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Magdalenas Garten

Titel: Magdalenas Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gerstenberger
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französischen Frisur gesehen. Bist du wahnsinnig, dachte sie, nachdem du ihn neulich so beschimpft hast, ist deine Frisur bestimmt das Letzte, was ihn interessiert. Und vielleicht schläft Nina ja auch wieder in seinem Bett oder, noch schlimmer, eine andere Frau … Nein, keine andere Frau, hat er auf der Fähre nicht gesagt, Nina hätte Vorrang in seinem Leben?
    Gut, dann sollte es auch so bleiben!
    Magdalena machte kehrt und ging über die Tanzfläche in den hinteren Teil des Geländes, das immer noch verwildert aussah, bis die Zitronenbäume vor ihr auftauchten. Etwas Rotblaues hing wie eine Sperre zwischen den Pinien. Sie kletterte über die umgeknickten Latten des Holzzauns und sah beim Näherkommen, dass es eine Hängematte war, die jemand dort befestigt hatte. Matteo natürlich. Magdalena ging daran vorbei und inspizierte die Zitronenbäume, Matteo hatte die kleinen Plastikdosen, in denen das Gift gewesen war, an die Bäume gehängt. Falls jemand auf die Idee käme, sich einen Zitronensaft aus den Früchten pressen zu wollen, baumelten dort jetzt als Warnung Totenköpfe. Die Blüten der gesunden Bäume dufteten sogar noch, die anderen würden es hoffentlich überstehen. Langsam ging sie zur Hängematte, klaubte die herabgefallenen Piniennadeln vom Stoff und ließ sich vorsichtig hineingleiten. Die Matte schwankte unter ihrem Gewicht, es war schwer, es irgendwie bequem zu verteilen, doch dann lag sie endlich. Magdalena kreuzte die Hände über der Brust, die Wände der Hängematte umschlossen sie warm wie eine Muschel aus Stoff, ein Vogel
begann zu zwitschern, ihr alter Bekannter, der sie mit seinen ewig gleichen drei Tönen vor einigen Tagen unter dem Auto geweckt hatte. Wie viele Tage war das her? Zwei Wochen? Magdalena kam nicht mehr dazu, es nachzurechnen, sie schlief vorher ein.

19
    M agdalena öffnete die Augen und schloss sie sofort wieder, bitte nicht, er stand mit verschränkten Armen vor ihr und schien ihr schon eine ganze Weile zuzuschauen. Sie drehte den Kopf zur Seite und brummte ein verlegenes »Guten Morgen«.
    Â»Was ist passiert, ist dir der Roulotte abgebrannt, oder suchst du jemanden, der sich um dich kümmert ?« Benommen versuchte sie, sich aufzusetzen, gab aber auf, die Hängematte schwankte zu sehr. »Nein, wollte nur mal schauen, was ihr so macht.«
    Â»Morgens um halb neun?«
    Â»Ja!«
    Â»Wir machen gar nichts. Wir warten immer noch.«
    Â»Matteo? Warum passt du auf Nina auf? Es interessiert mich. Wirklich!« Es lag wahrscheinlich an ihrer Müdigkeit, sonst wären ihr die Worte nicht entwischt. Matteo antwortete nicht sofort, sondern inspizierte erst einmal die Zitronenbäume. Mit dem Rücken zu ihr sagte er schließlich:
    Â»Nina ist aus meinem Dorf, sie ging mit meiner kleinen Schwester in eine Klasse.« Er drehte sich um. »In Rom haben wir uns wieder getroffen, sie hatte sich gerade als Übersetzerin selbstständig gemacht, hatte ein Büro zusammen mit einer Freundin. Dann ist etwas passiert, wofür ich verantwortlich bin.
Egal, was ich gerade tue, wenn Nina mich braucht, würde ich alles liegen und stehen lassen, immer. Und das wäre unfair gegenüber anderen …« Er vollführte eine vage Geste in ihre Richtung, Magdalena hob abwehrend die Hände: »Nein, nein, nicht meinetwegen, ich möchte einfach nur Nina besser verstehen.« Er nickte, und in seinen Augen meinte sie so etwas wie Erleichterung zu erkennen.
    Â»Ich finde das toll, so einen Freund hätte ich auch gern«, sagte sie, ihr Lächeln ein wenig zu eifrig.
    Â» Ich finde toll, dass du es verstehst. Mehr kann ich dir im Moment nicht erzählen.« Er kickte mit dem Fuß nach einem Pinienzapfen. »Kommst du mit runter? Es hat keine Milch mehr, und Kaffee ist auch keiner da.«
    Â»Gerne.« Magdalena versuchte sich aus der Hängematte zu schwingen, gar nicht so einfach, ihr Hintern hing tief und wollte nicht hochkommen, sie strampelte eine Weile vergeblich, dann gab ihr Matteo die Hand und zog sie nach oben.
    Â»Sei una vera amica« , sagte er. Okay, dann war sie eben eine wahre Freundin, aber warum sprach er auf einmal Italienisch mit ihr?
    Â 
    Â»Geh schon mal voraus«, rief er ihr vor der Bar La Pinta zu, »ich muss nur noch was beim tabaccaio erledigen.« In der Bar bestellte Magdalena bei Giovanna einen starken caffè latte und einen dünneren

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