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Magic Cottage

Magic Cottage

Titel: Magic Cottage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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änderte meinen Ton. »Hör mir zu: Wenn du dich wirklich schuldig gefühlt hast am Tod deiner Mutter, dann minimal. Gott, ich kenne dich besser als irgendwer sonst, und das ist etwas, das du nie vor mir hättest verbergen können. Dieser Bursche da — « Ich stieß einen Finger in Mycrofts Richtung — »dieser Bursche hat dich so weit gebracht, daß du alles übertreibst. Du machst dir selbst etwas vor. Siehst du denn nicht, wie er arbeitet? Das Ganze ist nicht mal neu — die meisten religiösen Irren packen die Leute bei ihrer selbstauferlegten Schande.«
    Sie schüttelte noch immer den Kopf; sie weigerte sich, die Worte zu hören.
    »Du hast unrecht«, stammelte sie. »Du hast so unrecht. . .«
    Einem Impuls folgend, sah ich zu Mycroft hinüber — und bekam gerade noch die Spur eines Triumphes in seinem Lächeln mit. Gleich darauf war das Lächeln wieder in wohlgeübte Freundlichkeit verwandelt und signalisierte wohl, daß er mir meine Torheit verzieh.
    »Leck mich am Arsch!« sagte ich ganz ruhig.
    Ein Glas kippte um, Wein breitete sich auf dem Teppich aus. Kinsella starrte die einsickernde Flüssigkeit an und dann hoch, zu seinem Führer und Mentor.
    Und jetzt sah Mycroft überhaupt nicht mehr so strahlend aus.
    Die Fenster klapperten in ihren Rahmen, und jegliche Aufmerksamkeit wandte sich ihnen zu. Ich bemerkte, daß Joby totenbleich war und noch immer Mühe zu haben schien, zu Atem zu kommen.
    Oben knarrten Dachsparren.
    Die Schärfe dieser Geräusche erschreckte Gillie so sehr, daß sie aufstand und zur Decke hochstarrte.
    »Draußen kommt Wind auf«, sagte ich zu ihr, da ich keine spezielle Abneigung gegen sie empfand. »Mach dir keine Sorgen, das Dach wird draufbleiben.«
    Sie schien verunsichert.
    Ich zeigte auf Joby und sagte, an Mycroft gewandt: »Ich hoffe, er kotzt mir nicht den Teppich voll.«
    Jetzt bebte die Tür auf der anderen Seite des Flurs in ihrem Rahmen.
    Mycroft erhob sich, schritt zu dem jüngeren Mann und legte ihm eine Hand auf die Stirn. Er murmelte einige Worte, und ich strengte mich an, sie mitzuhören, aber sie waren zu leise gesprochen.
    Joby räusperte sich geräuschvoll und erholte sich weit genug, um sich auf die Knie hochzustemmen. Kinsella, der ebenfalls mächtig nervös wirkte, packte seinen Freund von hinten und war ihm beim Aufstehen behilflich. Selbst Gillie schwankte.
    Mycroft baute sich vor Midge auf und betrachtete sie aus Augen heraus, die jetzt verhüllt waren. Hatte ich dieses Gesicht wirklich einmal für sanft gehalten? — Es waren nicht nur die Schatten, die es jetzt unheimlich machten; es war vor allem dieser . . . Ausdruck .. . Mr. Hyde brach durch.
    Seine Worte kamen langsam und durchdringend; er sprach leise. »Denken Sie daran, wir können Ihnen helfen. Glauben Sie an die Regeneration des Geistes, begreifen Sie, daß es nur wenige Schranken gibt für den menschlichen Willen.«
    Es hätte mich nicht überrascht, wenn er ihr jetzt noch seine Visitenkarte überreicht hätte.
    Er entließ sie aus seinem Blick, musterte noch einmal den Raum, verweilte bei den Fenstern und suchte weiter . . . nahm alles in sich auf.
    Ein anderes Geräusch wehte heran; und es wurde irgendwo über unseren Köpfen laut, ein gedämpftes Schwatzen, fast ein leises Vibrieren — das jedoch an Lautstärke und Rhythmus anschwoll . . . und sich veränderte.
    Das rasende Schlagen kleiner Flügel.
    Ich wußte, woher dieses Geräusch kam und wer es verursachte, und schlagartig war ich so nervös wie unsere Gäste.
    »Mycroft«, murmelte Kinsella, und jetzt war der Hauch" eines Flehens in seiner Stimme. »Es ist Zeit zu gehen.«
    Joby sackte sichtbar in sich zusammen und schien mit ihm übereinzustimmen. In der Tat sahen die drei jungen Synergisten aus, als weiche allmählich sämtliche Kraft aus ihnen. Alle waren sie bleich.
    Die Fensterscheiben zitterten so sehr, daß ich glaubte, sie würden zerspringen. Dieses Mal war ich derjenige, der aufsprang. Nur Midge blieb sitzen.
    »Ich bringe Sie raus«, sagte ich zu den Synergisten.
    Mycroft wandte sich mir zu, und da war keine Feindseligkeit in seinem Blick, nur ein kühles Taxieren.
    »Sie dürfen sich ihr nicht in den Weg stellen«, sagte er zu mir.
    »Was ich nicht verstehe«, erwiderte ich und begann zu frösteln, »ist, warum Sie derart an Midge interessiert sind. Geben Sie sich immer solche Mühe, ein neues Gesicht zu bekehren?«
    Äußerlich war seine Haltung entspannt, fast lässig, aber die Augen verrieten ihn; sie waren in ständiger

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