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Maggie O´Dell 01 - Das Boese

Maggie O´Dell 01 - Das Boese

Titel: Maggie O´Dell 01 - Das Boese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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kaltblütiger Mörder gewesen war, hatte ihn zum idealen Sündenbock gemacht.
    Im Umkreis von etlichen Blocks um die Schule eilten verängstigte Eltern mit ihren Kindern wie Ratten die Straßen entlang und standen in Trauben an jeder Kreuzung. Sie setzten ihre Sprösslinge am Straßenrand ab und warteten, bis sie in der Schule verschwanden. Bisher hatten sie ihre Kleinen kaum beachtet, sie stundenlang allein gelassen und Schlüsselkind für ein Kosewort gehalten. Sie brachten ihnen Wunden und Narben bei, die, wenn es andauerte, ein Leben lang schmerzten. Genau diese Eltern begannen zu 1ernen. Er tat ihnen einen Gefallen, erwies ihnen sogar einen wertvollen Dienst.
    Der Wind verhieß Schnee. Beißend kalt peitschte er Jacken und Röcke, die bald nicht mehr ausreichend wärmten. Dabei dachte er an die Decke im Kofferraum. Waren noch Blutflecke darauf? Er versuchte sich zu erinnern, versuchte zu denken, während er die Ratten beobachtete, die Bürgersteige und Kreuzungen verstopften. An einem Haltesignal blieb er stehen und wartete auf den Lotsen. Ein Rattenstrom überquerte die Straße. Jemand erkannte ihn und winkte. Er winkte zurück.
    Nein, er hatte die Decke gewaschen. Sie war nicht mehr blutig. Das Bleichmittel hatte Wunder gewirkt. Und sie würde wärmen, sollte es noch kälter werden.
    Während er aus der Stadt fuhr, bemerkte er eine Gänseschar am Himmel, sie flogen in Formationen wie Kampfpiloten von der Militärbasis. Er kurbelte das Fenster herunter und lauschte. Die Schreie hallten durch die frische Morgenluft. Ja, diesmal würden die dicken, geblähten Wolken Schnee mitbringen, keinen Regen. Er fühlte es in den Knochen.
    Er hasste Kälte und Schnee. Sie erinnerten ihn an zu viele Weihnachtsfeste, an denen er die wenigen Geschenke ausgepackt hatte, die seine Mutter heimlich für ihn unter den Baum legte. Ihrem Wunsch gemäß war er am Weihnachtsmorgen immer sehr früh aufgestanden, um Geschenke auszupacken. Das hatte er so leise gemacht, dass er hörte, wie seine Mutter nebenan im Schlafzimmer seinen Vater beschäftigte.
    Sein Stiefvater hatte nie Verdacht geschöpft, dankbar für die frühmorgendliche Gabe. Hätte er von den Geschenken erfahren, wären sie beide für das frivole Verschwenden seines hart verdienten Geldes verprügelt worden. Solche Prügel an Weihnachten hatten ihre heimliche Tradition begründet.
    Er bog auf die Old Church Road ab und fuhr am Fluss entlang. Das Flussufer glühte in strahlenden Rot-, Orange- und Gelbtönen. Der Schnee würde all das zerstören, die lebhaften Farben bedecken und einen weißen Schleier des Todes ausbreiten.
    Es war nicht mehr weit. Plötzlich erinnerte er sich an die Baseballkarten. Vorgebeugt suchte er hektisch in allen Jackentaschen, während er mit einer Hand steuerte. Der Wagen schwang scharf nach rechts. Ein Reifen rutschte in eine tiefe Rinne, ehe er das Steuer herumwarf und ihn wieder unter Kontrolle brachte. Endlich spürte er den Kartenpacken in der Gesäßtasche seiner Jeans.
    Er bog von der Straße in einen Hain ab. Der Baldachin aus Ästen und Blättern schlug gegen den Wagen, als er anhielt. Er stopfte die verstreuten Lebensmittel wieder in die Tüte, nahm sie auf den Arm und stieg aus. Er öffnete den Kofferraum und nahm die aufgerollte und mit einem Seil zusammengebundene dicke Wolldecke hoch und schlang sie sich über die Schulter. Als er den Kofferraumdeckel zuschlug, hallte das Echo von Bäumen und Wasser zurück.
    Es war still und friedlich trotz des Windes, der flüsternd um die Bäume strich und Kälte versprach. Er verwischte den Geruch des Flusses, diese wunderbar dumpfe Mischung aus Fisch, Verrottung und Verwesung. Er blieb stehen und betrachtete das in kleinen Wellen schnell fließende Gewässer, das Treibholz und anderen Abfall mit sich führte. Es war lebendig und gefährlich mit zerstörerischer Kraft. Es hatte die Macht zu heilen und zu reinigen.
    Die schlammigen Blätter verbargen die Holztür so gut, dass selbst er ein wenig suchen musste, ehe er sie fand. Er befreite sie von Abfall, packte mit beiden Händen zu und riss und zog, ehe sie sich knarrend öffnete. Ein Lichtschimmer erhellte schwach die Stufen, als er hinabstieg. Sofort schlug ihm der Geruch nach feuchter Erde und Verwesung entgegen. Am Boden angelangt, stellte er Tüte und Decke ab.
    Er zog die Gummimaske aus der Jackentasche. Sie war besser als die Skimaske, weniger beängstigend und der Jahreszeit eher angemessen. Trotzdem hasste er das verdammte Ding, aber noch

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