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Magazine of Fantasy and Science Fiction 24 - Der letzte Krieg

Magazine of Fantasy and Science Fiction 24 - Der letzte Krieg

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 24 - Der letzte Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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aufgehängt, deren schartige Schneide dunkle Flecken aufwies, die nur Blut sein konnten.
    In der Mitte des Raums stand ein langer Tisch zwischen zwei gegenüberliegenden Kaminen, die jeweils so groß wie ein komfortables Einzimmerappartement waren. Ich sah hohe Pokale, Teller und Bestecke auf dem Tisch, der für ein Dutzend Gäste gedeckt zu sein schien. Um den Tisch herum standen hochlehnige Stühle, und in dem mächtigen Sessel am oberen Tischende sah ich einen graubärtigen Riesen mit dem blanken Schwert in den Händen sitzen. Der Hund winselte bei diesem Anblick, und ich hätte am liebsten eingestimmt.
    »Holgrimm erwartet uns«, sagte Johnny Thunder leise hinter mir. Er trat vor, und ich riß mich zusammen und folgte ihm. Als ich näher herankam, sah ich die dünne Rauhreifschicht, die den Körper des sitzenden Giganten überzog; sie glitzerte in seinem Bart, auf den Handrücken und über den offenen Augen.
    Eis bedeckte den Tisch, die Teller und das polierte schwarze Holz der Stühle. Woolas Krallen kratzten die Eisschicht geräuschvoll auf.
    »Begrabt ihr eure Toten nicht?« fragte ich erstaunt. Ich mußte mich beherrschen, um nicht zu sehr zu krächzen.
    »Seine Frauen haben ihn auf seinen Befehl hin hierher gesetzt, als er spürte, daß der Tod nach ihm griff.«
    »Warum?«
    »Das ist Holgrimms Geheimnis, und er bewahrt es gut.«
    »Draußen sind wir besser aufgehoben«, meinte ich. »Hier ist es kalt wie in einem Kühlraum für Fleisch.«
    »Wir brauchen nur Feuer zu machen, um uns zu wärmen.«
    »Dann schmilzt aber unser Freund hier. Und mir gefällt er in diesem Zustand besser, glaube ich.«
    »Wir machen nur ein kleines Feuer, um unser Essen zu wärmen und daran zu schlafen.«
    Neben der Tür war bereits Holz griffbereit aufgestapelt, dunkelrot, hart wie Granit und in handliche Stücke gespalten. Handlich für meinen Begleiter, meine ich natürlich. Er warf die zweieinhalb Meter langen und dreißig bis vierzig Zentimeter dicken Holzstücke in den Kamin, als habe er nur einen Armvoll Scheite getragen. Das Holz schien ätherische Öle und viel Harz zu enthalten, denn es begann schon beim ersten Streichholz zu brennen und verbreitete dabei einen durchdringenden Kampfergeruch.
    Johnny Thunder braute eine Mischung aus Rotwein und dem zähen Sirup aus einem Gefäß, das auf dem Tisch gestanden hatte, so daß er es erst loseisen mußte, und gab mir einen Pokal, der etwa zwei Liter davon enthielt. Das Gebräu schmeckte zuerst fast nach Terpentin, aber sobald man sich an diesen Beigeschmack gewöhnt hatte, war es köstlich. Dazu gab es Brot und Käse und eine Suppe, die der Riese auf dem Herd kochte. Ich aß mich satt und trank meine zwei Liter Glühwein aus. Der Riese aß seine gewohnte spartanische Portion und trank unserem stummen Gastgeber zu, bevor er sich mir zuwandte.
    »Wie lange ist er schon tot?« erkundigte ich mich.
    »Zehn unserer Jahre«, antwortete der Riese. Er machte eine Pause und fügte dann hinzu: »Das wären über hundert Standardjahre.«
    »Warst du mit ihm befreundet?«
    »Wir haben miteinander gekämpft; aber später haben wir wieder gemeinsam Wein getrunken. Ja, er war mein Freund.«
    »Wie lange bist du schon ... allein hier?«
    »Neun Jahre. Holgrimms Haus war fast das letzte, das von der Seuche heimgesucht wurde.«
    »Warum bist du nicht auch daran gestorben?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Auch der Himmel erlaubt sich gelegentlich einen Spaß.«
    »Wie war es damals, als alle starben?«
    Der Riese wärmte sich die Hände an seinem Becher und sah an mir vorbei ins Feuer. »Zuerst verstand niemand, was geschehen war. Wir hatten hier nie Krankheiten gehabt. Unsere Feinde waren der Schneewolf und die Lawine und der tödliche Frost. Dies war etwas anderes; dies war ein Feind, den wir nicht sehen konnten. Manche von uns starben verwirrt, andere flohen in die Wälder, wo der Tod sie doch einholte. Oxandra ermordete seine Söhne und Töchter, bevor der würgende Tod sie dahinraffen konnte. Joshal stand im Schnee, schwang seine Streitaxt und rief dem Himmel seine Herausforderung zu, bis auch er zu Boden sank und sich nicht mehr erhob.«
    »Was ist aus deinen Angehörigen geworden?«
    »Das siehst du.«
    »Was soll das heißen?«
    »Holgrimm war mein Vater.«
     
    Wir wickelten uns in Felle, die Johnny Thunder von den Wänden nahm und am Kamin auftaute. Er hatte die Strahlungswärme richtig berechnet; das Feuer ließ die Eisschicht in fünf Meter Umkreis schmelzen, aber der Rest des großen

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