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Magdalenas Garten

Titel: Magdalenas Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gerstenberger
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champagner!« Das war keine Frage, sondern eine Aufforderung. Er grinste sie kurz an, dann fiel das Lächeln genauso schnell in sich zusammen, seine Augen schauten wieder ernst, aber nicht unfreundlich. Um dieses unglaublich tiefe Grün hinzubekommen, trägt er wahrscheinlich gefärbte Kontaktlinsen, dachte Magdalena. »Siediti!«
    Gehorsam setzte sie sich auf die Bank und beobachtete, wie lässig er die Espressokanne mit Kaffeepulver und Wasser befüllte. Da saß sie nun bei einem gut aussehenden fremden Mann in der Küche, und ihr Bauch kribbelte vor Glück, oder was auch immer das war. Fand er sie hübsch? Sie fand sich ja selbst hübsch, in jeder Schaufensterscheibe, an der sie vorbeiging, selbst in dem winzigen Spiegel, der im Wohnwagenei auf der Innenseite der Schranktür klebte, sah sie die fremde Silhouette ihres Kopfes, ihre hellen Augen hinter den dunklen Wimpern, und war immer wieder aufs Neue überrascht.
    Â»Also, erzähl mir, was du hier tust, Maddalena!«
    Â»Was ich hier tue?« Magdalena berichtete von ihrem Job in der Bar Elba und ihrer vergeblichen Wohnungssuche, dem einsamen Klo mit Ausblick auf die Wildnis, und sah, wie Roberto an dieser Stelle lächelte, seine Zähne waren extrem weiß und endeten alle auf einer Höhe, wie abgeschliffen. »Mmmmh, mmmh«, machte er, dann drehte er sich zu ihr und sagte: »Tu non sai cucinare.«
    Â»Nein!«, bestätigte sie lachend, sie konnte wirklich nicht kochen und hatte auch kein Problem damit, das zuzugeben.

    Â»Und segeln kannst du auch nicht!« Segeln!? Wie kam er jetzt darauf?
    Â»Doch, zufällig kann ich segeln.«
    Â»Ein bisschen.«
    Â»Nein, ein bisschen mehr.« Mit Opa Rudi hatte sie mehrere Kurse belegt, damals in Holland auf dem Ijsselmeer, abends hatten sie Knoten gelegt und Hering gegessen, grünen Matjes. Wie sollte sie ihm den Sportbootführerschein Binnen und See erklären, den sie neben ihrem Führerschein im Portemonnaie mit sich trug? »Ganz gut sogar.«
    Â»Also wohnst du am Meer.«
    Â»Nein, nicht direkt.«
    Â»A Berlino.«
    Â»Nein, Deutschland besteht ja nicht nur aus Meer, Berlin und Oktoberfest«, erklärte Magdalena, wieder lachend, sie freute sich an den italienischen Wörtern, die sich in ihrem Mund ganz mühelos zu Sätzen verbanden. »Ich wohne im Norden, nahe der holländischen Grenze.« Also sei sie eine Olandese statt einer Francese , meinte er.
    Â»Na ja, vielleicht meine Vorfahren.« Magdalena nickte, er hatte entweder nicht richtig zugehört oder schon wieder vergessen, dass sie Deutsche war. Wie kann ich ihn nur dazu kriegen, mich hier wohnen zu lassen?, zermarterte sie sich den Kopf. Genug Platz gibt es hier doch. In diese farblich wunderschön abgestimmte Küche passt ein Klappbett wie das von Matteo dreimal hinein.
    Roberto trank im Stehen seinen Espresso aus, während sie von ihrer Bank aus zu ihm hochschaute.
    Â»Ich habe heute Morgen übrigens abhauen müssen!« Magdalena erzählte von ihrer Flucht und hoffte, dass er noch einmal lachen würde.»Und du? Wie lange wohnst du denn schon hier?«, fragte sie dann beiläufig.

    Â»Ich habe das Haus schon seit drei Jahren jeden Sommer gemietet. Nur für mich allein, die Besitzerin legt Wert darauf und lässt nicht mit sich reden.« Mit den Fingern fuhr er sich wie mit einem Kamm durch seine braunen, dichten Haare und ordnete sie, ohne hinzuschauen. Dann schien ihm etwas einzufallen.
    Â»Eine amerikanische Freundin hat trotzdem mal ein paar Wochen bei mir gewohnt«, sagte er und führte sie vorbei an seinem Schlafzimmer in einen langen schmalen Vorraum, der als Windfang vor dem Ausgang zum Garten lag. Ein Klappbett passte hier auch herein, das sah sie sofort, und was »l’americana« konnte, war ihr schon lange recht, sie konnte nicht mehr in den Wohnwagen zurück …
    Â»Sie hat jede Menge hiergelassen.« Roberto schob einen Vorhang beiseite, der ein Regal verdeckte. »Alles nur Gerümpel«, stellte er kopfschüttelnd fest. »Das war letztes Jahr«, fügte er hinzu, weil sie sich umblickte, als könnte die vergessliche Amerikanerin jeden Augenblick aus dem Garten zur Tür hereinkommen. Er schaute ihr in die Augen, einen Moment zu lange, Magdalena wollte nicht als Erste wegschauen. Was hatte sie schon zu verlieren? Roberto grinste, öffnete, ohne sie aus den Augen zu lassen, die Glastür,

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