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Magic Cottage

Magic Cottage

Titel: Magic Cottage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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mir verdammt bekannt vor.
    Es war, als würde ein Daumen über Gitarrensaiten streichen.
    Jedoch leise, nur eine Resonanz; Vibrationen, die langsam verklangen und eine scheinbar tiefe und brütende Stille hinterließen ... bis die Saiten wieder angeschlagen — berührt! — wurden.
    Glücklicherweise — mein Mut war mit meinem kühnen Marsch in die Küche hinunter schon wieder aufgebraucht — war mir bereits eine Erklärung eingefallen. Ein Vogel oder möglicherweise sogar eine schlafwandelnde Fledermaus hatte sich in mein Musikzimmer verirrt; im Vorbeifliegen streiften die Flügel des Tieres die Gitarre. Oder aber — eine Mäusefamilie hatte sich in einer der Akkustikgitarren eingenistet, und jetzt streiften winzige Gliedmaßen die Saiten, so oft sie sich in das Schalloch hinein- oder wieder daraus hervorzwängten. Beide Erklärungen kamen mir einigermaßen vernünftig vor, und ich war immer noch bereit, an logische Schlußfolgerungen zu glauben (selbst nach all dem, was geschehen war).
    Ich drückte energischer, und die Tür gab ein kleines Stück nach. Mittlerweile herrschte bereits seit über einer Minute Stille in dem Raum dahinter.
    Der nächste Versuch; dieses Mal rammte ich mit der Schulter dagegen, und Holz schabte über Holz, und die Tür flog auf. Mit der anderen Hand hielt ich sie und verhinderte, daß sie gegen die Wand schlug. Behutsam drückte ich sie weiter auf.
    Auf den ersten Blick schien der niedere Raum leer zu sein. Auf den zweiten Blick schien es keine Veränderung zu geben. Dann stöhnte ich laut auf, als ich sah, in welchem Zustand meine beiden Akkustikgitarren waren. Ich rannte los, fiel vor ihnen auf die Knie, und mein Stöhnen verwandelte sich jetzt in einen gequälten Schmerzlaut.
    Der Hals der Martin (das Instrument befand sich in seinem Ständer und war dicht an eine schattige Wand gestellt) bog sich zu mir her, als habe er sich bei meinem Eintreten verneigt. Die spanische Konzertgitarre lag ganz in der Nähe auf dem Boden, offensichtlich umgefallen zu einer Zeit, da ich es nicht hatte hören können; ihr Hals krümmte sich nach oben wie bei einem dünnen Mann, der aufzustehen versuchte. An beiden waren jeweils die erste und zweite Saite gerissen, die anderen waren straff gespannt, von den Zargen bis zum Steg, was den Hals jeweils verzog — die unglaubliche Spannung war nahezu greifbar. Ich begriff nicht, wie das hatte geschehen können: keine der beiden Gitarren war direkt in der Sonne gestanden, was das Holz möglicherweise hätte verziehen können; aber in diesem Fall hätten die Saiten erschlaffen müssen; sie waren aber gestrafft. Und weder die Martin noch die Konzertgitarre war auf hohe Tonlage gestimmt gewesen — ich ließ die Saiten immer normal gespannt, es sei denn, ich wußte, daß ich die Instrumente eine Weile nicht benutzen würde — und dann löste ich die Saiten. Nylonsaiten konnten sich zusammenziehen, wenn sie extremen Temperaturen ausgesetzt wurden — und immer vorausgesetzt, daß sie nicht einfach rissen, aber die Stahlsaiten der Martin? Nicht sehr wahrscheinlich.
    Ich schüttelte den Kopf, bestürzt und fassungslos; so, wie ich mich fühlte, würden Sie sich fühlen, nehme ich an, wenn Ihr Lieblingshund überfahren wird.
    Eine sanfte Brise wehte durch das Fenster herein, das ich vor ein paar Tagen ein paar Zoll zu weit offengelassen hatte, um den Raum zu lüften (möglich, daß ein stärkerer Luftzug die Klassische umgekippt hatte), und spielte über die überspannten Saiten — die Vibrationen wurden von den Resonanzböden der beiden Instrumente aufgenommen und verstärkt. Das Echo klang mehr wie ein seufzendes Stöhnen dem wie ein melodischer Schimmer.
    Ich schlug mit der geballten Faust auf meinen Oberschenkel und fluchte - und fluchte noch einmal. Die Gitarren waren unwiderruflich kaputt (okay, den Hals konnte man erneuern — aber das war ein teuerer Spaß — ohne jede Garantie, daß der Ton hinterher wieder so stimmte wie zuvor); trotzdem schraubte ich die Zargen beider Instrumente auf, um die restlichen Saiten zu lösen. Dann zog ich den Koffer zu mir heran und öffnete ihn — mit einiger Nervosität — und untersuchte die darin liegende elektrische Gitarre (das Gefühl, einen Sarg zu öffnen, um einen Blick auf die Leiche zu werfen, war übermächtig gewesen). Ich war heilfroh, daß mein Arbeitsgerät in Ordnung war.
    Danach konnte ich nur noch auf dem Boden hocken und meine tödlich erkrankten Instrumente anstarren, und Rumbo amüsierte sich und

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