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Magic Cottage

Magic Cottage

Titel: Magic Cottage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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Vogels, ganz am Anfang, die Zutraulichkeit der Tiere, der Vögel, die offensichtliche Erneuerung des Gartens. Selbst unseren großartigen Liebesakt (jedenfalls war er das bis vor kurzem noch), selbst ihr wunderbares Gemälde (vor der Zerstörung) und selbst mein phantastisches Gitarrespielen. Ich schleppte alles an, was mir einfiel.
    Aber es war, als würde ich mit einem gottverdammten Zom-bie reden. Sie wollte es nicht hören.
    Aber dann horchte sie doch auf, als ich die Theorie riskierte, daß sie es möglicherweise gewesen war, die meinen verbrühten Arm geheilt hatte, nicht Mycroft mit seinem magischen Tauchbad und irgendwelchen obskuren geistigen Projektionen — sie und der Zauber, der in Gramarye selbst geborgen sein mochte, in seinen Mauern, seinem Boden, seiner Atmosphäre — in seinem verdammten Erbe! —, ein Zauber, der durch sie wirkte, durch SIE, Midge Gudgeon; möglich, daß sie unschuldiger Katalysator oder Mittler oder sogar Verursacher des Ganzen war. Genau wie Flora Chaldean dies gewesen war! Oder wer auch immer vor ihr in diesem Haus gelebt hatte!
    Ich schweifte ab, ließ meiner Phantasie freien Lauf, griff irgendwelche Dinge aus der Luft. Jedenfalls glaubte ich das. Es konnte meiner Müdigkeit zuzuschreiben sein, vielleicht auch dem emotionalen Zustand, in den ich mich selbst hineinmanövriert hatte - aber dies war einer jener seltenen Momente, in denen das Unterbewußtsein die Oberhand gewinnt und Gedanken freigibt, die normalerweise vage oder sogar unfaßbar sind.
    Und vielleicht, nur vielleicht, war mein Unterbewußtsein von etwas Tieferem dazu veranlaßt worden, von etwas noch Rätselhafterem, von etwas, das vollständig außerhalb allen Begreifens war.
    Und als ich schließlich damit fertig war, als ich ihr alles gesagt hatte, war ich derjenige, der plötzlich jedes Interesse daran verlor. Ich war derjenige, der seine Augen nicht mehr offenhalten konnte, der sich ausziehen und ins Bett kriechen mußte, ganz und gar erschöpft, aller weiteren Argumente entleert.
    Wie gesagt, sie hatte plötzlich sehr interessiert zugehört, aber sie versuchte nicht, mich wach zu halten. Bevor ich endgültig in den Schlaf hinüberglitt, war mein letzter Eindruck, daß sie auf der Bettkante saß und mich mit einem eigenartigen Schimmer in den Augen betrachtete. Danach schlief ich ein . . . und erwachte irgendwann später wieder: und dieses Mal saß Midge kerzengerade neben mir und starrte zum Fußende des Bettes hinunter.
    Ich war verunsichert. Die ganzen Ereignisse des vergangenen Abends mußten ihr einen schlimmen Alptraum beschert haben. Ich zog sie zu mir unter die Laken, und ich versuchte, sie davon zu überzeugen, daß alles nur ein Traum gewesen war. Sie lag reglos und still neben mir, und als ich ihre Wange berührte, war sie tränenüberströmt.
    Ich tat mein Bestes, um sie zu trösten, aber es dauerte nicht lange, bis ich sie im Stich ließ — Sie wissen schon, der Geist ist willig, das Fleisch so schwach — und wieder einschlief.
    Ich hoffte nur, daß auch sie bald darauf von der Müdigkeit überwältigt worden und wie ich eingeschlafen war; der Gedanke, daß sie da im Dunkel gelegen und geglaubt hatte, sie habe die Geister ihrer Eltern gesehen, daß sie möglicherweise gedacht hatte, sie würden tatsächlich in dieser Nacht zurückkehren, ließ mich frösteln. Ich fühlte mich schuldig.
    Ich schlug die Decken zurück, schwang die Beine aus dem Bett und sah auf die Uhr. Fast zehn. Ich schnalzte mit der Zunge und wünschte, Midge hätte mich geweckt.
    Ich saß nackt auf dem Bettrand und kratzte meine Rippen; und bemerkte, daß der modrige Geruch, der mir gestern nacht bereits aufgefallen war, noch immer da war, eine Ausdünstung wie von feuchtem und altem Putz. Dann wurde mir bewußt, daß ich etwas auf der gegenüberliegenden Seite des Zimmers anstarrte, ohne so recht zu begreifen, was. Der lange Riß in der Wand, der sich vom Boden bis zur Decke hochzog, wollte mir einfach nicht in den Sinn.
    Und als er es schließlich doch tat, sagte ich: »Scheiße!«
    Ich erhob mich rasch, durchquerte den Raum halb - und wurde gestoppt; etwas Kleines und Weiches zerplatzte unter meiner nackten Fußsohle und gleich darauf kam der Schmerz. Ich hüpfte und fluchte noch lauter, ließ mich aufs Bett zurückfallen und griff nach meinem Fuß. Ein winziges, dornenartiges Ding ragte daraus hervor. Ich benutzte meine Fingernägel (an der rechten Hand glücklicherweise auf Gitarrenzupflänge) als Pinzette und zog den

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