Magdalenas Garten
gelistet sind, findet man unter Portoferraio oder Campo nellâElba.«
»Grazie!« Er liebte es, etwas erklären zu können. Wenn er schlechte Laune hatte, musste man ihn nur etwas erklären lassen, schon fühlte er sich besser. Also Portoferraio. Pensione , pensione ⦠es gab nur eine eingetragene pensione im Bezirk Portoferraio, die Pensione Scoglio Bianco . Loc. Viticcio. Wo immer das auch lag. Magdalena blätterte nach Bed & Breakfast. Nur ein Eintrag: Bed & Breakfast La collina . Loc. Capannone/Biodola. Das war am Strand, unterhalb des POLO . Auch Fehlanzeige.
»Franco, kennst du eine Pension in Procchio?«
»Nicht, dass ich wüsste, es gibt ein paar kleine Hotels und Zimmervermietungen, aber eine Pension? Manchmal melden die Leute das auch nicht an, schreiben es nirgends drauÃen dran und stehen dann auch nicht im Telefonbuch.«
»Na, dann kann ich ja lange suchen.«
»Mädels, wir müssen die Kammer aufräumen, da haben sich mittlerweile so viele Sachen angesammelt. Wie wäre es, wenn jeder heute etwas von seinem Kram mit nach Hause nimmt?« Mit diesen Worten sprang er auf, schon zu lange, länger als eine halbe Minute, hatte er untätig auf dem Stuhl gesessen.
»Ich muss noch wischen!«
Magdalena nahm ihr leeres Schüsselchen, stellte es auf den Tresen, ging in die Kammer und schaute sich um. Durch das Fliegengitter vor dem Fenster kam überhaupt keine Luft, sie spürte, wie der Schweià ihr die Achseln hinunterlief. Sie raffte eine Strickjacke und einen dünnen Pullover zusammen, die ihr gehörten, die Schuhe mussten hierbleiben, die brauchte sie abends zum Wechseln. Ihr Blick fiel auf eine groÃe weiÃe Plastiktüte, die unter der Strickjacke zum Vorschein gekommen war. Sie schaute hinein. Guck mal an, da ist ja mein blaues Badehandtuch wieder, das der kleine Junge damals am Strand â¦
und sogar frisch gewaschen, das hatte ich völlig vergessen. »Meine Mutter wäscht sowieso den ganzen Tag Handtücher«, hatte die kräftige junge Frau gesagt, wie hieà sie noch mal? Sonia! Sonia und ihr Dickmops Diego. Magdalena grinste, die Mutter wohnte auch in Procchio, und sie hatte â¦! Magdalena schnappte sich das Handtuch, bückte sich unter dem halb hinuntergelassenen Rollgitter und lief hinaus zu Sara, die gerade schwerfällig von ihrem Stuhl aufstand.
»Die Hitze, die Hitze«, stöhnte Sara, mit einem Mal bemerkte Magdalena, wie alt sie aussah, sie musste über sechzig sein. Ihre beiden Töchter lebten mit ihren Männern in Florenz und wurden für den August mit einem dürftigen Einzelenkel erwartet.
»Dieses Wetter ist eine Strafe«, sagte sie erschöpft, »ihr Mädchen geht dann auch, ja?« Magdalena nickte, sie zeigte auf das Handtuch: »Wer hat das gebracht?«
»Ah, das habe ich vergessen, dir zu sagen, damit ist die Signora Galetti vorbeigekommen, das ist aber schon eine ganze Zeit lang herâ¦Â«
»Das macht nichts, wissen Sie, wo sie wohnt?«
»Die Signora Galetti, natürlich, hier gleich links den ersten Weg hoch, Valle Verde, das groÃe Haus auf der rechten Seite.« Magdalena dankte ihr, am liebsten hätte sie sie umarmt.
»Ruhen Sie sich aus!«, rief sie hinter ihr her. Schnell half sie Cristina noch, die Eisbehälter in die Backstube zu schaffen, wortlos trabten sie hin und her und aneinander vorbei, mehr als zwei von den schweren Metallkästen konnte man nicht zugleich tragen.
»Na dann, wir sehen uns morgen, hoffentlich wieder mit Elektrizität!« Mit diesen Worten entlieà Franco sie in den gewittrigen Himmel.
»A domani« , bis morgen, rief Magdalena Cristina zu. Sie ging
auf den Holzbohlen unter den Arkaden entlang, die Menschen saÃen wie gelähmte Fliegen in ihren Stühlen, die Bars schlossen jetzt rundherum, die Metallgitter rasselten herunter. Noch immer wollte es nicht regnen. Magdalena klemmte ihre Tasche und das zusammengerollte Handtuch unter den Arm und ging die Valle Verde hinauf. Ein groÃes Haus rechts, das konnte nur das da vorn sein! Ein gigantischer Blitz zuckte über den Himmel, der Donner folgte eine Sekunde später. Magdalenas Ohren dröhnten noch von dem Knall, als bereits der Regen einsetzte. Sie versuchte in Windeseile das Handtuch zu entfalten und sich damit zu bedecken, zwecklos, sie war sofort nass, als ob jemand sie unter die Dusche gezerrt hätte. Gestern Nacht, als sie
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