Magic Cottage
denkst. Okay, ich habe dich letzte Nacht mit meinen Ansichten durcheinandergebracht, aber das hindert uns doch nicht daran, miteinander zu reden, oder? Was ich getan habe . . . Ich meine es doch nur gut. Jesus, ich liebe dich mehr, als ich dir sagen kann . . .«
Bei einer anderen Gelegenheit hätte sie vielleicht hinzugefügt: »Love you every Single day . . .« Und ich wäre eingefallen mit »Love you twice as much tomorrow . . .« Und den Rest hätten wir dann im Duett gesungen. Bei einer anderen Gelegenheit, aber nicht an diesem Morgen. Sie quittierte es nicht einmal mit einem Lächeln. Alles, was ich damit erntete, war ein unglückliches Schweigen.
Dann schien sich ihr Körper für einen Moment zu entspannen. Sie sah zu Boden; sie mied meinen Blick. »Ich liebe dich genauso sehr, Mike, nichts kann das je ändern. Aber ich muß herausfinden — «
Ich packte sie fester. »Du hast nichts getan, dessen du dich schämen müßtest.«
»Du willst nicht zuhören, oder?«
Ich riß mich zusammen. »Ich versuche doch nur, dich zur Vernunft zu bringen, verstehst du das denn nicht? Weißt du, was ich glaube? Ich glaube, daß du dich schuldig fühlst, weil du glücklich bist. Es geht dir so gut'- es geht uns beiden so gut daß du auf den verrückten Gedanken gekommen bist, deine Mutter habe sterben müssen, damit du das hast erreichen können. Das ist es, was du dir einredest, Midge.«
Sie schüttelte heftig den Kopf. »Das ist Blödsinn!«
»Wirklich? Immerhin warst du plötzlich frei, nachdem sie gestorben —«
»Nachdem sie Selbstmord begangen hatte«, sagte sie leidenschaftlich.
»Okay, Selbstmord. Du warst jung, und du warst talentiert .. . Meinetwegen, vielleicht hast du dir überlegt, wie alles sein würde, ohne Bindungen, ohne Verpflichtungen. Wer, zum Teufel, hätte das in deiner Lage nicht getan? Aber ich sagte überlegt. Du hast es nie gewünscht. Nie. Vielleicht bist du dir dessen im Moment nicht ganz sicher; es ist so lange her, daß du dir gar nicht sicher sein kannst, wie stark dieses Überlegen war. - Ich bin davon überzeugt, daß dir dieser Schleimer Mycroft deine kleinen Zweifel überhaupt erst eingeflößt hat!«
»Er ist kein —«
»Was hast du vor? Willst du sie um Verzeihung bitten? Nach unserem Einzug hier hast du mir gesagt, du würdest dir wünschen, es gebe eine Möglichkeit, deine Eltern wissen zu lassen, wie glücklich du bist. Weißt du noch? Irgendwie hat sich dieser Wunsch ziemlich verzerrt — plötzlich willst du ihre Vergebung dafür, daß du - verdammt nochmal - glücklich bist! Eine reizende Kehrtwendung! — Wann war es so weit? Wann hast du zum ersten Mal in die Richtung gedacht? Damals, als du Mycroft in seinem Tempel besucht hast? Als ich in London war?«
Sie versuchte sich von mir wegzudrehen, aber ich hielt sie fest.
»Er hat dafür gesorgt, daß ich verstehe«, schrie sie mich an. »Du kennst ihn nicht —«
»Das ist auch nicht nötig. Mich interessiert nur eines: Warum er dir das antut!«
Dieses Mal gelang es ihr, sich loszureißen. Zorn und Aufregung glitzerten in ihren Augen, ihr Körper war in der Hüfte leicht gebogen, wie der eines widerspenstigen Kindes.
»Du hast gestern nacht gesagt, es sei etwas Außergewöhnliches an Gramarye.« Es klang fast wie eine Anklage. »Du hast dich anders ausgedrückt, aber das war es, was du gemeint hast. Und du hast angedeutet, daß ich etwas damit zu tun habe, daß ich ein Teil davon bin.«
Ich erinnerte mich vage, etwas in dieser Hinsicht gesagt zu haben, aber momentan fiel mir die richtige Formulierung nicht ein.
»Hältst du mich wirklich für so idiotisch, Mike? Glaubst du wirklich, daß ich nichts von alldem bemerkt habe, was um uns herum geschehen ist?«
»Warum haben wir dann nicht — «
»Weil es zu zerbrechlich ist, als daß man es in Frage stellen dürfte! — Schon gut, ich gebe zu, daß ich bis zu einem gewissen Grad eine Barriere dagegen errichtet habe, aber das nur, weil ich Angst hatte, ich könnte — «
Sie schüttelte hilflos den Kopf, unfähig, die richtigen Worte zu finden. Unfähig (nahm ich an), ihre Gedanken und Gefühle zu erklären. Ich machte einen Schritt auf sie zu, aber sie wich zurück.
Ihre Hände waren zu kleinen Fäusten geballt. »Mycroft ist der einzige, der mir helfen kann.«
»Nein!« Und jetzt war ich dran mit dem Brüllen.
»Er versteht.« Ihre Hände öffneten sich; sie ließ sie sinken. Sie wollte nicht mehr diskutieren wie in letzter Zeit üblich.
Sie schob sich an mir
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