Maggie O´Dell 02 - Das Grauen
aus, als hätten sie vierundzwanzig Stockwerke lang die Luft angehalten.
Detective Ford hatte sie und Nick vor dem Eingang abgesetzt und war nach Haus gefahren, um seiner Frau zu erklären, warum er an seinem freien Tag wie ein Müllcontainer stank. Nicks Zimmerlag im Südturm des riesigen Hotelkomplexes, was erklärte, warum sie sich nicht früher über den Weg gelaufen waren. Was darüber hinaus bedeutete, dass zwei Fahrstühle desinfiziert werden mussten.
Zu dritt hatten sie Stunden damit verbracht, Müllbehälter und Eimer zu durchwühlen und auf Tischen im Freien, Fenstersimsen, Feuerleitern und in Blumenkästen nach abgestellten Speisebehältern zu suchen. Maggie hatte nicht mal bemerkt, wie die dicken, dunklen Gewitterwolken herangerollt waren, bis der Wolkenbruch losbrach und sie Schutz suchen mussten. Wäre sie allein gewesen, sie hätte die Suche fortgesetzt. Der Regen tat ihr gut, lockerte ihre Anspannung und vertrieb ein wenig ihren Gestank. Doch die Blitze und das Donnergrollen machten sie nervös.
Detective Ford hatte ihr versichert, dass Albert Stucky natürlich ein Verdächtiger im Mordfall Rita war, auch wenn sie die fehlende Niere nicht gefunden hatten. Sie verstand nicht ganz, warum Stucky von seinem Schema abgewichen war. Oder hatte irgendjemand den Speisebehälter mit nach Hause genommen? War es möglich, dass jemand ihn in den Kühlschrank gestellt hatte, ohne zu ahnen, was darin war? Sie mochte gar nicht daran denken. Mehr als suchen konnten sie im Moment jedoch nicht.
Beim Betreten ihres Zimmers bemerkte sie die rote Lampe auf dem Anrufbeantworter. Sie nahm den Hörer auf und drückte die entsprechenden Nummern ein, um ihre Nachricht abzurufen. Sie war Notrufe wegen ihrer Mutter gewöhnt, die so häufig Selbstmordversuche beging, wie andere Frauen sich eine Maniküre genehmigten. Hoffentlich gaben ihre neuen Freunde auf sie Acht. Wer konnte der Anrufer sein? Es gab nur eine Mitteilung, und die war als dringend gekennzeichnet.
„Agentin O’Dell? Hier spricht Anita Glasco. Ich rufe im Auftragdes stellvertretenden Direktors Cunningham an. Er möchte Sie morgen früh um neun in seinem Büro sprechen. Bitte rufen Sie zurück, falls Sie den Termin nicht halten können. Danke und eine sichere Heimreise, Maggie.“
Anitas beruhigende Stimme ließ Maggie lächeln. Die Nachricht als solche machte sie leicht nervös. Sie lauschte den Anweisungen im Hörer, drückte die angegebene Nummer, um die Nachricht zu löschen, und legte auf. Hin und her gehend versuchte sie ihre Verärgerung zu unterdrücken. Cunningham sorgte dafür, dass sie sofort zurückkehrte. Er wusste, dass sie ihm niemals die Bitte abschlug, sie sprechen zu wollen. Sie fragte sich, was er bereits über Ritas Ermordung wusste oder ob er überhaupt erwog, sich der Sache anzunehmen. Wahrscheinlich hatte Delaney es so dargestellt, als verlöre sie den Verstand und habe sich nur eingebildet, Stucky gesehen zu haben.
Sie sah auf ihre Armbanduhr und kratzte etwas Trockenes, Verkrustetes vom Glas. Ihr blieben noch sechs Stunden bis zu ihrem umgebuchten Abendflug. Es war der Letzte heute nach Washington. Wenn sie den Termin mit Cunningham morgen früh halten wollte, konnte sie sich keine Verzögerung mehr leisten.
Aber wie konnte sie Kansas City verlassen, solange Albert Stucky hier war, in der Nachbarschaft herumlungerte und vielleicht in dieser Minute sein nächstes Opfer aussuchte?
Sie prüfte die Tür und vergewisserte sich, dass sie abgeschlossen war. Dann legte sie die Kette vor und rammte zusätzlich die Lehne eines schräg gestellten Holzstuhles unter den Türknauf. Sie zog sich bis auf die Unterwäsche aus und stopfte ihre stinkende Kleidung in den Plastikbeutel für die chemische Reinigung. Da es immer noch roch, packte sie den Beutel in weitere Beutel, bis der Gestank eingesperrt war.
Sie nahm die Smith & Wesson mit ins Bad und legte sie auf dieAblage. Bei offener Badezimmertür zog sie Slip und BH aus und sprang unter die Dusche.
Das prasselnde Wasser massierte ihr die Haut. Sie stellte die Temperatur so hoch, wie sie es ertrug, um nicht nur den Gestank loszuwerden, sondern auch das Kribbeln auf der Haut, das sie jedes Mal in Stuckys Nähe befiel. Sie schrubbte sich, bis die Haut rot und fast wund war, als könnte sie alle schrecklichen Erinnerungen und Erfahrungen wegwaschen.
Als sie aus der Dusche trat und den beschlagenen Spiegel freiwischte, um hineinzusehen, hatte sich jedoch nichts verändert. Ihr Blick verriet immer
Weitere Kostenlose Bücher