Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magic Cottage

Magic Cottage

Titel: Magic Cottage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
Vom Netzwerk:
Beschwörungsformel; ich war gespannt, was er jetzt im Sinn hatte. Und ich sollte es bald erfahren.
    Aber zuerst einmal war jetzt er an der Reihe, zurückzutaumeln; beinahe wäre er gestürzt. In letzter Sekunde fand er sein Gleichgewicht wieder. Er straffte sich und starrte mich in einer Mischung aus Erstaunen und abgrundtiefem Haß an. Der Lehrling hat dem Meister gezeigt, was eine Harke ist, kommentierte ich grimmig.
    Und dann offenbarte er mir Dinge, die ich nie wieder sehen — oder mir auch nur vorstellen will.
    Mit einer winzigen Geste tat er einen Alptraum vor mir auf und schob mich hinein. Übergangslos befand ich mich nicht mehr in Gramarye, sondern irgendwo anders. In einer fremden Dimension, düster und grenzenlos, in der Fäulnis und Moder Wohlgerüche waren und Schmerzen und Leid Beistand darstellten. Eine dunkle Ebene, auf der Abscheu die Liebe ersetzte und Unanständigkeit für Reinheit stand. Möglich, daß er mich durch einen Seiteneingang direkt in die Hölle verfrachtet hatte — oder auch nur in einen vergessenen Korridor meines eigenen Geistes. Vielleicht war es dasselbe.
    Ich wußte nur eines: Wenn ich nicht schleunigst aus dieser Unterwelt verschwand, in deren Finsternis namenlose Schrek-ken umherschlurften und -huschten, wenn ich nicht augenblicklich den Weg zurück fand, dann würde ich für immer hierbleiben müssen. Es hing mit etwas zusammen, das man SELBSTAUF-GABE nannte. Und ich sah bereits eine schwerfällige Masse aus den Schatten heraus auf mich zukriechen, eine Masse, die ich für eine bizarre Menschenmenge hielt; hinkende Kreaturen, die Umrisse winkender Arme, hier und da ein auf und ab tanzender Kopf; doch als sie nähergekommen waren, stellte ich fest, daß es verbrannte Körper waren, zahllos viele, ein riesiger Klumpen, zusammengeschmolzen von einem unirdischen Feuer. Und ich sah einen gewaltigen Strom, der über mir durch die Luft floß, und da waren Kreaturen in seinen stinkenden Wassern, Kreaturen, die weder Fisch noch Mensch waren, teilweise jedoch beides; sie ernährten sich voneinander, stürzten sich auf ihresgleichen, sonderten sie aus und verschlangen sie. Ich sah reptiliengleiche Dinge, die über schwarzen Ascheboden rutschten, und als auch sie nähergekommen waren, stellte sich heraus, daß sie lediglich Membranbeutel waren, gefüllt mit einer Unmenge sich windender Gestalten, zahllose Würmer, Maden und Käfer, die allesamt die gleiche durchsichtige Hautschale teilten, so daß ihre Unruhe die Bewegung des Ganzen verursachte. Ich sah ungeheuerliche Formen und Gestalten, die jeder Beschreibung trotzten, und ich nahm Gedanken wahr, die zu erbärmlich waren, um darüber berichten zu können. Ich existierte in einer düsteren und abscheulichen Unterweltregion, deren bloße Schrecklichkeit bereits wieder einen eigenen Reiz ausübte.
    Etwas schleimig Kaltes ringelte sich um meinen Fuß, und ich schrie. Und noch bevor dieser Schrei auf meinen Lippen erstorben war, riß mich Midges Stimme in die reale Welt zurück, so bizarr und chaotisch sie auch geworden war.
    Midge war aus ihrer Starre befreit, und sie war bei mir, und sie schüttelte mich und schlug mir gegen die Brust, zerrte mich aus dieser anderen Dimension heraus, brachte mich von irgendwo tief in mir selbst zurück — zurück aus diesem dunklen und geheimen Ort, der in uns allen existiert.
    Sie hörte erst auf, mich zu malträtieren, als das Erkennen in meinen Augen dämmerte; sie warf sich mir an den Hals, drückte ihr Gesicht an meine Wange.
    »O Mike, Mike, ich hatte solche Angst! Dieser Mann, der da plötzlich stand — das warst nicht mehr du; einen Moment lang war es nur eine leere Hülle, da war kein Leben mehr — «
    Ich umarmte sie, und Erleichterung verwandelte sich in Hochstimmung — das Gefühl, das einen erfüllt, wenn man einen scheußlichen Unfall überlebt hat; das quälende Grauen davor, was hätte sein können, würde sich erst später einstellen.
    Obgleich ich mich hinsichtlich Midges Rolle in den Ereignissen, die in dieser Auseinandersetzung gipfelten, getäuscht hatte, war doch nicht alles falsch gewesen, was ich mir zusammengereimt hatte, das merkte ich jetzt erneut; ihr war eine größere Rolle zugedacht: Sie war der Katalysator, nur nicht so, wie ich mir das ausgemalt hatte; sie war stets die treibende Kraft gewesen, sie hatte mich motiviert, sie war das Bindeglied zwischen Flora Chaldean und mir — die Mittlerin, die mich nach Grama-rye gebracht hatte. Sie hatte ihre eigenen

Weitere Kostenlose Bücher