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Magdalenas Garten

Titel: Magdalenas Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gerstenberger
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checken? Gestern habe ich Beppe, der die
Getränke liefern soll, im Baobab getroffen: Er weiß von nichts, und Mikki kann nicht mit der Musik weitermachen, solange kein Mischpult da ist.« Mikki schaute sich um, als ob er nicht recht wüsste, von wem die Rede war. Magdalena versuchte seinen Blick aufzufangen, er lächelte ihr zu und kratzte sich seine helle Kopfhaut, die zwischen den Dreadlocks hervorschimmerte. Ihm war Ninas und Matteos geräuschvolle Auseinandersetzung anscheinend ebenso unangenehm wie ihr.
    Â»Der Leone hat mir gestern am Handy gesagt, wer dafür zuständig ist.«
    Â»Der Leone, der Leone, ich kann den Namen schon nicht mehr hören!«
    Â»Ich vertraue ihm. Letztes Jahr hat es doch auch geklappt.«
    Â»Da haben sie ihm den Laden zwischendurch beinahe dichtgemacht, schon vergessen? Und diesmal machen sie ihn gar nicht erst wieder auf, so wird’s gehen!«
    In einem feindseligen Ton, den Magdalena zuvor noch nicht von ihr gehört hatte, flüsterte Nina: »Sei doch froh, dass ich beschäftigt bin«, und tätschelte Matteo dabei die Schulter, »ich fahre jetzt!« Sie rauschte aus der Küche.
    Â»Wie du meinst, Nannini, wie du meinst«, sagte Matteo leise.
    Â»Also, Kinder, zum Putzen: sonst immer gerne, aber ich schaff das vom Kreislauf her jetzt einfach noch nicht.« Mikkis Italienisch war so schleppend, dass Magdalena jedes seiner Worte verstand. Er zuckte bedauernd mit den Schultern und schlurfte in sein Zimmer.
    Â»Vor dem Abendessen sieht man den nicht wieder«, sagte Matteo und seufzte. Dann entdeckte er Magdalena neben dem Kühlschrank: »Sei froh, du fährst ja bald …«
    Magdalena knetete unschlüssig ihre Hände. Sie wollte nicht stören, sie wollte nicht im Weg stehen, doch was war nun mit ihrem Vater? Es war Montag, sie hatte noch fünf Tage, um ihn
zu finden. Ihr Fuß tat zwar immer noch weh, aber sonst ging es ihr wirklich wieder besser, sie hätte sofort losfahren können. Fragte sich nur, womit, sie hatte ja kein Auto.
    Als Matteo hinausgegangen war und die Tür mit einem lauten Knall hinter sich zugeschlagen hatte, fiel ihr ein, dass sie dringend zu Hause anrufen und sich bei dem alten, beleidigten Mann nach seinem Gesundheitszustand erkundigen musste. Er würde mit Sicherheit neben dem Telefon stehen und nicht abheben - sie sollte denken, er wäre schon tot.
    Magdalena öffnete die Terrassentür weit und füllte ihre Lungen mit der lauen Luft. »Verdammt noch mal, Rudi!«, rief sie in den blauen Himmel. Niemand hörte sie.

6
    D ienstagmorgen. Nur noch vier Tage. Magdalena versuchte, nicht daran zu denken. Fegend ging sie in der Küche auf und ab und schubste gerade eine kalte, störrische Nudel mit den Zehen auf die Kehrschaufel, als ihr Handy anfing, surrend über den Tisch zu robben. Rudi. Sie holte tief Luft.
    Â»Rudolf! Guten Morgen!«
    Â»Nein, hier ist Erika Feest, Ihr Großvater bat mich, Sie anzurufen!«
    Ein eisiger Schreck durchfuhr Magdalena. Sie hatte es ja gewusst, die zweite Gehirnblutung, und sie war über 1000 Kilometer weit entfernt. Sie würde zu spät kommen.
    Â»Was ist mit ihm?«
    Â»Ich rufe hier von seinem Apparat aus an.« Früher hatte Frau Feest die gelbe Telefonzelle vor dem alten Schulhaus als ihr Eigentum betrachtet, und wenn eines der Schulkinder ihrer Meinung nach lange genug telefoniert hatte, klopfte sie von außen an die von ihr geputzten Scheiben. Mittlerweile besaß jedes zweite Grundschulkind ein Handy, und die Telefonzelle gab es längst nicht mehr, doch nun stand Frau Feest bei ihnen im Wohnzimmer und telefonierte. Das war kein gutes Zeichen.
    Â»Geht es ihm so schlecht?«
    Â»Er … er spricht nicht, und …«, sie flüsterte jetzt, »… ach
was, ich soll einfach nur ausrichten, Sie sollen sofort zurückkommen.«
    Â»Verstehe.«
    Â»Also, kommen Sie?«
    Magdalena fühlte, wie sich in ihrem Magen vor Ärger ein großer Klumpen bildete.
    Â»Sagen Sie ihm, er soll heute Abend in seinen Computer gucken, ich schreibe ihm eine Mail. Und danke, dass Sie sich um ihn kümmern!«
    Â»Ich bin da, wenn er mich braucht.« Das klang irgendwie verbittert, hatte sie sich vielleicht mehr erhofft nach Oma Wittas Tod?
    Â 
    Mit kurzen, wütenden Strichen fegte Magdalena Sand und Piniennadeln unter den Stühlen hervor, der tatkräftige Endsechziger, der so stolz auf seine

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