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Magdalenas Garten

Titel: Magdalenas Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gerstenberger
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bekleidet, stürzte Magdalena aus dem Bett und zwängte sich, so schnell es ging, durch den verdammten Türspalt. Das Bett war viel zu groß, wer war bloß auf die Idee gekommen, es in diese winzige Kammer zu stellen? Und richtig, in der Küche polterten carabinieri herum, ein langer und ein kleiner, beide in blauen Motorraduniformen mit roten Streifen. Mit einem Blick erfasste Magdalena, dass niemand sonst im Raum war, nur die Espressokanne auf dem Herd setzte in diesem Moment mit bedrohlich leisem Fauchen zum Kochen an. Sie schluckte mühsam.
    Â»Ouuh!« Der Große hatte Magdalena entdeckt und kam mit
zwei langen Schritten auf sie zu. Sie wich zurück, doch er schüttelte ihr nur freundlich die Hand, piacere , Gian-Luca, piacere , Massimo, das war der Kleine, er hatte seinen Helm unter die linke Achsel geklemmt und tätschelte ihn zärtlich wie einen Kinderkopf.
    Ein Schlüssel drehte sich hinter Magdalena, Nina kam aus dem Bad. »Ragazzi!« Laute Begrüßung, schmatzende Luftküsschen rechts und links und rechts und links, muah , muah , die blauen Uniformen wippten hin und her und wollten gar nicht aufhören, entschuldigendes Grinsen zu Magdalena hinüber, dann wandten sie sich wieder Nina zu. Der Kleine hob den Stuhl auf, die beiden setzten sich, noch mit weichen Knien sank Magdalena ebenfalls auf einen der Plastikstühle.
    Â»Ihr seid also mit der Ausbildung fertig! Congratulazione! Erzählt mal, was gibt’s Neues auf Elba?«, forderte Nina die beiden auf Italienisch auf und stellte zwei Tassen mit Espresso vor sie hin. Doch das Gespräch verlief schleppend, die carabinieri waren offenbar überfordert damit, gleichzeitig den Espresso hinunterzukippen, Nina bei jeder ihrer Gesten mit den Augen zu folgen und dabei auch noch Neuigkeiten zu erzählen. Magdalena beobachtete Nina fasziniert. Wie machte sie das nur? Sie konnte jedem Einzelnen das Gefühl geben, ihre volle Aufmerksamkeit zu haben, egal wie viele Menschen im Raum waren. Nun holte sie Töpfe unter der kleinen Bar hervor, stellte sie auf die Marmorplatte neben den Gaskocher und kramte im vollgepackten Kühlschrank nach Lebensmitteln. Sie wickelte mehrere Fleischstücke aus einem blutigen Papier, währenddessen redete sie und bestärkte die beiden Motorradpolizisten in dem kindischen Stolz auf ihre Uniformen. Jetzt griff sie zu einem großen Messer und drohte dem Größeren lachend damit, sie bewegte sich zwischen Tresen, Spülstein und Kühlschrank so gewandt und sicher, dass keine Hektik aufkam, sondern man den Eindruck
gewann, man sehe einer gut gelaunten Fernsehköchin zu, die auf zwei Gasflammen ein Menü zaubern konnte, für das eigentlich mindestens vier nötig waren.
    Â»Ragazzi! Mangiate con noi?« Nina wirbelte zu ihnen herum, dass ihre Zöpfe flogen. Magdalena schüttelte unmerklich den Kopf. Wenn man Nina so sah, würde man nicht denken, dass dies dieselbe Frau war, die sich manchmal zurückzog und unnahbar in die Ferne starrte. Nina grinste zu Magdalena hinüber, die Augen einen Bruchteil lang voller gutmütigem Spott. Da, das ist ihr Trick, kaum fühle ich mich ausgeschlossen, schon kommt ihr Blick, der besagt, dass wir uns gemeinsam über diese beiden Clowns lustig machen. Sie weiß einfach, was jeder braucht, um sich gut zu fühlen. Die Einladung zum Essen lehnten die carabinieri zweimal höflich ab, dann nahmen sie an, schälten bereitwillig einen riesigen Berg Kartoffeln und schnitten sie nach Ninas Anweisungen in dünne Stifte. Nina flirtete ungehemmt weiter mit ihnen, die ihr Glück kaum fassen konnten und die Zuwendung dankbar in sich aufsaugten wie zwei ausgetrocknete Gänseblümchen.
    Â»Ãˆ forte!« Der Kleinere strahlte Magdalena an. »È forte lei!« , wiederholte er. Ja. Magdalena nickte. Nina war stark, sie verteilte ihre Energie im Raum wie eine Walt-Disney-Fee ihren Glitzerstaub.
    Während des Kochens gingen plötzlich die Flammen unter den Töpfen aus, der eilig von Nina herbeitelefonierte Luciano kam mit einer neuen Gasflasche die Stufen heraufgekeucht, schloss sie mit wenigen Griffen an, blieb an Ninas roten Lippen hängen und zum Essen. Am Ende waren sie zu zehnt. Magdalena, Nina, Matteo und Mikki aus dem POLO , die beiden carabinieri , Luciano und die drei geladenen Freunde: Nicóla, jüngster Empfangschef im Hotel Angélique , der kleine Dario mit der Harley Davidson und

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