Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Magdalenas Garten

Titel: Magdalenas Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gerstenberger
Vom Netzwerk:
diesen Gelegenheiten mit einem Band ihre eigenen und anderer Menschen Oberschenkel, Fesseln oder Hüften und erging sich über die Vor- und Nachteile von Schönheitsoperationen in Osteuropa. Für ernsthaftere Themen war es einfach zu heiß.
    Â 
    Einen echten Feind habe ich mir inzwischen auch schon gemacht.
    Â 
    Sollte sie ihm das wirklich schreiben? Es würde ihn nur aufregen. Sie selbst beängstigte ihr Verhältnis zu Olmo Spinetti, der
immer ablehnender und wütender auf sie reagierte, ja auch. Sie löschte die Zeile wieder, vielleicht war es besser, ihm erst den gefundenen Vater zu präsentieren. Seitdem sie versucht hatte, Olmo mit Ninas Hilfe auszufragen, wich er ihr aus und kam abends nicht mehr in die Bar Elba .
    Kaum hatte er sie an jenem Nachmittag vor dem Giramondo bemerkt, hatte er sich in die Küche verdrückt, wo sie ihn zwischen dem Herd und dem Regal mit den pulverisierten Aromabrühen zur Rede stellten.
    Â»Nur einen Augenblick, wir sind gleich wieder weg«, hatte Nina begonnen, »schau dir bitte mal das Foto genau an, das Mädchen darauf heißt Heidi.«
    Olmo warf einen flüchtigen Blick auf das Bild.
    Â»Kenne ich!«
    Â»Ach …!« Nina und Magdalena guckten sich erstaunt an, so einfach hatten sie es sich nun doch nicht vorgestellt.
    Â»Das Foto kenne ich«, fuhr Olmo fort. »Hängt ja überall herum.«
    Â»Und die beiden da drauf kennst du auch?«
    Â»Nö. Nie gesehen.«
    Â»Das Mädchen nicht oder den Typ neben ihr?«
    Â»Beide nicht. Wie hast du gesagt, soll sie heißen? Heidi? Kann sein, dass ich mal eine Heidi kannte, aber nicht die da. Bin mir ziemlich sicher.« Er gab ihr das Foto zurück und schob ein paar Plastikbeutel mit gefrorenen Scampi auf der überfüllten Arbeitsfläche hin und her. Nina starrte Magdalena an und schüttelte den Kopf. Was soll das jetzt heißen?, dachte sie. Er lügt, oder er ist es nicht? Während Olmo Alufolie von einer Rolle abriss und um einen Klumpen gekochtes Fleisch zu wickeln versuchte, fragte er betont beiläufig: »Warum, was ist denn mit denen?«
    Â»Wir denken, dass du das bist auf dem Foto!« Nina strahlte
Olmo mit dem übertriebenen Charme einer amerikanischen Schönheitskönigin an.
    Â»Ich?? Der da? Nur weil der Typ schwarze Haare hat? Das könnte doch jeder sein!«
    Â»Wir denken das trotzdem!« Sie zeigte ihm immer noch alle ihre Zähne. Olmo stöhnte, nahm Nina die Fotografie aus der Hand und betrachtete sie noch einmal genauer. Magdalena meinte, ein versonnenes Lächeln auf seinem Gesicht zu erkennen, und stieß Nina in die Seite. Jetzt hatten sie ihn!
    Â»Rein theoretisch«, sagte Nina betont langsam, »rein theoretisch könnte es doch sein, dass du mehr Kinder in deinem Leben gezeugt hast als nur dieses eine, neue im Bauch deiner Brasilianerin, oder? Herzlichen Glückwunsch und alles Gute übrigens.« Nun war sie ganz mütterliche Lehrerin, Hebamme, Gemeindeschwester. Olmos Gesicht verdüsterte sich.
    Â»Ich weiß nicht, was ihr vorhabt, aber wenn Rosita das herausbekommt, dann ist hier … na ihr wisst schon, wie eifersüchtig diese lateinamerikanischen senhoritas sind.«
    Â»Also bist du das auf dem Foto!?«
    Â»Nein! Verdammt…« Den restlichen Fluch verstand Magdalena nicht, irgendwas mit Gott.
    Â»Was soll deine Rosita denn dann herausbekommen?«
    Â»Allein der Verdacht, dass in meinem Leben irgendwann mal etwas mit anderen Frauen gelaufen ist, würde sie rasend machen!«
    Â»Meine Güte, sie weiß doch, dass du … wie alt bist du eigentlich?«
    Â»Fünfzig.« Seine Stimme war belegt.
    Â»Wir werden diskret sein!« Aus Ninas Mund klang das wie eine Drohung.
    Â»Wann soll das gewesen sein? Ich kann mich nicht erinnern, ich kann mich an vieles nicht mehr erinnern …« Olmo rieb
sich mit dem Handrücken über die hohe zerfurchte Stirn, er wirkte plötzlich verzweifelt und beinahe noch älter als Rudi.
    Â»Im Sommer neunzehnhundertneunundsiebzig«, sagte Magdalena leise. Olmo legte die Hände vor sein Gesicht und massierte sich die Schläfen.
    Â»Ich war immer der, von dem alle dachten, dass ich was mit den Frauen hätte, aber das sah nur so aus. Ich spielte Gitarre am Lagerfeuer, und die anderen verdrückten sich mit den Mädchen, so war das eigentlich.« Er setzte sich auf eine Kühlbox aus Plastik, die einzige

Weitere Kostenlose Bücher