Magdalenas Garten
Glas, doch schon war sie viel entspannter, es war wirklich der beste, denn von den anderen Marken, die sie miteinander getrunken hatten, bekam sie spätestens beim Arbeiten in der Bar Sodbrennen.
»Also noch mal, hier, nimm jetzt mal die Walther, sie liegt besser in der Hand, auÃerdem ist sie Deutsche, eine tedesca wie du. Schau, ich nehme das Magazin raus, Patronen raus. So, und jetzt lädst du sie noch mal, und dann schieÃt du!« Magdalena gehorchte, drückte die Patronen eine nach der anderen in das Magazin und lieà es in den Schacht des Griffes gleiten. Mit dem Handballen knallte sie von unten dagegen. Wie in einer dieser Polizeiserien. Cool.
»Und nun?«
»Ziehst du den Schlitten nach hinten und lädst sie damit durch.« Magdalena gefiel das schnappende Geräusch. Ohrenschützer auf, FüÃe schulterbreit auseinander, Arme durchgedrückt, Hände ruhig halten. Roberto nickte ihr zu, alles in Ordnung. Der Zitronengarten und Matteo konnten warten, Florian auch, den würde sie später noch zurückrufen und ordentlich zusammenfalten, aber Antonello Pucciano, was war mit dem? Sie hatte doch eigentlich so schnell wie möglich mit der Suche beginnen wollen, oder?
»Konzentrier dich!« Der Holzklotz stand in fünf Metern Entfernung auf einer Bank, übergossen vom gelblichen Schein einer Glühlampe, die darüberbaumelte. Magdalena visierte das aufgemalte Kreuz durch Kimme und Korn. Sie hielt die Luft an, drückte ab und spürte, mit welch gewaltiger Wucht das Projektil aus der Waffe geschleudert und in das Holz versenkt wurde.
» Mamma mia , das ist ja unglaublich!« Tief ausatmend lieà Magdalena die Waffe sinken. Roberto nickte mit verschränkten Armen.
»Wow! Mitten rein! Vielleicht Anfängerglück.« Was für eine Macht, was für ein wahnsinniges Gefühl, allein der RückstoÃ, dieser Schlag! Magdalena war überzeugt: Nach einem einzigen Schuss wusste man, was diese Kraft anrichten konnte. Das war Gewalt pur. Jeder, der schon mal eine Waffe abgefeuert hatte, hatte diese durchschlagende Kraft auch gespürt. Gefährlich in den Händen der Dummköpfe dieser Welt, sagte Opa Rudolf immer, wenn die Rede auf Waffen kam. Sein Vater sei damals im Krieg ein ausgezeichneter Schütze gewesen, aber was nützte ihm das, wenn sein Kamerad ihn abknallte wie eine Kuh im Dunklen!?
Magdalena krümmte die Zehen in ihren Flip-Flops, sie waren eiskalt. Schon seit einer Woche hatte sie nicht mehr bei ihm angerufen, gleich morgen würde sie Opa Rudi eine Mail schreiben.
»Darf ich noch mal?«
»Das ist etwas für dich, ich wusste es doch!« Roberto grinste. »Ich könnte dir noch ein paar Griffe für den Nahkampf zeigen, aber wer weiÃ, nachher nutzt du das aus und verwendest es gegen mich â¦Â«
»Ich verwende gleich etwas anderes gegen dich, vor dem du wirklich Angst haben solltest.«
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Magdalena hörte die Tür schlagen. Roberto war weg. Ich gehe morgen zu Matteo ins POLO , morgen reicht auch noch, dachte sie, als sie sich in die warme Kuhle wälzte, in der Roberto eben noch gelegen hatte. Am besten am Nachmittag, wenn ich aus Capoliveri zurück bin, dann kann ich ihm gleich erzählen, was ich herausgefunden habe, ist sowieso viel besser. Magdalena stand auf, sie fühlte sich wunderbar, es war herrlich, sie lernte PistolenschieÃen in einem Keller, trank dabei Champagner und hatte Sex am helllichten Tag. Doch etwas ärgerte sie, wie eine
winzige Stelle am Rücken, an die man nicht rankam und die allein deswegen juckte: Roberto hatte wieder nicht richtig mit ihr geschlafen, obwohl sie zwei Kondome auffällig neben das Kissen gelegt hatte. Na und wenn schon, besser konnte »Liebemachen« nun wirklich nicht sein, Magdalena ging in die Küche und betrachtete die halb volle Champagnerflasche. Roberto trank nie viel, er schüttete den schal gewordenen Inhalt am nächsten Tag lässig in den Ausguss, als ob es Blumenwasser wäre. Sie nahm einen unfeinen Schluck aus der Flasche, der Champagner floss ihr rechts und links die Mundwinkel herab. Bah, sie wischte sich den Mund ab und nahm die CD-Hülle in die Hand. Wer ist der Heuler?, hatte Roberto gefragt. Aber die Antwort interessierte ihn gar nicht. Eigentlich interessierte ihn überhaupt nichts von dem, was sie tat. Magdalena bog das Plastikquadrat zwischen den Fingern, bis es knackte, und schleuderte es dann mit
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