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Maggie O´Dell 01 - Das Boese

Maggie O´Dell 01 - Das Boese

Titel: Maggie O´Dell 01 - Das Boese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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abgestellten Wagens lassen, wenn er wusste, dass wir ihm auf den Fersen sind? Besonders, wenn er für die falschen Beweise im Fall Jeffreys verantwortlich war?“
    Genau das hatte Nick sich auch gefragt. Trotzdem wollte er, dass dieser Fall endlich zum Abschluss kam. „Mein Dad hat durch die Blume zugegeben, dass er von den platzierten Beweisen wusste.“
    „Er hat das zugegeben?“
    „Sagen wir, er hat zugegeben, dass er die Diskrepanzen ignoriert hat.“
    „Glaubt dein Vater, dass Eddie der Killer ist?“
    „Er ist überzeugt, dass Eddie es nicht ist.“
    „Was dich natürlich umso mehr überzeugt, dass er es ist.“
    Sie kannte ihn wirklich gut. „Timmy hat ein Feuerzeug vom Täter. Es ist mit dem Emblem des Sheriff Department bedruckt. Dad gab die Dinger zur Belohnung aus, nicht viele, nur fünf. Eines bekam Eddie.“
    „Feuerzeuge kann man verlieren.“ Sie stand auf und ging langsam zum Fenster, diesmal so in Gedanken, dass sie den rückwärtigen Schlitz im Krankenhaushemd vergaß. Allerdings konnte er von seinem Standpunkt aus nur einen Streifen Rücken und Schulter sehen. In dem Hemd wirkte sie klein und zart. Er stellte sich vor, sie zu umschlingen, stundenlang mit ihr zusammenzuliegen, die Hände über die glatte Haut und die Haare fahren zu lassen und sich lange Zeit in ihrer Liebe zu verlieren.
    Allmächtiger, woher kamen nur solche Wünsche? Erschöpft drückte er mit Daumen und Zeigefinger auf die Augen, um die Bilder seiner Fantasie zu vertreiben. „Du denkst immer noch, es ist Keller?“ fragte er, obwohl er die Antwort kannte.
    „Ich weiß nicht. Vielleicht will ich bloß nicht zugeben, dass ich meine Instinkte verliere.“
    Das konnte Nick nachvollziehen.
    „Eddie entspricht nicht deinem Profil?“
    „Der Mann in dem Erdloch war nicht irgendein Hitzkopf, der die Geduld verliert und dann kleine Jungen aufschlitzt. Er hat eine Mission ausgeführt, eine wohl überlegte und geplante Mission. Ich glaube wirklich, dass er irgendwie denkt, er rettet diese Jungen.“ Sie sah aus dem Fenster und wich seinem Blick aus.
    Er hatte nicht gefragt, was vor seinem Auftauchen in dem Erdkeller geschehen war. Die Botschaften des Täters, der Bezug zu Albert Stucky, das betraf sie alles sehr persönlich. Vielleicht konnte er sich nicht mehr auf ihre Objektivität verlassen.
    „Was sagt Timmy?“ Sie wandte sich ihm wieder zu. „Kann er Eddie identifizieren?“
    „Gestern Abend schien er sicher zu sein, aber das war gleich, nachdem Eddie ihn die Klippe hinuntergejagt und geschnappt hatte. Eddie behauptet, Timmy im Wald entdeckt und verfolgt zu haben, um ihn zu retten. Heute Morgen gab Timmy zu, das Gesicht seines Entführers nie gesehen zu haben. Aber es kann doch nicht alles bloßer Zufall sein, oder?“
    „Nein, es klingt, als hättest du den Fall geklärt.“ Sie zuckte die Achseln.
    „Aber habe ich auch den Täter?“

96. KAPITEL
    Er stopfte seine wenigen Sachen in den alten Koffer und fuhr mit den Fingern über das Material, billiges Vinyl, das leicht brach. Die Zahlenkombination des Schlosses hatte er vor Jahren vergessen. Jetzt verschloss er ihn einfach nicht mehr. Sogar der Griff bestand nur aus einer Masse Klebeband, klebrig im Sommer, hart und kratzig im Winter. Er war das Einzige, was ihm von seiner Mutter geblieben war.
    In der Nacht, als er von zu Hause weglief, hatte er ihn seinem Stiefvater unter dem Bett weg gestohlen. Sein Zuhause war nie ein Zuhause gewesen, erst recht nicht nach dem Tod der Mutter. Ohne sie war das zweistöckige Steinhaus zum Gefängnis geworden. Drei Wochen lang hatte er jede Nacht seine Strafe erhalten, ehe er türmte.
    Sogar in der Nacht seiner Flucht hatte er gewartet, bis sein Stiefvater mit ihm fertig war und erschöpft zusammensackte. Danach hatte er den Koffer seiner Mutter geholt und gepackt, während ihm das Blut an den Innenseiten der Schenkel hinabgelaufen war. Im Gegensatz zu seiner Mutter hatte er sich nie an das tiefe gewalttätige Eindringen gewöhnt, und seine Tränen hatten ihn nicht geheilt. In jener Nacht hatte er kaum gehen können. Trotzdem hatte er die sechs Meilen zur katholischen Kirche unserer Heiligen Mutter von Lourdes geschafft, wo Pater Daniel ihm Unterschlupf gewährte.
    Für Unterkunft und Essen hatte er einen ähnlichen Preis zahlen müssen, aber wenigstens war Pater Daniel freundlich, sanft und klein. Keine Risse und Prellungen mehr, nur noch die Demütigung, die er als Teil seiner Strafe akzeptierte. Schließlich war er ein Mörder.

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