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Magdalenas Garten

Titel: Magdalenas Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gerstenberger
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salvato la vita!« Sie hatte ihm das Leben gerettet, er lachte. Magdalena verstand sein Italienisch recht gut, als er jetzt fort fuhr. »Komm, ich bringe dich zur Tankstelle, die ist nicht weit, Reservekanister habe ich im Wagen.« Überrascht bedankte sie sich, legte das Ringschloss um den Vorderreifen des Rollers und nahm endlich ihren Helm ab.

    Â»Sei francese, tu« , stellte er fest, während er ihr lässig die Beifahrertür öffnete.
    Â»No, tedesca!«
    Â»Aber ich kenne dich von irgendwoher«, sagte er in seinem abgehackt davongaloppierenden Italienisch. Magdalena stieg ein. Er schwang sich hinter das Steuer.
    Â»Ich war mit Nina in Procchio, dort haben wir uns gesehen.«
    Â» Ah, si . Vor Jahren war ich mal in Monaco di Baviera .« Er schien das Thema Nina nicht weiter aufgreifen zu wollen.
    Â»Auf dem Oktoberfést.« Wie alle Italiener betonte er das Fest mehr als den Oktober.
    Â»Damals habe ich in diesen großen Zelten neben dicken Mädchen in karierten Blusen sitzen müssen, aber anscheinend gibt es inzwischen in Deutschland mehr schöne Frauen.«
    Magdalena grinste und schaute aus dem Fenster. Seit sie aussah wie ein langhalsiges Reh, schienen Männer sie überhaupt erst als Frau wahrzunehmen.
    Â»Ich bin übrigens Roberto!«
    Â» Piacere , Magdalena.«
    Bis zur Tankstelle war es tatsächlich nicht weit. Roberto befüllte den Kanister, und bevor Magdalena einfiel, dass sie gar kein Geld bei sich hatte, waren sie schon wieder bei ihrem Roller. Er wartete sogar noch, bis sie startete, um zu sehen, ob auch wirklich alles funktionierte. »Grazie, ci vediamo!«
    Â»Ja, klar«, antwortete er, »wir sehen uns.«
    Langsam fuhr Magdalena hinter ihm her, er gab Gas, wurde rasch immer kleiner, bremste dann und bog an der Tankstelle, direkt hinter der Waschstraße, ab. Als sie zu der Stelle kam, entdeckte sie einen schmalen Weg, dessen Einfahrt zwischen Büschen versteckt lag. Sie fuhr vorbei. Die Sonne knallte immer noch vom blauen Himmel, und die Luft war plötzlich durchsetzt mit kleinen weißen Flocken, die offenbar von einer blühenden
Pflanze oder einem Baum stammten, es sah aus, als schneite es. Magdalena wendete. Was soll ich in Marina di Campo, dachte sie, wenn ich zu meinem Wohnwagen will, muss ich in die andere Richtung. Kurz darauf stoppte sie an dem Weg, der jetzt links von ihr lag. Nur mal schauen, wie es da oben aussieht - noch eine Ausrede. Sie gab Gas und überquerte die Straße. Nach wenigen Metern mündete der Weg in eine steile, von Bäumen gesäumte Auffahrt. Der arme scooter heulte verzweifelt auf, doch er brachte sie tapfer nach oben. Sie hielt auf einem von Zypressen und Steineichen umstellten Platz, dessen Stirnseite eine kleine Kirche einnahm. Ein großer Feigenbaum schabte mit seinen Ästen an ihren Außenmauern, die hohe, ehemals grüne Holztür sah aus, als sei sie lange nicht geöffnet worden. An einigen Stellen hatten sich Baumableger durch den Asphalt gebohrt, sie arbeiteten daran, den Kirchvorplatz wieder in einen Wald zu verwandeln.
    An der rechten Längsseite des Platzes standen zwei schiefe Häuschen aus grauem Stein, vor dem einen sah sie den Wagen. Friedlich wie ein grasendes Mammut war er dort abgestellt. Magdalena ging auf die Tür zu. Unter der Motorhaube des Jeeps knackte es leise.
    Ich muss die Initiative ergreifen, ich kann nicht zurück in den Wohnwagen, eine dritte Nacht überlebe ich nicht! Vielleicht weiß dieser Roberto ja, wo ich wohnen kann … Die Stimme, die fast nie auf ihrer Seite war, räusperte sich nur leise. Jaja, schon richtig, eigentlich bin ich nur neugierig und will sehen, wie er lebt. In der offenen Haustür stand ein Karton, vielleicht Wein? Auf ihr Klopfen bekam Magdalena keine Antwort, aber sie konnte in eine große, aufgeräumte Küche blicken, altes Holz, Naturfarben, der Esstisch stand quer, und Robertos Kopf tauchte plötzlich aus einer quadratischen Öffnung im Stein fußboden auf. Schnell nahm sie den Karton und reichte
ihn herunter. Er nahm ihn entgegen, nicht im Geringsten überrascht, sie zu sehen, und verschwand. Magdalena hörte ihn unten rumoren, feuchter Kellergeruch wehte ihr in die Nase. Da kam er auch schon herausgeklettert, schloss die hölzerne Falltür, klopfte sich die Hände an der Jeans ab und schob den Tisch wieder an Ort und Stelle. »Allora! Caffè, acqua minerale,

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