Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maggie O´Dell 01 - Das Boese

Maggie O´Dell 01 - Das Boese

Titel: Maggie O´Dell 01 - Das Boese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
Vom Netzwerk:
überhaupt eine Waffe tragen? Natürlich. Das war ja wohl lächerlich.
    Sie blickte über die Schulter, als erwarte sie, dass ein Sarg den Mittelgang hinabgerollt wurde. Sie hörte immer noch das leise Klacken der Rollen und das sachte Auftreten Dutzender Lederschuhe, die im Gleichschritt hinter dem Sarg ihres Vaters hermarschierten. Als sie aufsah, merkte sie, dass Sheriff Morrelli sie am Altar wartend beobachtete.
    „Alles okay?“
    Er hatte ihr Hotelzimmer um fünf Uhr morgens verlassen, um heimzufahren, zu duschen und sich umzuziehen. Sie erkannte ihn kaum wieder. Das kurze Haar war ordentlich zurückgekämmt, das Gesicht glatt rasiert. Es bekam durch die kleine, jetzt deutlicher sichtbare Narbe am Kinn eine leicht verwegene Note. Unter seiner Jeansjacke trug er ein weißes Hemd mit schwarzer Krawatte, dazu saubere Jeans und schwarze Cowboystiefel. Das war alles andere als die übliche braune Uniform seiner Mitarbeiter, trotzdem wirkte er offiziell. Vielleicht lag es an seiner straff aufrechten Haltung.
    „Agentin O‘Dell, ist alles in Ordnung mit Ihnen?“ erkundigte er sich erneut.
    Sie sah sich in der Kirche um. Für eine Kleinstadt wie Platte City war sie groß, und Maggie konnte sich nicht vorstellen, dass die vielen Reihen von Holzbänken stets gefüllt waren.
    „Alles in Ordnung“ , beteuerte sie schließlich und bedauerte, mit der Antwort gewartet zu haben, denn Sheriff Morrelli schien besorgt zu sein. Seine geschwollenen Augen verrieten noch Müdigkeit. Sie hatte die Spuren des Schlafmangels mit Make-up zu überdecken versucht. „Die Kirche wirkt so groß“ , sagte sie und versuchte, ihre Zerstreutheit zu erklären.
    „Sie ist vergleichsweise neu. Die alte Kirche war eine kleine Landkapelle etwa fünf Meilen südlich der Stadt. Platte City ist gewachsen. Die Einwohnerzahl hat sich in den letzten zehn Jahren praktisch verdoppelt. Meistens ziehen Leute hierher, die das Leben in der Stadt satt haben. Sie fahren zur Arbeit entweder nach Omaha oder Lincoln. Irgendwie ironisch, was? Die Leute flüchten vor der Großstadtkriminalität hierher, weil sie ihre Kinder in Sicherheit aufziehen wollen.“ Die Hände in den Hosentaschen, blickte er über ihren Kopf hinweg.
    „Kann ich Ihnen helfen?“ Ein Mann kam durch den Spalt des Vorhangs hinter dem Altar.
    „Wir suchen Pater Francis“ , sagte Nick Morrelli, ohne weitere Erläuterungen abzugeben.
    Der Mann beäugte sie argwöhnisch. Obwohl er einen Besen in der Hand hatte, trug er eine dunkle Anzughose, ein weißes Hemd und dazu eine dunkelbraune Strickjacke. Trotz seiner grau melierten Haare wirkte er jung. Als er näher kam, bemerkte Maggie, dass er leicht hinkte und schneeweiße Tennisschuhe trug.
    „Was wollen Sie von Pater Francis?“
    Nick Morrelli sah Maggie an, als frage er, wie viel sie preisgeben konnten. Ehe er etwas erwiderte, schien der Mann ihn jedoch zu erkennen.
    „Warten Sie eine Minute. Ich weiß, wer Sie sind.“ Er sagte das wie eine Anklage. „Waren Sie nicht Quarterback bei den Nebraska Cornhuskers? Sie sind Morrelli, Nick Morrelli, 1982 bis 83.“
    „Sie sind ein Fan der Cornhuskers?“ Nick lächelte, erfreut, erkannt worden zu sein. Maggie bemerkte, dass er Grübchen hatte, wenn er lächelte. Er war also Quarterback gewesen. Warum überraschte sie das nicht?
    „Ich bin ein großer Fan. Ich heiße Ray ... Ray Howard. Ich bin erst letzten Frühling hierher zurückgekommen. Da drüben haben sie nicht viele Spiele übertragen. Es war schrecklich, einfach schrecklich. Ich habe selbst auch ein bisschen gespielt.“ Er plapperte aufgeregt weiter. „In der High School, an der Omaha Central. Sogar Dr. Tom kam, um mich zu testen. Dann habe ich mir mein Knie kaputt gemacht. In unserem letzten Spiel gegen die Creighton Prep, ausgerechnet diese Schlappschwänze. Ich habe mir das Knie verdreht und konnte nicht mehr spielen.“
    „Das tut mir Leid“ , sagte Nick.
    „Ja, die Wege des Herrn sind seltsam. Also ist das hier Ihre Frau?“ Endlich bemerkte er Maggie. Sie sah, wie sein Blick über ihren Körper glitt, und widerstand dem Drang, ihr Jackett zuzuknöpfen.
    „Nein, wir sind nicht verheiratet.“ Nick wirkte leicht verlegen.
    „Dann ist sie Ihre Verlobte, was? Deshalb wollen Sie vermutlich zu Pater Francis. Er hat Hunderte getraut.“
    „Nein, wir sind nicht ...“
    „Wir müssen ihn in einer offiziellen Angelegenheit sprechen“ , unterbrach Maggie ihn und ersparte ihm weitere Peinlichkeiten. Der Mann sah sie an und wartete

Weitere Kostenlose Bücher