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Magdalenas Garten

Titel: Magdalenas Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gerstenberger
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wäre …?«
    Â»Mir fiele da eine ein für dich, sofort!«
    Â»Mauerblümchen!«

    Â»Ach Gottchen, nicht doch!«
    Â»Nina wäre eine Passionsblume! Ausdrucksvolle Blüten, breitet sich überall aus, wechselt mehrmals am Tag die Farbe und macht allen Menschen Freude. Manchmal ist sie allerdings geschlossen. Dann geht gar nichts mehr.«
    Holger lachte laut. »Genial beobachtet. Aber du, was ist mit dir?«
    Â»Ich weiß nicht, aber ich wäre gerne eine Lotosblume, schön, geheimnisvoll, und alles perlt an mir ab.«
    Â»Aha!« Sie hörte, wie er hinter dem Vorhang hantierte, Schubladen aufzog und wieder schloss.
    Â»Aber ich bin vielleicht doch eher ein Zitronenbaum.«
    Â»Warum das?«
    Â»Ein Zitronenbaum sieht für mich immer aus, als könnte er sich nie wirklich entscheiden, was er tun soll. Er blüht und trägt gleichzeitig Früchte. Er meint, alles alleine zu schaffen, aber wenn man sich nicht um ihn kümmert, rollt er die Blätter ein.«
    Â»Wow, hast du mal Psychologie studiert?« Holger nahm die Wattepads von ihrem Gesicht.
    Die Zeit verging schnell, Magdalena lachte zwischendurch immer wieder auf, Holger war so neugierig wie sie, doch im Gegensatz zu ihr traute er sich, die unmöglichsten Fragen direkt zu stellen.
    Â 
    Â»Fantastisch!«, wiederholte Nina immer wieder, als sie zwei Stunden später vor Magdalena stand. »Holger, du hast sie in ein Reh verwandelt, wie diese französische Schauspielerin in … ach, wie hieß denn der Film noch mal?«
    Â»Audrey Hepburn?«
    Â»Nein, oh Dio , Holger, seit wann ist ›Audrey Hepburn‹ ein französischer Film?! Obwohl, das tät auch passen, mit diesem
langen Hals, den sie durch den Bob auf einmal hat … fehlt nur noch die Perlenkette.« Nina umkreiste Magdalena andächtig.
    Â»Und wie gefällst du dir selbst?«
    Magdalena schluckte. Ihr Haar war kurz, verdammt kurz, es reichte nur noch bis zu den Ohrläppchen. Zwei dicke Strähnen bogen sich wie kleine Henkel in ihr Gesicht, sie versuchte, sie gerade zu biegen, doch sie wippten beharrlich rechts und links vor ihrem Mund herum. Er hatte sie zu einer französischen Modepuppe gemacht … Nein, das stimmte nicht, aber wozu dann?
    Â»Deinem Mund kannst du ruhig ein bisschen Farbe geben.« Holger hielt ihr einen Lippenstift entgegen und schraubte ihn hoch, »Red Velvet, Nr. 128 von Tipo Uno. Dein Ton. Schenke ich dir, aber nur, wenn du ihn auch benutzt!« Ohne den Blick vom Spiegel abzuwenden, nahm Magdalena ihren ersten eigenen Lippenstift aus seiner Hand entgegen und fuhr sich damit ganz leicht über die Lippen. Korallenrot. Sie war das erste Mal in ihrem Leben fasziniert von ihrem eigenen Anblick, und dieses Gefühl war so neu, dass es in diesem Moment egal war, wer ihr bei der Entdeckung zuschaute. Ihre Augen leuchteten hell und groß hinter einem Kranz von dunklen Wimpern, darüber hoben sich zwei Augenbrauenbögen. Durch den minimalen Pony, der ihre hohe Stirn ein wenig verkürzte, sah ihr Gesicht klar und aufgeräumt aus. Und irgendwie angriffslustig. Keck, hätte Oma Witta das genannt.
    Ciao , ich bin’s, Magdalena, sagte sie stumm zu ihrem Spiegelbild und drehte den neuen Kopf auf seinem schlanken Hals. Die Sicheln aus Haar wippten wieder. »Es ist schön. Schön anders. Und es ist wirklich…ich meine, das bin immer noch ich, trotz der Veränderung.« Nina und Holger grinsten sich an.
    Â»Viel Glück bei deiner Suche«, wünschte ihr Holger, »wenn du eine Kopie für mich machst, hänge ich das Foto auf jeden Fall im Laden auf! Hier direkt über meiner Psychiatercouch.« Er
klopfte auf das rosa Sofa. »Es sieht vielleicht auf den ersten Blick nicht so aus, aber es kommen eine Menge Leute bei mir vorbei, und das nicht nur zum Haareschneiden.«
    Sie verabschiedeten sich mit zwei Küsschen voneinander. »Du hast mir gar nicht gesagt, was ich denn nun wäre«, murmelte sie nahe an seinem Ohr.
    Â»Ha noi!«, schwäbelte er, fasste sie an den Schultern und hielt sie ein Stück von sich weg. »Eine wunderschöne Mohnblume, deren Blüte sich gerade entfaltet!«, sagte er und sah dabei so glücklich aus, dass Magdalena ihm einfach glauben musste.
    Sie lief hinter Nina her. Jetzt hatte sie nicht nur eine Bleibe und einen Job auf Elba, sondern ab heute auch noch einen schwäbischen Friseur.
    Â 
    Â»Auf dich

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