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Magdalenas Garten

Titel: Magdalenas Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gerstenberger
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ging Rudolf in den neuen Markthallen mit »Damen« Käffchen trinken? Ihre Antwort fiel ebenso knapp aus:
    Â 
    Rudi,
    ich brauche mehr Informationen! Bitte erinnere Dich, ist Heidi nach diesem Sommer noch mal nach ELBA gefahren? Jedes kleine Detail kann nützlich für mich sein.
    Deine Magdalena
    Â 
    Â»Nina!«, rief sie leise. »Matteo? Mikki? Evelina?« Wo waren die denn alle? Ließen hier einfach die Tür auf, da konnte ja jeder klauen kommen. Die Terrasse: leer. Die Badezimmertür: angelehnt, niemand. Vorsichtig klopfte sie an Ninas Zimmertür und öffnete sie. Auch hier war niemand, Ninas Bett war gemacht, der Schrank mit einem weißen Tuch abgehängt, sodass noch nicht mal ihre bunten Kleider einen Farbklecks boten. Auf der Orangenkiste lag Ninas Tagebuch. Und das bleibt heute zu! Sie setzte sich auf das Bett. Hier hatte sie stundenlang gelegen und so herrlich geschlafen, sich endlich mal ausgeruht von dem täglichen Stress, ständig etwas Nützliches tun zu müssen. Auch Rudi schien sich ein wenig davon befreit zu haben. Schon vor
einer Woche hatte er geschrieben, auf seinen Kumpel Horst keine Lust mehr zu haben, er sei es leid, ewig dieselben Leute zu sehen, und den Doppelkopfabend habe er mal für eine Weile begraben. Er hatte aber äußerst fröhlich dabei geklungen. Vielleicht ging es ihm sogar besser ohne seine Enkeltochter? Magdalena griff nach Ninas Tagebuchkalender, sie wollte ja gar nicht darin lesen, sie hatte sich geschworen, es nicht mehr zu tun. Darunter lagen zwei identische Bücher vom vorletzten und letzten Jahr. Warum hatte Nina sie aus dem Schrank geholt? Magdalena blätterte sich durch die Seiten, heute vor einem Jahr, am 15. Juli, was hatte Nina da gemacht? Sie blieb an einem späteren Eintrag hängen:
    Â 
    13. Oktober
    Ich sammele Einfachheit, Überzogenes, Stimmungen, Erfindungen, Glück und Unglück, Allüren aller Art, egal was. Nur anders als das, was ich kenne, soll es sein, und mich retten, von Sekunde zu Sekunde. Ob Mann oder Frau, wenn in mir ein Gefühl des Mitleben-Wollens entsteht, lasse ich mich wie ein Schmarotzer von meinem Gasttier eine Weile mittragen, bis ich mich vollgesogen wieder fallen lasse. Das Paradoxe: Ich fühle mich wie ein Parasit, während alle Welt sich fragt, warum ich mich so selbstlos um die kümmere, die mir zufällig in die Arme laufen.
    Â 
    So sah Nina sich?! Ein Schmarotzer, ein Parasit, der von den Menschen profitierte, die ihm zufällig in die Arme liefen. Einer dieser Menschen war sie, Magdalena.
    Schnell blätterte sie zurück zum 15. Juli, heute vor einem Jahr.
    Â 
    Mein Gott, ging es mir heute Morgen schlecht. Matteo hat alles weggemacht. Ich liebe ihn dafür und hasse ihn so sehr. Er hat mir nichts gesagt.

    Â 
    Das bedeutete, sie hatte gekotzt, und Matteo hatte alles weggewischt. Was hatte er ihr nicht gesagt?
    Magdalena lauschte, sie hörte Schritte außen auf den Stufen. Die Antwort würde sie nun wohl nie erfahren, schnell legte sie die Kalenderbücher wieder übereinander, Kante auf Kante, so wie sie sie vorgefunden hatte, stand auf, strich das Laken glatt und huschte aus Ninas Zimmer. Da stand Nina auch schon in der Küche. Magdalena sagte: »Ciao!« , doch Nina hob kaum den Kopf. Mist, Mist, Mist, sie hatte gesehen, dass sie in ihrem Zimmer gewesen war.
    Â»Ich habe nur geschaut, ob du noch schläfst.«
    Keine Antwort. Nina packte Plastiktüten voller Lebensmittel auf den Küchentisch und legte vorsichtig ein paar Blumen daneben.
    Â»Hättest du Lust, mit nach Capoliveri zu fahren, eine Runde auf dem Roller? Ich habe da eine heiße Spur entdeckt.«
    Â»Das ist ja schön für dich.«
    Großer Gott, sie klang wieder so eingefroren, trotzdem versuchte Magdalena es noch einmal: »Klingt komisch, aber neulich habe ich ein Lied gehört, da kam ein Mädchen drin vor, mit goldenen Stiefeln, und der, der das geschrieben hat …« Magdalena verstummte. Ganz bestimmt war das, was sie da eben in Ninas Zimmer getan hatte, nicht richtig gewesen, aber sie hatte doch Nina nichts weggenommen. Sie wollte sie bloß verstehen und wieder mit ihr auf die Suche gehen, wie vor einigen Wochen! Nina ging an Magdalena vorbei und verschwand in ihrem Zimmer. O bitte, sie hatte wahrscheinlich ein geheimes Zeichen, das sie jetzt kontrollierte, ein Haar zwischen den Seiten, oder … Nina kam wieder zurück.
    Â»Ich

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