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Magdalenas Garten

Titel: Magdalenas Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gerstenberger
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Haus, war er jedenfalls noch da gewesen. Doch jetzt, als Franco es sagte, verstand sie plötzlich, warum es hier so wahnsinnig heiß und irgendwie doch schön gemütlich war: Die Klimaanlage war ausgefallen, und die Neonröhren an der Decke waren dunkel. Auf dem Tresen standen Kerzen, sie brannten zwar nicht, hatten sich in der Hitze aber schon verbogen. Es sah aus, als ob sie sich vor dem schwitzenden Franco verbeugten. Auch das rote Dauerlämpchen der großen Espressomaschine war erloschen. Deswegen also saßen Sara und Walter vor ihrer Bar und aßen Eis, ganz Procchio saß mit allen Touristen an den Tischen und aß Eis, auch in den Cafés rechts und links der Straße war die Kühlung ausgefallen, sie schenkten ihr Eis her, solange es noch genießbar war! Magdalena seufzte.
Hätte sie gewusst, dass sie nicht arbeiten musste, hätte sie vielleicht den Mut gefunden, endlich Opa Rudi anzurufen. Sie hatte es gestern am Strand nicht geschafft, heute Morgen nicht, den ganzen Tag nicht.
    Â 
    Cristina stand mit rotem Kopf an der Eistheke und verteilte Eis an die Menschen auf dem Bürgersteig, die sich auf das Gratisangebot stürzten. Magdalena ging in die Kammer hinter der Bar, warf ihre Tasche in die Ecke, wusch sich die Hände, nahm sich einen Eisspatel und stellte sich dann neben Cristina, die sie mit einem freudigen Seitenblick begrüßte.
    Â»Nicht mehr lange, schau, das ist schon fast zu weich.« Gemeinsam schaufelten sie in den nächsten zehn Minuten stracciatella, tiramisù, banana, cioccolata und jede andere der zwanzig Eissorten, die gewünscht wurde, in kleine Pappbecher, rammten ein buntes Plastiklöffelchen hinein und reichten sie über die Theke.
    Â»Basta!«, sagte Franco plötzlich hinter ihnen. »Wir machen dicht für heute, tragt die Behälter ins laboratorio und schüttet sie dort aus, das können wir nicht mehr verteilen, ist ja gleich Suppe.« Sara tauchte neben ihm auf: »Brave ragazze!« Sie tätschelte Magdalena am Arm. »Willst du ein Eis? Und du, Cristina?«
    Â»O ja, bitte!«, sagte Magdalena.
    Â»Iss du doch auch erst mal ein Eis, Franco, Walter ist schon gegangen. Wir lassen vorne das Gitter runter, und ihr setzt euch einen Moment in den Hof!« Widerwillig ging Franco auf Saras Vorschlag mit den Worten ein, er käme gleich, er müsse nur eben noch Kaffeebohnen auffüllen.
    Mit einer Portion Eis saßen sie zu zweit an Tisch sieben im Innenhof. Magdalena dachte an Heidi. Wenn sie tatsächlich im Herbst oder Winter noch mal auf die Insel gekommen sein sollte,
wo hatte sie dann gewohnt? Wo hättest du dich einquartiert nach einem Sommer am Strand? Natürlich da, wo ich mich auskenne, wo ich ihn getroffen habe, hier in Procchio. In einem billigen Hotel oder einer Pension, die im Winter geöffnet war. Viele hat es damals davon bestimmt nicht gegeben.
    Ohne Strom konnte sie nicht ins Internet, doch eine kleine Pension, die es vor dreißig Jahren schon gegeben hatte, würde vielleicht gar keinen Internetauftritt haben. Magdalena stand auf und ging hinein.
    Â»Franco! Was ist nun? Jetzt kommst du doch nicht zu uns, sondern räumst hier hinter der Theke auf!«
    Â»Lass mal, ich mach das schnell noch zu Ende!«
    Â»Haben wir ein Telefonbuch?«
    Wortlos knallte er es ihr auf die Theke.
    Â»Grazie!« Im Innenhof schob sie sich einen Löffel Zitroneneis in den Mund und blätterte sich vor und zurück durch die pagine bianche , da gab es Livorno, Portoferraio, Capoliveri, aber kein Procchio. War sie denn schon ganz verblödet? Es musste den Ort doch geben, ihr Gehirn wollte nur nicht funktionieren. Sie schaute hoch, es lag am Wetter, der Himmel über ihnen war gelblich grau gefärbt, von ferne war das Murmeln des Donners zu hören, die Hitze drückte sich zwischen die Wände und ließ jeden Gedanken zerfließen, bevor man ihn zu Ende gedacht haben konnte. Es hatte immer noch 36 Grad, innen in der Bar aber wesentlich mehr.
    Â» Dio , wie geht das denn hier, dieses Telefonbuch kapiere ich nicht. Kennst du dich damit aus?«, fragte sie Cristina, »du kommst doch aus Livorno.« No, no, keine Chance, Cristina behauptete, noch nie in ein solches Ding hineingeschaut zu haben. Franco kam und setzte sich, sein Eis war in der Glasschale zu einem See zerlaufen.
    Â»Wo finde ich Procchio in diesem Buch?«

    Â»Unter Portoferraio, alle Orte, die auf Elba nicht extra

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