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Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne

Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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Philip und Freda vor ihm stehenblieben, knurrte er unwillig: »Der Teufel soll den verdammten Stentortisch holen! Marge behauptet immer, sie habe ihn nur gekauft, weil ich ein bißchen schwerhörig bin. Unverschämtheit! Wenn ich dieses Gekreisch noch länger aushalten muß, werde ich es wahrscheinlich bald! Wie geht es Ihnen, Freda? Wie steht's, Philip?« Er lächelte maliziös. »Und wie kommen Sie mit der Elefantensache zurecht?«
    »Herrlich!« versicherte Philip ihm und gab sich Mühe, unbekümmert zu grinsen.
    Bleckendorf kicherte. »Na, das freut mich aber. Weil wir übrigens gerade von Elefanten sprechen – mein Hals ist so trocken wie ihre dicke Haut.«
    Philip verstand den Wink und holte sich selbst ebenfalls einen Martini an der Bar. Freda nahm wieder seinen Arm; sie unterhielt sich mit einigen Freundinnen über Dinge, die nur Frauen interessieren konnten. Philip trat von einem Fuß auf den anderen, fühlte sich ziemlich überflüssig und wartete darauf, daß irgend etwas passieren würde, das diesem Geschwätz ein Ende bereiten oder zumindest in interessantere Bahnen lenken würde.
    Sein stummer Wunsch erfüllte sich, als Gloria Paston angekündigt wurde. Sie segelte in einem blaugrünen Kleid herein, das weit über den Knien endete – und nicht sehr viel höher begann.
    Die Anwesenden erstarrten förmlich und drehten sich nach ihr um, bevor sie alle gleichzeitig wieder zu sprechen begannen, weil das allgemeine Schweigen peinlich geworden war.
    »Seht euch das an!« flüsterte eine von Fredas Bekannten. »Wie kann man nur so ...«
    »Mit diesem vulgären Ding würde ich mich nicht einmal tot sehen lassen!« behauptete eine magere junge Dame, die Hope hieß, wenn Philip sich richtig erinnerte. Er konnte sich nicht einmal vorstellen, wie sie lebendig in diesem Kleid aussehen würde.
    »Ich weiß nicht recht«, murmelte eine Frau in orangeroter Robe nachdenklich. »Soviel ich gehört habe, ist das der letzte Schrei bei den Löwen. Ich möchte fast wetten, daß es nur drei oder vier Wochen dauert, bis wir auch ...«
    »Es ist nicht die Länge«, stellte Freda entschieden fest. Gloria Paston drehte ihr den Rücken zu; sie war bereits von einem halben Dutzend Männer umgeben. »Ich glaube nämlich ...« Sie durchquerte den Raum, warf einen verstohlenen Blick auf das Kleid und kam angenehm schockiert zurück. »Ja – es ist tatsächlich mit echten Pfauenfedern bestickt!«
    »Nein!«
    »Wo kann sie die Federn nur herhaben?«
    »Das ist ein klarer Verstoß gegen die erste Regel!«
    »Und das vor Gästen aus anderen Klans!«
    »Darüber müssen wir beim nächsten Gildetreffen sprechen«, stellte Hope fest.
    Philip konnte nicht länger zuhören. Die Kleidung der einzelnen Klans war bis ins Detail vorgeschrieben, und diese Regeln wurden im allgemeinen strikt befolgt. Die erste Regel – keine Verwendung von Teilen des Wappentiers des Klans – war im Grunde genommen nicht mehr als ein primitives Tabu. Philip fand diesen Aspekt des Klanlebens bis zu einem gewissen Grad ermüdend.
    Er entfernte sich von der Gruppe, ohne daß Freda etwas davon gemerkt hätte. Er zog sich an die Bar zurück und hielt dort stumme Zwiesprache mit der Wählscheibe des Getränkeautomaten. Nachdem er zwei doppelte Martinis hinter sich hatte, fühlte er sich etwas besser – aber nicht wesentlich.
    George Bleckendorf blieb kurz neben ihm stehen, um sein Glas erneut zu füllen und dabei zu sagen: »Verdammtes Weibervolk! Früher hieß es immer, wir seien auf dem besten Weg zu einem regelrechten Matriarchat, aber das haben wir inzwischen längst erreicht. Oh, Sie kennen doch Ray Donovan?« Er klopfte Philip auf die Schulter und ging weiter.
    Philip drehte sich nach seinem Nachbarn um und sah einen blonden jungen Mann mit dem Ameisenwappen auf seinem Trikot.
    »Etwa der Ray Donovan? Ich habe gar nicht gehört, daß Sie angekündigt worden sind.«
    Der junge Mann hob einen Finger an die Lippen und schwankte dabei leicht; offenbar hatte er bereits einen Schwips.
    »Pst! Das ist nur mein Pseudonym. Und ich war außerdem als erster hier. Ich komme immer als erster Gast, selbst wenn es sich nur um so kümmerliche ...« Er warf einen Blick auf Philips Wappen und lächelte. »Ein stolzer Tag für die Pfauen.«
    Philip war nicht beleidigt. Ameisen bildeten sich schon immer ein, künstlerisch hochstehender als Pfauen zu sein. Das war natürlich Unsinn, denn sie verließen sich bei ihrer Arbeit ebenfalls auf Maschinen. Aber dieser Mann hatte vor einigen

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