Magdalenas Garten
Skipper, der sie an Bord der »Natasha« winkte. Rechts von der »Natasha« lag ein deutsches Schiff, die »Fanny«, Heimathafen Iserlohn. Zwei Ehepaare saÃen sich unter dem Sonnensegel gegenüber, die Frauen strickten, jeder der Männer hatte eine Flasche Bier in der Hand. Sie grüÃten freundlich. Was ist eigentlich aus der dicken Tascha geworden?, ging es Magdalena durch den Kopf. Seit dem letzten Mal im Club 64 ist sie mir nicht mehr über den Weg gelaufen. Niemals würde ich mein Schiff Natasha nennen. Sie streifte ihre Holzsandaletten ab, nahm sie in die Hand und betrat das Boot. Es war eine kleine Jacht, vielleicht 12 Meter, 40 FuÃ. Der Skipper hieà Giacomo, er trug ein gebatiktes T-Shirt und eine Kette aus Holzperlen mit Federn dran und grinste ihr zu, als sie aufgeregt über die frisch lackierten Planken der Bänke strich und ehrfürchtig das groÃe Steuerrad berührte. Jedes
Boot hat seinen eigenen Charakter, sagte man, dieses hier war ihr trotz des Namens sehr sympathisch. Ihr Blick prüfte die Masten. Das GroÃsegel und das Fallreep waren zwar schon aufgezogen, aber noch nicht ganz oben, alle Leinen waren ordentlich aufgefiert, die Fender an den Seiten neu, das Boot schien gut in Schuss. Giacomo beobachtete sie dabei.
»Schein hast du?« Sie nickte: »Willst du ihn sehen?« Ihr Sportführerschein steckte immer in ihrem Portemonnaie. Er winkte ab. Magdalena kletterte die drei Stufen in die Kajüte hinunter, sofort wurde sie vom typischen Bootsgeruch umfangen. Es roch lecker nach Teppichschaum, Salz und Dieselöl. Eine kleine, ungewöhnliche Note mischte sich hier unten noch als Dreingabe dazu: Moschus. Rechts gab es einen Tisch, auf dem eine Seekarte ausgebreitet war, Elba und das toskanische Archipel, darüber die Funkanlage. Links war die Küchenzeile eingebaut, es gab einen Esstisch und eine mit blauem Stoff gepolsterte Sitzbank. Der Bug des Schiffs war von einer riesigen dreieckigen Matratze ausgefüllt, darunter befanden sich mehrere Türen. Stauraum. Das Bettzeug roch frisch gewaschen und passte mit seinem Orangeton gut zu dem rötlich braunen Holzpaneel an den Wänden. Magdalena entdeckte oben auf dem Regalbrett zwischen Taschenlampen und zerfledderten Romanen eine Buddhastatue und Räucherstäbchen, daher also der Moschusgeruch. Der Skipper hatte sich hier offensichtlich eine Spielwiese für tantrischen Sex eingerichtet â¦
Magdalena klopfte zweimal auf die Matratze, na dann, dazu würde es heute wohl kaum kommen. Sie schaute Roberto zu, der den Proviant in den Kühlschrank einräumte. Was wollte er denn mit den vielen Flaschen, dem groÃen Ciabattabrot und dem anderen Zeug, das reichte ja für eine ganze Woche!
»Gefällt dir!«, sagte er beiläufig.
»Es ist wunderschön!« Dafür hatte es sich gelohnt, auch der
peinliche Anruf eben, in dem sie etwas von vomitare und mal di stomaco gestottert hatte. Sara hatte ihr von ganzem Herzen gute Besserung gewünscht, und Magdalena hatte angesichts dieser Freundlichkeit tatsächlich Bauchschmerzen bekommen.
»Ouuh!« , rief der Skipper von oben. »Io me ne vado.«
»Wie, er geht?!«, fragte Magdalena auf Italienisch. »Kommt er denn nicht mit!?«
»Nein, er muss nach Porto Azzurro, hat da noch zu tun. Du kannst doch segeln.«
»Ja, aber â¦Â« Magdalena fühlte sich überrumpelt, dennoch kletterte sie an Deck und lieà sich vom Skipper zeigen, wie man den Motor an der Steuerkonsole anlieÃ. Dann verabschiedete er sich. Sie waren allein auf der »Natasha«, jetzt mussten sie sie nur noch segeln. Magdalena schaute in den Himmel, die Sonne versteckte sich gerade hinter einer Wolke, ein leichter Wind ging durch den Hafen, drauÃen würde er stärker sein, optimales Segelwetter. Keine Panik, sagte Magdalena sich, du kannst das, du hast das gelernt.
»Lena, ein Bier?«
»Ja, gerne, aber lass uns erst mal unten auf der Karte schauen, wo wir überhaupt hinwollen.« Roberto folgte ihr in die Kajüte.
»Vielleicht können wir hier vor der Küste bleiben«, schlug er vor und fuhr mit dem Zeigefinger auf der Karte entlang, »meinetwegen bis zum Capo dâEnfola, oder in die Bucht hier, einfach bisschen hin und her.«
»Gut.« Magdalena nippte an ihrem eiskalten Bier, Du Démon, das gute französische. »Schauen wir, wie weit wir kommen, denn wir müssen ja auch
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