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Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele

Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele

Titel: Maggie O'Dell 03 - Schwarze Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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das Seil noch enger gezogen wurde. Sie spürte sich schon auf die Knie fallen, Lichtblitze hinter den Augen. Keine Luft. Sie konnte nicht atmen. Sie trat, dann sackten ihr die Beine weg. Jetzt hing ihr gesamtes Körpergewicht an dem Seil um ihren Hals.
    Sie fand ihr Gleichgewicht nicht wieder, konnte nicht sehen, nicht atmen. Ihre Knie hatten keine Kraft. Sie schlug mit den Armen. Vergeblich. Als die Dunkelheit kam, war es eine Erlösung.

12. KAPITEL
    Innenstadt,
Washington, D. C.
    Gwen Patterson schob den Riemen ihrer Aktentasche auf die andere Schulter und wartete auf Marco. Sie blinzelte in das schwach erleuchtete Lokal, dessen antike Gaslaternen und Kandelaber die historische Atmosphäre des Saloons bewahrten. Gwen wusste, dass Old Ebbitts Grill so spät an einem Samstagabend nicht mehr von Politikern frequentiert wurde, die sich sonst gern hier tummelten. Das erhöhte die Chance, eine Nische zu bekommen, und würde ihrer Freundin Maggie O’Dell gefallen, die die politische Szene nicht sonderlich schätzte.
    Was Maggie zuwider war, wirkte auf sie merkwürdigerweise belebend. Gwen konnte sich nicht vorstellen, in einer anderen, weniger aufregenderen Stadt zu wohnen. Sie liebte ihr Stadthaus in Georgetown und ihr Büro mit Blick auf den Potomac. Seit über zwanzig Jahren lebte sie hier. Obgleich in New York geboren, war Washington ihr Zuhause.
    Marco lächelte, sobald er sie erkannte, und winkte sie herbei.
    „Ihre Freundin war diesmal schneller als Sie“, sagte er und deutete auf eine Nische am Ende des Ganges, in der Maggie bereits saß, ein Glas Scotch vor sich.
    „Nicht zum ersten Mal.“ Gwen zwinkerte Maggie zu, die stets pünktlich war. Sie hingegen kam meist zu spät.
    Maggie sah lächelnd zu, wie Marco sich um Gwen bemühte. Er half ihr aus dem Mantel und nahm ihr sogar die Aktentasche ab. Er wollte sie schon an den Messinghaken neben ihrem Tisch hängen, überlegte es sich jedoch anders und stellte sie sorgfältig und vorsichtig in ihre Nische.
    „Was tragen Sie mit sich herum?“ beklagte er sich. „Fühlt sich an wie eine Ladung Steine.“
    „Fast geraten. Es ist eine Ladung meiner neuen Bücher.“
    „Ah ja, ich hatte vergessen, dass Sie jetzt auch noch eine berühmte Autorin sind und nicht nur eine berühmte Seelenklempnerin für Ganoven und Politiker.“
    „Na ja, bei der berühmten Autorin bin ich mir nicht so sicher“, erwiderte sie, strich sich mit beiden Händen den Rock glatt und rutschte in die Nische. „Ich bezweifle, dass es der ,Forschungsbericht über die Psyche krimineller junger Männer’ in nächster Zeit auf die Bestsellerliste der New York Times schafft.“
    Marco hob in gespielter Überraschung Hände und dichte Augenbrauen. „Was für ein großes, gewichtiges Thema für eine so zarte, schöne Frau.“
    „Also Marco, Ihre Schmeicheleien enden jedes Mal damit, dass ich Käsekuchen bestelle.“
    „Süßes für die Süße. Scheint mir angemessen.“
    Diesmal verdrehte Gwen die Augen. Er tätschelte ihr die Schulter und entfernte sich, um ein paar Japaner zu begrüßen, die an der Tür warteten.
    „Tut mir Leid“, sagte sie zu Maggie. „Das ziehen wir jedes Mal ab.“
    „Offenbar lohnt es sich. Er hat uns die beste Nische im Lokal gegeben.“
    Gwen lehnte sich zurück und betrachtete ihre Freundin. Maggie wirkte erheitert, entweder von der kleinen Szene mit Marco oder vom Scotch. Bei ihrem Anruf vorhin hatte sie depressiv, ja fast leidend geklungen. Sie hatte ihr mitgeteilt, dass sie in der Stadt sei, und gefragt, ob sie sich zum Dinner treffen könnten. Gwen wusste, dass sie aus beruflichen Gründen hier war. Maggie lebte in Virginia, fast eine Stunde entfernt, in einem der schicken Vororte. Sie fuhr nur selten zur Unterhaltung in die Stadt und schon gar nicht spontan.
    „Wie war die Signierstunde?“ Maggie nippte an ihrem Scotch, und Gwen ertappte sich bei der Frage, ob das ihr Erster war. Maggie bemerkte es. „Keine Sorge, das ist mein Einziger. Ich muss noch heimfahren.“
    „Die Signierstunde war gut“, erwiderte Gwen und unterließ es, Maggie wegen ihrer neuen Angewohnheit zu ermahnen. Dennoch war sie besorgt. Sie sah Maggie kaum noch ohne ein Glas Scotch in der Hand. „Es erstaunt mich immer wieder, wie viele Menschen sich für die eigenwillige Psyche von Kriminellen interessieren.“ Sie winkte einen Kellner heran und bestellte sich ein Glas Chardonnay. An Maggie gewandt, fügte sie hinzu: „Ich habe mich heute kutschieren lassen, deshalb werde ich mir

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