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Magdalenas Garten

Titel: Magdalenas Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gerstenberger
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Sitzgelegenheit in der Küche. Nina beugte sich mit schief gelegtem Kopf zu ihm hinunter, als ob sie ein kleines Tier beobachtete.
    Â»Entschuldige, Olmo, wir kommen vielleicht besser ein anderes Mal wieder«, sagte sie plötzlich und zog Magdalena aus der Küche und aus dem Restaurant. Magdalena funkelte Nina an: »Warum gehen wir jetzt? Wir hatten ihn doch fast so weit!«
    Â»Ich bezweifele, dass er es wirklich ist.«
    Â»Natürlich ist er es«, beharrte Magdalena, »das spüre ich! Er war früher ein Frauenheld, die Leute wissen das noch, vielleicht will er jetzt im Nachhinein für die Brasilianerin sein Image ändern.«
    Â»Aber die Zähne passen nicht!«, erwiderte Nina. »Ich habe sie tatsächlich einen Moment lang sehen können, sie sind übrigens ziemlich brüchig, und die Eckzähne sind nicht gerade klein, aber nicht so auffällig wie auf dem Foto.«
    Â»Ist das ein zahnärztlicher Befund, auf den wir uns berufen, oder ein unscharfes Foto?«
    Als Nina nicht antwortete, insistierte Magdalena:
    Â»Er will keine erwachsene Tochter, es ist ihm peinlich, und da bleibt eben nichts mehr übrig von der Großspurigkeit, mit der er uns noch vor Kurzem seine Heldentaten vorgetragen
hat. Da macht er lieber einen auf alten Mann, der früher nur schüchtern an der Gitarre zupfte.«
    Â»Ich glaube, du rennst da einem Wunschbild hinterher.«
    Â 
    Nina hatte sich somit aus dem Projekt »Olmo Spinetti die Vaterschaft nachweisen« zurückgezogen. Seltsamerweise hatte Magdalena Olmo in den letzten Tagen schon zweimal zufällig in Procchio getroffen. Sobald er sie sah, fing er wie eine Espressokanne auf dem Herd an zu zischen und zu brodeln und änderte seine Laufrichtung. Sie hatte keinen Vater gefunden, sich dafür aber einen Feind gemacht.
    Du siehst, ich fühle mich hier so wohl, dass ich Dich fragen wollte, ob es schlimm wäre, wenn ich noch zwei, drei weitere Wochen bleiben würde. Ich kann die Eisdiele nicht einfach im Stich lassen, jetzt, wo so viel los ist, das wäre nicht fair. Was hältst Du davon?
    Wunderbar, wie schonungslos sie Opa Rudi hier die Wahrheit auftischte … verdammt, warum schaffte sie es nicht? Sie löschte auch den letzten Absatz und haute die nächsten Worte in die Tastatur.
    Â 
    Falls Dir noch etwas zu Heidis ELBA-Aufenthalt einfallen sollte, schreib es mir bitte. Je mehr ich weiß, desto eher finde ich wahrscheinlich meinen VATER, und desto schneller bin ich wieder zu Hause.
    Â 
    Sie löschte das wahrscheinlich.
    Â 
    Wenn Du mir meine Post schicken willst, dann sende die wichtigsten Sachen bitte zu meinen Händen, c/o Bar ELBA, Via di Portoferraio 5, 10567 Isola d’ELBA (Ma), Italien
    Deine Magdalena

    Â 
    Ohne sie noch einmal durchzulesen, schickte Magdalena die Mail ab und machte sich auf den Weg zu Olmo. Sie war gerade in der richtigen Stimmung, heute würde sie ihn knacken, den früheren Weiberhelden. Es war um die Mittagszeit, und wenn sie sich nicht täuschte, sollte seine Brasilianerin morgen in Pisa eintreffen. Olmo schien wirklich Angst zu haben, dass sie ihm seine Zukunft als Familienvater ruinierte. »Wenn du es heute zugibst«, murmelte sie und schob ihren neuen Strohhut in den Nacken, »dann lasse ich dich fürs Erste in Ruhe. Aber nur dann.«

25
    S ie versetzte der Hängematte einen wütenden Schubs. Wenn man Evelina schon mal brauchte, war sie natürlich nicht da. Nina und Matteo waren auch nicht zu Hause, und Mikki machte sowieso nie die Tür auf. Er wurde eingeschlossen, wenn die anderen die Wohnung verließen, und merkte es nicht einmal. Erst jetzt fiel Magdalena der Kahlschlag unter den Zitronenbäumen auf. Meine Güte, was hatte Matteo getan?! Das schöne Gras, die Mohnblumen, alles hatte er niedergemetzelt, die Sense lehnte noch an der Mauer. Der gelbe Bewässerungsschlauch lag ordentlich aufgerollt in der Nähe der Zisterne, sie wollte darübersteigen, landete aber mit dem Fuß in den gelben Schleifen, die sich um ihre Knöchel schlangen und sie festhielten. Um ein Haar wäre sie lang hingeschlagen. Magdalena hob eine abgemähte Mohnblume auf, die schlapp auf dem gelb gewordenen Gras lag, und drehte sie in den Fingern. Die weißen Plastikdosen mit den Totenköpfen schaukelten leise im Wind zwischen den Zweigen der Zitronenbäume. Na danke, Matteo. Sie warf die Blume wieder auf den Grashaufen. Du hast aus

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