Magdalenas Garten
und deine Verwandlung«, sagte Nina zu ihr. »Und auf den genialen Holger«, fügte Magdalena hinzu, sie stieÃen die beschlagenen Sektgläser aneinander.
»Er ist unmöglich, zieht einem die letzten Geheimnisse aus der Nase, oder? Vielleicht hätte er lieber Nervendoktor werden sollen.« Magdalena lachte. Sie saÃen unter den Holzarkaden im salotto di Procchio .
»In zwei Tagen fängst du drüben an?« Nina schwenkte ihr Glas in Richtung Bar Elba und fegte dabei um ein Haar einen hohen Becher mit Obstsalat und Eis von dem Tablett, mit dem die Bedienung gerade an ihrem Tisch vorbeiging.
»Und was legst du an?«
Magdalena grinste. »Ich dache, ich leg die weiÃe Hose und das hellblaue Träger-Shirt an .«
»Das ohne Ãrmel, das wir in dem anderen Geschäft gekauft haben?«
»Ja. Bei der Hitze â¦Â«
»Nicht ärmellos in der Bar!«
»Wie bitte?«
»Du lachst, aber das Gesetz gibt es tatsächlich: Als Serviererin muss man Ãrmel tragen, die die Achseln bedecken, in der Diskothek nicht, aber in der Bar schon. Hygienevorschrift, ich habe mich damit in letzter Zeit ganz genau beschäftigt.« Nina stöhnte auf. »Wegen Leone, diesem coglione , habe ich die Gesetze auswendig gâlernt! Mittlerweile könnte ich selbst einen Club aufmachen. Jetzt haben wir schon den fünften Juni und sind noch keinen Schritt weiter.«
»Was macht ⦠was machen die anderen?« Lieber nicht so direkt nach Matteo fragen. Hatte er Nina von dem blöden Streit gestern erzählt? Nicht anzunehmen, Männer sprachen ungern über Auseinandersetzungen.
»Mikki pennt. Evelina steigt dem Totó, Pippo, Paulo, ach keine Ahnung, nach. Und Matteo kehrt. Läuft. Hüpft Seil. Fuchtelt mit der Heckenschere im Park rum. Und, ach ja, er hat noch einmal alle Feuerlöscher kontrolliert.«
Magdalena hätte gern noch mehr über ihn gehört, doch Nina fragte: »Und wie weit bist du mit der Suche?«
»Ich weià nicht recht, wie ich weiter vorgehen soll. Ich glaube, ihn können wir vergessen auf dem Foto, man erkennt ja kaum etwas von seinem Gesicht.«
»Aber seine Zähne, diese spitzen langen Eckzähne, die du Gott seiâs gedankt nicht geerbt hast, sind auffällig. Möglicherweise war er ein Vampir.« Magdalena überhörte Ninas letzte Bemerkung.
»Vielleicht erkennt ja jemand meine Mutter auf dem Foto. Ich werde es auch in der Bar Elba aufhängen, wenn ich darf, aber ich werde natürlich nicht gleich am ersten Abend um Erlaubnis fragen.«
»Das hast du wirklich gut hinbekommen mit der Arbeit, du
sitzt wie eine Spinne im Netz mitten in Procchio und hast vier Wochen Zeit. Wenn er wirklich noch hier ist, wird er dir auf die eine oder andere Art über den Weg laufen, da bin ich ganz â¦Â«
»Nina! Ciao !« Der Ruf schnitt Ninas Satz ab. Sieht gut aus, dachte Magdalena sofort, als der Mann auf ihr Tischchen zukam. Sieht sogar sehr gut aus, korrigierte sie sich. Sie nahm die freudige Anspannung in seinem Gesicht wahr, die er vergeblich zu verbergen suchte. Er grüÃte zunächst Magdalena und trat dann an Nina heran, um sie zu küssen. Nina blieb sitzen, also musste er sich zu ihr hinunterbeugen, und sie hauchte die Wangenküsschen rechts und links demonstrativ in die Luft. Wer war das, hatte Nina seinen Namen gesagt? Er schob die Sonnenbrille noch höher in sein dichtes dunkles Haar, seine Augen waren grün, fast zu grün, um echt zu sein. Magdalena wandte schnell den Blick ab. Jetzt guck dir diese Schuhe an! Wer in Italien so derbe Boots trägt, ist ein Einzelkämpfertyp, attraktiv und unerreichbar, ein Mann wie aus der Werbung, der für ein Bier und seine Ruhe endlos durch die Dünen stapft. Sie wagte es, wieder vorsichtig in sein Gesicht zu schauen. Rechts und links neben der Nase hatten sich feine Linien eingegraben. Er war nicht gerade groÃ, höchstens eins fünfundsiebzig, nur ein paar Zentimeter gröÃer als sie selbst, doch einer jener Männer, die sie eindeutig eher zum Hinterherlaufen statt zum Davonlaufen anstifteten.
Nina war in diesem Sommer auch wieder hier, stellte er fest. Das POLO war also schon offen. Ja, nein, ja, vielleicht. Nina antwortete einsilbig, irgendwas stimmte da nicht zwischen ihnen. Zu offensichtlich waren sie darum bemüht, ihre Stimmen ungezwungen klingen zu lassen. Na dann, wir sehen uns, ciao .
»Auf
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