Maggie O´Dell 02 - Das Grauen
Sheriffposten in Platte City, Nebraska, eingetauscht hatte, war er seinem Ruf treu geblieben.
„Diese Frau“, fragte Nick bedächtig, „war sie eine Nutte?“
Will verschluckte sich fast.
„Nein, zum Teufel!“ Er sah sich in dem kleinen Diner um, ob jemand sein Aufbegehren bemerkt hatte. „Die Jungs, Mickey und Rob Bennett, sie stachelten mich auf, diese Frau in der Bar anzumachen. Sie war unglaublich erotisch und so ... ich weiß nicht, ungehemmt. Aber nein, sie ist keine Hure.“ Er senkte die Stimme und verstummte, als er merkte, dass ihn vom Nachbartisch zwei Frauen anstarrten. „Sie ist älter als ich, wahrscheinlich eher in deinem Alter. Sehr attraktiv, mit einer erstaunlich erotischen Ausstrahlung.Aber auf eine kultivierte Art, nicht irgendwie billig. Ich glaube, sie ist Immobilienmaklerin.“
Der Kellner brachte Will ein volles Glas. Der lehnte sich zurück und trank es halb leer. Nick aß weiter, als sei das alles keine große Sache. Will wurde unruhig und auch ein bisschen ärgerlich. Schließlich hatte er gerade sein Innerstes nach außen gekehrt, und Nick schien mehr an seinem verdammten Burger interessiert zu sein.
„Du sagst eigentlich nur, dass sie ein unglaublich guter Fick war.“
„Mein Gott, Nick!“
„Was ist? Geht es denn nicht darum?“
„Ich dachte, gerade du würdest mich verstehen. Aber vergiss es. Vergiss, dass ich überhaupt was gesagt habe!“ Will zog seinen Teller wieder heran, konzentrierte sich aufs Essen und vermied es, Nick anzusehen. Eine der Frauen vom Nachbartisch lächelte ihn an. Offenbar wusste sie nicht, dass er ein Idiot war.
„Komm schon, sei eine Minute vernünftig.“ Nick wartete, bis Will ihm seine Aufmerksamkeit schenkte. „Willst du wirklich drei oder vier Jahre mit Melissa wegen einer unglaublich geilen Nacht wegwerfen?“
„Nein, natürlich nicht.“ Will sank in seinem Stuhl zusammen und nestelte am Krawattenknoten herum.“ Er hob den Blick und sah Nick in die Augen. „Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll.“
„Will, ich war mit vielen Frauen zusammen, ganz unglaublichen Frauen. Aber du kannst deine Lebensentscheidungen nicht von einer rauschhaften Nacht abhängig machen.“
Sie saßen schweigend da, während Nick zu Ende aß. Will richtete sich auf, beugte sich wieder über den Tisch und merkte erst jetzt, dass ihm Ketchup vom Ärmel tropfte. Mist! In letzter Zeitverbrauchte er mehr Geld für die chemische Reinigung als fürs Essen.
„Es war nicht nur der Sex, Nick.“ Er hatte das Gefühl, das Ganze erklären zu müssen, war aber nicht sicher, dass er es konnte. „Da war noch etwas anderes. Ich meine, diese Frau war stark, leidenschaftlich, sexy, unabhängig und auch ... ach, ich weiß nicht ... sie war auch verletzlich, lieb, lustig und aufrichtig. Ich weiß, wir hatten beide zu viel getrunken, und wir wissen fast nichts voneinander, aber ... ich kann nicht aufhören, an sie zu denken.“
Er sah Nick einige Geldscheine herausnehmen und zusammen mit Trinkgeld auf das Plastiktablett legen. War es ein Fehler gewesen, offen zu reden? Hätte er es lieber für sich behalten sollen?
„Also, was willst du in der Sache unternehmen?“
„Keine Ahnung.“ Will rieb resigniert am Ketchupfleck auf seinem Ärmel. „Vielleicht will ich sie nur wieder sehen, mit ihr reden, sehen, ob ... ach, ich weiß nicht.“
„Dann ruf sie an. Was hindert dich?“
„Ich habe es versucht, sie reagiert nicht auf meine Nachrichten.“
„Dann fahr zu ihr, besuch sie, geh mit ihr Essen. Frauen mögen es, wenn Männer die Initiative ergreifen und nicht nur reden.“
„So einfach ist das nicht. Es ist eine fünfstündige Fahrt. Sie lebt in dieser Kleinstadt außerhalb von D.C. ... Newton, Newberry, Newburgh Heights. Ja, Newburgh Heights, glaube ich.“
„Warte mal, Newburgh Heights, außerhalb D.C., Virginia?“
„Ja, du kennst es?“
„Ich glaube, eine Freundin von mir hat dort ein Haus gekauft.“
„Die Welt ist klein.“ Will beobachtete Nick, den etwas zu beschäftigen schien. „Glaubst, du, die kennen sich?“
„Das bezweifle ich. Maggie ist FBI-Profilerin.“
„Warte mal, ist das dieselbe FBI-Maggie, die dir letzten Herbst bei diesem Fall geholfen hat?“
Nick bejahte nickend, doch er hätte nicht zu antworten brauchen. Will sah ihm bereits an, dass es dieselbe Frau war. Schon vor Monaten hatte er bemerkt, dass man diese Maggie nicht erwähnen konnte, ohne dass Nick sich eigenartig benahm. Vielleicht war diese Maggie seine
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