Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magic Cottage

Magic Cottage

Titel: Magic Cottage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
Vom Netzwerk:
gebrochen an.

Durchbruch
    Wir legten ihn auf den Küchentisch. Midge ließ ihren Tränen freien Lauf, und ich unterdrückte sie mühsam. Erst jetzt merkte ich, wie vernarrt ich in den kleinen Kerl gewesen war.
    Die Wunden auf seinem Rücken sahen böse aus; tiefe, blutverkrustete Kerben, die über den ganzen Körper verliefen — mehr als eine Fledermaus mußte ihm dies angetan haben. Die Verletzungen an seiner Kehle waren noch tiefer, aber ich hatte ohnehin nicht angenommen, daß er vor lauter Angst gestorben war. Sein Fell war stellenweise weggerissen, ein buschiges Ohr völlig zerfetzt. Ich denke, er hat ihnen einen rasenden Kampf geliefert.
    Ohne rechte Hoffnung lauschte ich nach einem noch so geringen Herzschlag - aber da war nichts. Sein Körper war noch nicht kalt, und ich streichelte ihn und redete die ganze Zeit leise mit ihm, als könne ich seine Tierseele so ermutigen, wieder zurückzukehren, als würden sich die verklumpenden Arterien wieder öffnen.
    Rumbo hatte es hinter sich, und überraschenderweise war es
    Midge, die diese Tatsache als erste akzeptierte (obwohl — vielleicht war es doch nicht so überraschend, denn wenn es wirklich darauf ankommt, sind Frauen immer realistischer als Männer). Sie nahm meine Hände.
    »Armer, kleiner Kerl«, murmelte ich und war nicht fähig, den Blick von dem reglosen Bündel abzuwenden.
    »Was sind das für Kreaturen draußen, Mike? Es können unmöglich die Fledermäuse sein, die auf dem Dachboden waren. Ihre Größe .. . Und warum haben sie die Tiere angegriffen?«
    Ich zuckte mit den Schultern — und das war möglicherweise die einzige treffende Antwort auf diesen Wahnsinn. Meine Augen waren wie verschleiert, und ich wollte momentan nicht sprechen; vielleicht, weil ich fürchtete, meine Stimme könnte brechen. Ich wandte mich ab, bevor ich blinzelte, und sah mich in der Küche um. Es war nicht der Schmerz, den ich vor Midge verbergen wollte (Schmerz hatten wir in unserer gemeinsamen Zeit oft genug miteinander geteilt, und Tränen waren nie ein Grund zur Verlegenheit gewesen), es war die Angst; ich wollte verhindern, daß sie meine Angst sah.
    Gramaryes Wesen hatte sich verändert. Die Krankheit, die nach Floras Tod an seinen Innereien genagt hatte, war durch unsere Ankunft gestoppt worden, gerade so, wie der Krebs von einem neuen Medikament gestoppt wird. Der Zerfall war zum Stillstand gekommen, die Regeneration hatte eingesetzt. Gramaryes Magie war erneuert worden.
    All dessen war ich mir jetzt bewußt, obwohl dieser andere Teil meines Selbst raunte: »Hör zu, du bist übergeschnappt, du redest von Steinen und Holz, nicht von einem lebendigen Wesen und nicht einmal von einem seelenlosen Organismus. Nur von einem leblosen, geßhllosen Steinhaufen, um Gottes willen!« — Aber ich wußte es besser. Da war ein Nebenanschluß, und irgend jemand — irgend etwas - flüsterte mir durch diesen Nebenanschluß zu, wie schon einmal, gab mir Gedanken ein und kicherte vielleicht dabei. Vielleicht aber war dieser Jemand, dieses Etwas, auch todernst, besorgt, ich könnte ihm nicht zuhören. Oder verstehen.
    Und tatsächlich waren diese Gedanken so unfaßbar, so dürftig, daß ich selbst nicht recht wußte, ob ich sie hörte oder mir nur einbildete. Wer war ich, daß ich meinen eigenen Seelenzustand beurteilen konnte?
    Aber der eine Gedanke blieb. Nicht Gramarye selbst war lebendig, sondern die Seelen all derer, die in seinem Schoß gelebt hatten; sie waren aufgenommen worden von Wänden, Decken und Fußböden, waren eingeschlossen darin wie Energie in einer Batterie, so daß dieses Gebäude im Lauf der Zeit mehr und mehr zu etwas Lebendigem geworden war. Bis andere, weniger reine Einflüsse dieses Lebens verdorben und mit einer Art Krebs verseucht hatten. Ich war davon überzeugt, daß der Degenerationsprozeß an dem Tag begonnen hatte, an dem die Synergisten zum ersten Mal in diesem Haus zu Besuch gewesen waren.
    Mit Floras Tod war auch die Macht in Gramarye verwelkt und hatte angefangen zu faulen. Nur unsere — oder genauer: — Midges Gegenwart hatte diese Fäulnis aufgehalten und sogar eine Erneuerung angeregt. Das war es, was mir die lautlose Stimme zuflüsterte, und das war es, was ich glaubte. Und zum Teil hatte ich recht.
    Ich räusperte mich, dann sagte ich hastig: »Wo, zum Teufel, hab' ich die Schlüssel gelassen?« Das Wort Schlüssel klang bereits ein wenig erstickt, und Midge drückte meine Hand fester.
    »Vielleicht oben. Gott, es ist so kalt hier

Weitere Kostenlose Bücher