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Maggie O´Dell 02 - Das Grauen

Maggie O´Dell 02 - Das Grauen

Titel: Maggie O´Dell 02 - Das Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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die Fernbedienung das aus zehn Schritt Entfernung schaffte. „Ich muss nur eine Flasche Wein mitnehmen und dachte mir, ich gönne dir das Geschäft anstelle von Sheps.“
    „Ach wirklich?“ Er sah sie mit hochgezogenen Brauen an, lächelte dann aber. „Nun, da bin ich dir dankbar. Aber du brauchst keine Entschuldigung, um uns zu besuchen, Tessy. Du weißt, du bist uns immer willkommen.“
    „Danke, Louie.“
    Plötzlich kam sie sich wieder wie die rast- und orientierungslose Bardame vor, die sie vor fünf Jahren gewesen war. Würde sie ihre Vergangenheit je abschütteln?
    „Komm schon“, sagte Louie und legte ihr einen muskulösen Arm um die Schultern.
    Auf hohen Absätzen war Tess um einiges größer als er, so dass sich die Drachentätowierung auf seinem Arm strecken musste.
    Die Mischung aus Körper- und Frittengeruch schlug ihr auf den Magen, allerdings nicht vor Ekel, sondern vor Heimweh. Dann dachte sie an Daniel. Er würde später den Zigarettenrauch und die fettigen Burger riechen. Damit wäre ihre Feier beendet.
    „Ach, Louie, mir ist gerade eingefallen, dass ich etwas im Büro vergessen habe.“ Sie drehte sich um und schlüpfte unter seinem Arm hindurch.
    „Und das kann nicht ein paar Minuten warten?“
    „Nein, tut mir Leid. Mein Boss knüpft mich auf, wenn ich mich nicht gleich um die Sache kümmere.“ Sie öffnete die Tür mit der Fernbedienung und stieg ein, ehe Louie Gelegenheit zu weiteren Einwänden hatte. „Ich komme später vorbei“, rief sie durch das halb offene Fenster und wusste genau, dass sie das nicht tun würde.
    Sie legte den Gang ein, rollte langsam die schmale Gasse entlang und beobachtete Louie im Rückspiegel. Er wirkte eher verwirrt als sauer. Das war gut. Sie wollte nicht, dass Louie sauer auf sie war, und wunderte sich, dass es ihr so viel ausmachte.
    Sie bog auf die Hauptstraße ein und trat das Gaspedal durch, sobald sie außer Sichtweite war. Dennoch dauerte es einige Meilen, ehe sie wieder ruhig atmen konnte und das Radio hörte, anstatt des eigenen Pulsschlags. Dann fiel ihr ein, dass sie an Sheps Spirituosenladen vorbeigefahren war. Egal. Sie hatte nicht mehr das Gefühl, eine Feier zu verdienen. Deshalb versuchte sie an ihren Erfolg zu denken und nicht an ihre Vergangenheit. Vor lauter Konzentration beachtete sie die dunkle Limousine nicht, die ihr folgte.

7. KAPITEL
    Ehe Gwen oder die Pizza kam, schenkte Maggie sich einen zweiten Scotch ein. Sie hatte nicht mehr an die Flasche gedacht, bis sie ihr aus der Kiste entgegenstarrte - ein notwendiges Gegenmittel bei dem entsetzlichen Kisteninhalt. Die Kiste trug die Aufschrift #34666. Die Nummer war Albert Stuckys Akte zugeteilt worden. Vielleicht war es kein Zufall, dass seine Akte mit 666 endete.
    Direktor Cunningham wäre außer sich, wenn er wüsste, dass sie sich Stuckys offizielle Akte kopiert hatte. Aber das hier waren ihre Unterlagen. Sie jagte Stucky schon lange. Sie hatte sich jeden Tatort, wo er gequält und Leichen zerstückelt hatte, angesehen und hatte nach Fasern, Haaren und fehlenden Organen gesucht, und nach irgendetwas, das ihr verraten hätte, wie sie ihn fangen konnte. Sie hatte ein Anrecht auf diese Akte und betrachtete sie als seltsame Dokumentation eines Teils ihres Lebens.
    Nach ihrem ungeplanten Ausflug zum Tierarzt hatte sie erst einmal geduscht. Ihr UVA-T-Shirt weichte im Waschbecken ein, doch die Blutflecken gingen vielleicht nie wieder raus. Das T-Shirt war ausgeleiert und verblichen, aber komischerweise hing sie an ihm. Manche Leute sammelten Zeitungsausschnitte, sie sammelte T-Shirts.
    Die Jahre an der Universität von Virginia waren gute Jahre gewesen. Damals hatte sie entdeckt, dass sie ein eigenes Leben besaß und nicht nur die Betreuerin ihrer Mutter war. Dort hatte sie auch Greg kennen gelernt. Sie sah auf die Uhr, dann auf ihr Handy, um sicherzugehen, dass es eingeschaltet war. Greg hatte ihren Anruf wegen des fehlenden Kartons immer noch nicht erwidert. Er ließ sie absichtlich warten, aber sie wollte sich nicht darüber ärgern. Nicht heute Abend. Sie war einfach zu erschöpft für Emotionen.
    Die Türglocke läutete. Maggie sah wieder auf die Uhr. Wie üblich kam Gwen zehn Minuten zu spät. Sie zog ihr Hemd herunter, damit es die im Hosenbund steckende Smith & Wesson verbarg. Die Waffe war ihr in letzter Zeit ein so normales Accessoire geworden wie ihre Armbanduhr.
    „Ich weiß, ich bin spät“, sagte Gwen, noch ehe die Tür ganz offen war. „Der Verkehr war die Hölle.

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