Magic Cleaning
Verstauen, Unterbringen, Lagern und Aufbewahren darf erst beginnen, wenn man entschieden hat, was man behalten und was man wegwerfen möchte.
Nicht
Zimmer
aufräumen, sondern
Dinge
A ls Mittelschülerin begann ich, mich ernsthaft mit dem Aufräumen zu beschäftigen. Dabei interessierte mich hauptsächlich die Praxis. Ich räumte mein eigenes Zimmer auf, das meines älteren Bruders, das meiner jüngeren Schwester, das Wohnzimmer, die Küche, das Badezimmer … Täglich kam ein anderes Zimmer an die Reihe.
Diese Gewohnheit blieb mir bis in die Oberschulzeit erhalten. Wenn ich nach dem Unterricht nach Hause kam, ging ich schnurstracks und ohne mich vorher umgezogen zu haben (wir trugen Schuluniformen), zum Beispiel ins Badezimmer, öffnete den Spiegelschrank und beschloss: «Heute kommt er dran!» Also räumte ich erst mal alles heraus. Zuerst leerte ich die Plastikschubladen: Seifen, Zahnbürsten, Rasierklingen und die vielen Proben und Pröbchen, die bei der Bestellung von Kosmetikartikeln stets als Dreingabe mitgeschickt werden. Dieses Sammelsurium ordnete ich nach Kategorien, verstaute das Ganze in Schachteln und stellte diese wieder zurück. Ich betrachtete die ordentlich in der Schublade liegenden Dinge und war begeistert. Dann nahm ich mir die nächste Schublade vor. Bis die Sonne unterging und meine Mutter rief «Marie, Abendessen!», saß ich auf dem Boden im Badezimmer und beschäftigte mich mit den Dingen aus dem Spiegelschrank. So verbrachte ich meine Nachmittage.
Eines Tages, als ich nach der Schule (wie immer noch in Uniform) aufräumte, wurde ich mir schlagartig einer Sache bewusst. «Nanu, ist das nicht dieselbe Schublade wie gestern?» Da räumte ich gerade eine Kartonschublade aus der Kommode im Flur auf. Natürlich war es nicht dieselbe Schublade wie am Vortag. Ich befand mich ja auch nicht im Badezimmer, sondern im Flur. Aber was ich aufräumte, waren die als Dreingabe bei der Bestellung von Kosmetikartikeln immer mitgeschickten Proben und Pröbchen, außerdem Seifen, Zahnbürsten und Rasierklingen. Also genau der gleiche Kram wie gestern. Das wurde mir klar, als ich die Dinge in Kategorien aufteilte, in Schachteln legte und sie gerade wieder zurückstellen wollte. Ich fand es schon beschämend, dass mir das drei Jahre lang nicht aufgefallen war. Aber ich lernte in dem Augenblick eine wichtige Lektion: Aufräumen getrennt nach Zimmern oder nach Aufbewahrungsorten ist ein fataler Fehler.
«Was? Ach so!», möchte man da ausrufen, aber ebenso viele Menschen würden mir widersprechen. Warum sollte es falsch sein, im Sinne der auf den ersten Blick vernünftig klingenden Strategie «nach Zimmern oder Orten getrennt» aufzuräumen? Ganz einfach! Weil Dinge derselben Kategorie oft an verschiedenen Stellen zu finden sind. Wenn man jedes Zimmer getrennt aufräumt, merkt man oft gar nicht, dass man immer wieder dieselben Dinge sortiert. Und man merkt auch nicht, dass diese doppelt und dreifach vorhandenen Dinge vollkommen überflüssig sind. Wie sollte man denn dann aufräumen? Bitte immer nach Kategorien getrennt. Also nicht «heute räume ich dieses Zimmer auf», sondern «heute kümmere ich mich um die Kleidung und morgen um die Bücher». Dies meint dann sämtliche Kleidung, egal wo im Haus sie sich befindet, beziehungsweise sämtliche Bücher, egal an welchem Ort sie stehen.
Der Hauptgrund, warum die meisten Menschen nicht aufräumen können, liegt darin, dass sie viel zu viele Dinge besitzen. Und es werden immer mehr, da kaum jemand mehr einen Überblick darüber hat, was er eigentlich alles besitzt. Dieser Überblick fehlt, weil die Dinge auf verschiedene Aufbewahrungsorte verteilt sind. Solange sich aber Dinge einer Kategorie an verschiedenen Stellen befinden, kann man – wenn man weiterhin getrennt nach Zimmern und Orten aufräumt – nie mit dem Aufräumen fertig werden. Also, wie gesagt, bitte immer nach Kategorien von Dingen aufräumen. Wenn Sie sich die ganze Arbeit kein zweites Mal machen möchten, müssen Sie diesen Hinweis in jedem Fall beherzigen.
Eine Methode für alle
J eder hat seinen eigenen Grund, warum er oder sie nicht aufräumen kann. Was Sie brauchen, ist die zu Ihrem Charakter passenden Methode.» Diese zunächst plausibel klingende Aussage, die ich oft in einschlägigen Büchern fand, ließ mich glauben, dass ich nicht aufräumen könne, weil ich bis jetzt nicht die Methode für den Typ «ist mir zu viel Aufwand» angewendet hatte. Als diese nichts fruchtete, testete ich
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