträglich war Philip nicht mehr ganz klar, was er geantwortet hatte, aber Gloria Pastons Reaktion bestand jedenfalls daraus, daß sie geschmeichelt lachte und vertraulich seinen Arm nahm. Philip erinnerte sich nur daran, daß er sich und ihr einen Drink geholt hatte, daß sie in einer halbdunklen Ecke auf

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