Maggie O´Dell 01 - Das Boese
Flur hinunter, die Nerven in höchster Anspannung. „Was ist los, Maggie?“
Das gedämpfte Klingeln hielt an, doch sie kamen ihm näher. Schließlich drückte Maggie die letzte Tür zur Linken auf, und das Geräusch ertönte laut und deutlich.
„Wem gehört dieses Zimmer?“ fragte sie, im Türrahmen stehend.
Wieder wirkte Pater Keller wie gelähmt. Er sah verwirrt aus, aber auch pikiert.
„Pater Keller, würden Sie bitte das Handy holen?“ bat sie höflich, lehnte sich gegen den Türrahmen und vermied es, einzutreten. „Es klingt, als läge es in einer Schublade dort.“
Der Priester bewegte sich immer noch nicht und starrte nur ins Zimmer. Der ständige Signalton ging Nick auf die Nerven. Dann erkannte er, dass Maggie die Nummer des anderen Telefons gewählt hatte, denn Christines Handy blinkte im Rhythmus des Klingelzeichens.
„Pater Keller, bitte holen Sie das Telefon“ , bat sie erneut.
„Das ist Rays Zimmer. Ich halte es nicht für angemessen, seine Sachen zu durchwühlen.“
„Bitte, holen Sie einfach das Telefon. Es ist ein kleines schwarzes zum Aufklappen.“
Er sah sie verwundert an, ging jedoch langsam und zögerlich ins Zimmer. Innerhalb von Sekunden hörte das Klingeln auf. Er kehrte zurück und übergab ihr das kleine schwarze Gerät. Sie warf es Nick zu.
„Wo ist Mr. Howard, Pater Keller? Er muss uns ins Sheriff Department begleiten und einige Fragen beantworten.“
„Er säubert vermutlich die Kirche. Ich hole ihn.“
Nick wartete, bis Pater Keller außer Sichtweite war.
„Was ist hier los, Maggie? Warum willst du plötzlich unbedingt Ray Howard befragen? Und warum hast du dieses Handy angerufen. Woher kanntest du überhaupt Rays Nummer?“
„Ich habe nicht seine Nummer gewählt, Nick. Ich habe mein Handy angewählt. Das ist nicht sein Handy, sondern meins. Es ist das, das ich im Fluss verloren habe.“
65. KAPITEL
Christine wand sich in dem Drehstuhl, um bequem zu sitzen, was der Rothaarigen mit der Make-up-Palette einen Unmutslaut entlockte. Wie zur Strafe gab sie noch mehr Rouge auf Christines Wangen.
„Wir gehen in zehn Minuten auf Sendung“ , sagte der große Mann mit dem Kopfhörer auf dem kahlen Schädel.
Christine fühlte sich angesprochen und nickte. Dann merkte sie, dass er ins Mundstück seines Kopfhörers sprach. Er beugte sich hinunter und befestigte ein kleines Mikrofon an ihrem Kragen, dabei waren die Lichtreflexe auf seinem kahlen Schädel nicht zu übersehen. Das grelle Licht blendete sie, die Hitze war unangenehm und verstärkte ihre Nervosität. Ihre Handflächen waren feucht. Sicher war es nur eine Frage der Zeit, bevor ihr Make-up wegzufließen begann - blauer Lidschatten, beige Grundierung und schwarze Maskara, alles ineinander.
Im Sessel gegenüber saß eine Frau. Sie ignorierte Christine, während sie die Seiten durchblätterte, die man ihr soeben gereicht hatte. Als der Kahlkopf auch bei ihr ein Mikro anbringen wollte, schlug sie ihm auf die Hand, nahm es ihm ab und befestigte es selbst.
„Ich hoffe, ihr habt den verdammten Teleprompter eingeschaltet, denn das hier benutze ich nicht!“ Sie warf eine Hand voll Blätter ins Studio, und eine eilfertige Gehilfin krabbelte über den Boden und sammelte alles wieder auf.
„Er ist eingeschaltet“ , versicherte der Mann geduldig.
„Ich brauche Wasser! Da steht kein Wasser auf dem Beistelltisch!“
Dieselbe Gehilfin stellte rasch einen Einwegbecher hin.
„Ein richtiges Glas!“ Sie schlug ihr den Becher fast aus der Hand. „Ich brauche ein richtiges Glas und einen Wasserkrug. Um Himmels willen, wie oft muss ich denn das noch sagen?“
Plötzlich erkannte Christine sie, es war Darcy McManus, die Abendmoderatorin des Senders. Vielleicht war sie es nicht gewöhnt, die Morgennachrichten zu moderieren. Im grellen Licht sah Darcys Gesicht wettergegerbt aus mit harten Linien um Augen und Mund. Ihr sonst schimmerndes schwarzes Haar wirkte spröde und unnatürlich.
Der grellrote Lippenstift wirkte im Kontrast zur hellen Haut aufdringlich, bis die rothaarige Maskenbildnerin eine dicke Lage Make-up auftrug, das Sonnenbräune vortäuschte.
„Eine Minute, Leute!“ rief der Mann mit dem Kopfhörer.
Darcy McManus entließ die Maskenbildnerin mit einer scheuchenden Handbewegung. Dann stand sie auf, glättete ihren zu kurzen Rock, richtete sich die Jacke, prüfte ihr Aussehen in einem Taschenspiegel und setzte sich wieder. Christine wurde sich bewusst, dass sie Darcy die ganze Zeit wie hypnotisiert
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