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Magic Cottage

Magic Cottage

Titel: Magic Cottage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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sehr energisch; es fehlte nicht viel, und ich hätte salutiert.
    Ich atmete tief durch und drückte ihre Hand. »Okay, okay. Aber wenn sie uns auch nur krumm ansehen, bist du unterwegs zum Wagen. Du wirst nicht auf mich warten.«
    »Was hast du vor?«
    »Ich werde vorausgehen.«
    Sie erwiderte meinen Händedruck, ohne zu lächeln.
    »Wir umrunden sie und versuchen unser Glück mit der Küchentür«, schlug ich vor. »Vielleicht sind da unten nicht so viele.«
    Ihre Atemzüge kamen schnell und flach, und es war bestimmt nicht nur das Mondlicht, das ihrem Gesicht diese unnatürliche Blässe verlieh, aber sie folgte mir, ohne zu zögern. Was die Hautfarbe betraf, sah auch meine in diesen Momenten vermutlich nicht gerade gesund aus.
    Wir pirschten behutsam zurück, tief vornübergebeugt, da wir nicht die geringste Aufmerksamkeit auf uns lenken wollten. Es kam mir so vor, als würde sich ein ganzer Abschnitt der Hauswand wellenartig bewegen, ein schwarzes Wogen, wie von öligem Schlamm. Wir gingen weiter, und dann hielten wir auf den Abhang zu. Alles war still ringsum, irgendwie unirdisch; hinter uns die dunkle Masse des brütenden Waldes, vor uns dieses groteske Schauspiel, das eingehüllte Haus: Die Fledermäuse darauf waren wie eine ungeheuerliche zerfetzte Kappe. Das
    Halblicht des Mondes zeigte uns weitere im Gras liegende Kadaver; die ekelerregende Nachwirkung des Freudentanzes der Kaninchen vor dem Schlafengehen.
    Wir erreichten den kurzen Hang, und ich rutschte so leise wie möglich hinunter. Sobald ich ebenen Boden unter den Füßen hatte, streckte ich Midge die Hände entgegen, um ihr zu helfen. Sie ließ sich in meine Arme fallen und preßte sich ein paar Sekunden lang an mich. Der graue Streifen war der Gartenweg, der zum Tor führte; er wirkte einladend, da die Straße jenseits des Zaunes eine von Menschenhand geschaffene Normalität darstellte, buchstäblich massive Realität, und die Versuchung, einfach zu Fuß das Weite zu suchen, war stark; aber das Dorf war weit, und die Straße zog sich meilenweit durch Wald. Es war besser, wir nahmen den Wagen.
    Ich behielt recht: der Großteil der Fledermäuse hing tatsächlich in den oberen Bereichen des Hauses, ein dunkles, fleischiges Dach, pulsierend und vor Leben strotzend. Vorsichtig, den Blick unverwandt nach oben gerichtet, schoben wir uns auf die Haustür zu.
    Eine Fledermaus flatterte über uns von der Mauer weg. Noch eine. Und noch eine.
    Der Impuls, loszulaufen, war beinahe überwältigend - aber dann hätten wir sie alle aufgeschreckt. Diese Vorstellung genügte, um jede unbedachte Reaktion zu verhindern.
    Nur die Ruhe, sagte ich mir immer wieder. Es sind nur fliegende Säugetiere. Kein Vampir darunter.
    Aber ein leises, böses Wispern tief in mir erwiderte: Erzähl das mal den Kaninchen.
    Die Tür war nur ins Schloß gezogen. Ich zitterte, als ich die Hand ausstreckte und auf die Klinke legte. Die Klinke nach unten drückte. Ein Knacken. Ich biß die Zähne zusammen und erwartete jeden Augenblick andere Zähne (Fangzähne, zum Beispiel) an meiner Halsschlagader zu spüren.
    Ich öffnete die Tür, und ein Geruch von Moder und Fäulnis schlug uns entgegen — eine kleine Vorwarnung, daß es in Gra-marye auch nicht gerade rosig aussah; ich drückte die Tür weiter auf, der Spalt vergrößerte sich, und die lauernde Schwärze war in etwa so ermutigend wie der Gestank. Wenn Schatten hätten grinsen können, dann hätten sie in diesem Moment übers ganze dunkle Gesicht gestrahlt.
    Das Innere war bedrohlich, und doch ... es war auch irgendwie anziehend. Ich fühlte mich wie früher, als Kind, am ersten Durchgang zur Geisterbahn: Ich war ängstlich, aber ich hatte meinen Eintritt bezählt, und ich war mir verdammt sicher, daß ich da hineingehen würde.
    Beinahe wäre ich über etwas auf der Schwelle Liegendes gestolpert. Aber ich wollte ins Haus, und so hielt ich mich nicht auf, um nachzusehen. Ich stieg über das Etwas weg, zog Midge mit mir und tastete nach dem Lichtschalter. Ich streifte ihn nach unten, war kurz geblendet und griff nach hinten, um die Tür zuzuschlagen. Midge packte meine Hand, bevor ich das tun konnte.
    Ich blinzelte sie fragend an; ich wollte die Tür schließen, ich wollte eine Barrikade haben zwischen ihnen und uns, aber Midge starrte nur traurig nach unten. Auf die Schwelle.
    Dort lag Rumbo. Sein pelziger kleiner Körper war blutdurchtränkt, die Kiefer im Schock aufgerissen. Seine Augen waren nur mehr Schlitze; sie starrten uns

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