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Magic Cottage

Magic Cottage

Titel: Magic Cottage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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drinnen.«
    Wie zur Bestätigung fröstelte sie. Aber mir war heiß; ich schwitzte. Möglich, daß wir Gramaryes Fieberdelirium miterlebten.
    Ein berstendes Krachen von nebenan; Midge flog in meine Arme, und ihr Schrei ging unter im Poltern nachstürzenden Mauerwerks. Eine Staubwolke brandete in diesen Teil der Küche herein. Irgendwie errieten wir, was geschehen war, aber schnuppert man nicht auch an der Milch, von der man genau weiß, daß sie verdorben ist? Wir schoben uns auf den Durchgang zu, um es mit eigenen Augen zu sehen; um Gewißheit zu haben. Staub wirbelte noch immer, und wir mußten husten.
    Der Kaminsturz hatte schlußendlich doch nachgegeben und war auf den Herd heruntergebrochen, und eine gewaltige Menge Steine und Mörtel war nachgerutscht. Der Nachhall des Donnerschlags hing mit dem pulverfeinen Staub verwoben in der Luft, und die rußige Wunde in der Brust des Kamins, klaffend und schartig, gab den Blick frei auf Gramaryes dunkles Inneres — ein Riß im steinernen Fleisch offenbarte die schwarzen inneren Organe.
    »Nein, das ist nicht wahr, nicht so!« schluchzte Midge, und ich begriff, daß sie dasselbe Bild vor Augen gehabt hatte. Diese Verzweiflung und Ablehnung auf ihrem Gesicht — es war, als sei ihr gerade eröffnet worden, daß ihr Lieblingsonkel ein Kinderschänder war.
    Ich zog sie mit mir, und jetzt hatte ich nur noch einen Gedanken: Wir mußten raus aus dem Haus, und wir mußten so schnell und so weit wie möglich von hier wegkommen. Wir waren aus dem Synergistentempel entwischt — nur um feststellen zu müssen, daß es hier keine Zuflucht mehr für uns gab: das Cottage hatte sich mit dem grauen Haus, verbündet, war zu einem Kollaborateur des Übels geworden, das jenen schädlichen Ort beherrschte. Geschockt oder halb verrückt vor Angst, ich hatte keine Ahnung, was ich mehr war; ich wußte nur, daß Rückzug das einzig Richtige war.
    Wir hetzten nach oben, und wir konnten die Stufen unter dem Spannteppich knarren hören; ein Knacken und Knirschen, so deutlich und laut, daß man glaubte, im nächsten Moment durchzubrechen. Nur der Teppich schien das zu verhindern. Wir hielten uns nicht auf. Im Vorbeigehen knipste ich überall Licht an, und die Lampen flackerten hektisch, bevor sie richtig brannten. Im runden Zimmer war der üble Geruch nach Fäulnis beinahe betäubend stark; die Wände trieften vor Nässe. Ich registrierte es, aber ich dachte nicht darüber nach.
    Die Wagenschlüssel lagen auf dem Kaffeetischchen, und ich schnappte sie mir. »Midge! Hol alles, was du brauchst, aus dem Schlafzimmer und beeil dich. Ich will keine Minute länger als nötig hierbleiben.«
    Sie gab keine Antwort, sondern wirbelte nur herum und verschwand im Schlafzimmer. Ich hatte einen Moment Zeit, mich umzusehen. Schwarzer Schimmel überwucherte die oberen Bereiche der Wände und die Decke; nach unten hin breitete sich der Pilz in narbigen Flecken aus, als hätte Midge die Wände mit ihrem gröbsten Farbpinsel bespritzt. Noch eigentümlicher war der gewellte Bodenteppich. Der Parkettboden darunter hatte sich verzogen, einzelne Bretter ragten hoch, als versuchten Maulwürfe durch eine panzerharte Oberfläche zu brechen.
    »Mike!«
    In Nullzeit war ich im Schlafzimmer. »O nein — «
    Dort, wo es bisher nur einen haarfeinen Riß in der Wand gegeben hatte, klaffte jetzt vom Boden bis zur Decke eine zollbreite Furche. Ich konnte mir lebhaft vorstellen, wie von draußen gierig die Nacht ins Innere hereinglotze.
    »Vergiß das Einpacken«, stieß ich heraus. »Wir verschwinden von hier, bevor das ganze Haus zusammenfällt.«
    Sie zögerte. Die Unruhe in ihr war körperlich spürbar. Und da war mehr: Schrecken, Bestürzung; ein Wunder, daß sie nicht völlig traumatisiert war. Midges Traumhaus war zu einem Alptraum geworden, alles, was hier geschah, war unlogisch und (gelinde gesagt) beunruhigend. Eine Idylle war zugrundegerichtet worden — von Mächten, die keiner von uns beiden verstand, und, offen gesagt, die ich zumindest auch gar nicht verstehen wollte. Für sie war es schlimmer, denn sie wußte, daß sie eine wesentliche Rolle in diesem Chaos von Geschehnissen spielte . .. und hatte keine Ahnung, was das für eine Rolle war. Und ich, mit all meinen Theorien und Vermutungen, die ich ihr zu vermitteln versucht hatte — jetzt, wo es darauf ankam, was wußte ich da schon? Das einzig Offensichtliche war, daß uns Gra-marye keinen Schutz mehr bot.
    Ich nahm Midge in die Arme und zog sie behutsam aus dem

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