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Magdalenas Garten

Titel: Magdalenas Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gerstenberger
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glaube, er könnte mein Vater sein«, Magdalena lachte verlegen und schlenkerte mit den Armen, während sie auf den Boden schaute, »mal wieder …«

    Â»Magdalena, weißt was?!«
    Erwartungsvoll hob Magdalena den Kopf. Vielleicht hat sie doch nicht die Bücher überprüft, Nina ist keine Frau, die so etwas tut.
    Â»Lass mich und mein Zeug einfach in Ruh, ja?«
    Magdalena starrte Nina an, doch die widmete sich ihren Blumen. Mit hochrotem Kopf schlich sie aus der Tür.

30
    D as schlechte Gewissen hielt den ganzen Weg bis nach Capoliveri an und presste Magdalenas Rippen zusammen wie eine eiserne Faust. Sie konnte kaum atmen. Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Sie hatte ihre ohnehin schon wackelige Freundschaft aufs Spiel gesetzt, nur um zu lesen, dass Nina vor einem Jahr zu viel getrunken hatte und sich übergeben musste. Die vielen Blüten am Wegesrand versuchten sie auf andere Gedanken zu bringen, aber es klappte nicht. Sie fuhr den Berg hinauf, mit dem Roller durfte sie auf den Straßen ins Zentrum fahren, die für Autos gesperrt waren. Oder etwa nicht? Wenn sie jemand anhalten sollte, würde sie auf unwissende, überraschte tedesca machen.
    Â 
    Noch bevor sie im Café Rialto nach ihm fragen konnte, sah sie ihn. Der da mit weiten, schwingenden Schritten über den Platz kam, musste Joe sein. Er war groß, mindestens sechzig Jahre alt, die grauen Haare hingen ihm wirr um den Schädel, sein Kinn zierte ein kleines Spitzbärtchen.
    Frank Zappa ist doch nicht tot, Magdalena grinste, und sein Hund sieht ihm ähnlich. Groß, grau, zottelig, ein wenig vernachlässigt, aber selbstbewusst. Dicht liefen sie nebeneinanderher, beide guckten angestrengt in verschiedene Richtungen, wie zwei Brüder, die sich mochten, sich aber nicht viel zu sagen
hatten. Magdalena rekapitulierte, was der Junge mit dem Schokoriegel in Portoferraio über ihn gesagt hatte: Joe ist ein Freund von meinem Cousin, der einen Freund von Antonello kennt. Verdammt, wie fange ich das am besten an?, überlegte sie. Wenn Antonello Pucciano noch immer ein bekannter Star ist, wird man ihn nicht so einfach besuchen können. Man muss sich langsam an ihn herantasten. Nun trau dich, was kann schon passieren?
    Sie ging auf den Mann zu. Ȁh? …«, setzte sie an. Joe? Sollte sie Joe zu ihm sagen? Oder Zappa? Sie räusperte sich, ihr Stimmchen war zu schwach, es war nicht bis zu seinen Ohren gedrungen. Aber der graue Hund hatte sie gehört, er wandte sich ihr zu und begann sofort an ihr zu schnuppern und seine Schnauze zwischen ihre Beine zu drängen.
    Â»Hau ab!«, zischte sie leise, aber er ließ nicht von ihr ab, sondern versuchte nur noch hemmungsloser, seine gierige Nase in ihren Schoß zu schieben. Joe war ein Stück vorausgegangen. Wann drehte der sich denn mal um, um zu sehen, was sein Köter hier anstellte? Hunde konnten richtig peinlich sein, sie hasste das. »Verdammte Töle, aus!«, rief sie und schob den grauen Kopf vorsichtig weg.
    Â»Tanino!« Endlich hatte Joe Zappa die aufdringlichen Annäherungsversuche seines Hundes bemerkt, er kam auf Magdalena zugeschlendert, die mit zusammengepressten Beinen mitten auf dem Platz festgenagelt war. »Tanino!« Ein schriller Pfiff, und der Hund zog Schwanz und Kopf ein und trollte sich beleidigt. Magdalena wischte sich seinen Sabber seitlich an der olivgrünen Caprihose ab, die war jetzt sowieso dreckig.
    Â»Du bist Joe, oder?«
    Â» Piacere! Und mit wem haben wir es hier zu tun?« Aha, wir! Wahrscheinlich sprach er den ganzen Tag nur mit seinem Hund, der sich in zwei Metern Entfernung hingesetzt hatte und
sie schon wieder mit lüsternem Blick fixierte. Magdalena wollte es schnell hinter sich bringen: »Ich suche Antonello Pucciano!«
    Â»Giornalista?«
    Â»Disperata!« Plötzlich hatte sie Tränen in den Augen. Das Wort war ihr ganz spontan herausgerutscht, doch es stimmte, sie war verzweifelt. Was hatte das alles überhaupt für einen Sinn? In der Ferne konnte sie eine ihrer Farbkopien an einem Stromkasten kleben sehen. Sie mochte Matteo, versetzte ihn aber jeden Tag aufs Neue im Zitronengarten, von Nina wurde sie inzwischen berechtigterweise gehasst, und Roberto würde sie nie als seine Freundin bezeichnen, egal, was für tolle Spiele sie sich im Bett auch ausdachten. Und wollte sie überhaupt seine Freundin sein? Sie wusste es nicht.
    Â»Totalmente disperata!«

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