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Magic Cottage

Magic Cottage

Titel: Magic Cottage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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unser letztes Brot in die heiße Suppe. Der Abend war noch warm, und wir wurden in einem sanften Glühen gebadet, und die weißen Wände von Gramarye verwandelten sich jetzt in blasses Rose. — O'Malleys Leute hatten die Außenmauern fachmännisch gerichtet, Schäden behoben, verputzt und sauber abgeschliffen und ihnen daraufhin mehrere Anstriche mit einer auf Zement basierenden Außenwandfarbe verpaßt. Wir lauschten dem Gezwitscher der Vögel, die sich zum Schlafengehen rüsteten, und manchmal wehten gedämpfte Motorengeräusche von vorbeifahrenden Autos von der Straße heran.
    Der Großteil aller wichtigen Dinge war ausgepackt: mein Musik-Handwerkszeug, immer noch in Behältern oder abgedeckt, befand sich in einem der Speicherräume, den ich fürs Schreiben und für Bandaufnahmen vorgesehen hatte; Midges Malsachen und Zeichenbrett waren im runden Zimmer, das — so, wie es aussah — unser Wohnzimmer werden würde, in dem sie aber auch (wie sie beschlossen hatte) arbeiten wollte. Es war ein vernünftiges Arrangement und eines, das wir gewohnt waren, denn speziell ihre berufliche Tätigkeit war mehr als unauffällig.
    Unser Bett hatte ich in dem an den frisch gestrichenen Raum angrenzenden Zimmer aufgebaut, weil keiner von uns beim Schlafen Farbendüfte atmen wollte. Weil der andere Raum jedoch etwas größer war, würden wir samt Bett dorthin umziehen, sobald sich das gegeben hatte. Gerahmte Bilder lehnten zu Bündeln verschnürt an den Wänden. Stühle und Tische und Lampen und dergleichen waren allesamt mehr oder weniger am richtigen Fleck; letzte Korrekturen konnten im Verlauf der nächsten Tage immer noch vorgenommen werden. — Vorhin hatte noch Big Val angerufen und sich vergewissert, daß bei uns alles in Ordnung war; glücklicherweise verschwendete sie niemals Zeit mit überflüssigem Geplapper - und außerdem war die Verbindung katastrophal gewesen: Midge war nicht sonderlich lange am Telefon gewesen. Wir hatten beschlossen aufzuhören, sobald die Sonne ihren trägen Rutsch halbwegs zu Ende gebracht hatte.
    »Schmeckt gut«, lobte ich und schmatzte anerkennend mit gespitzten Lippen.
    »Bist du sicher, daß du nichts mehr möchtest?«
    »Gerade recht so. Zu müde, um hungrig zu sein.«
    »Mhmmm. Ich auch. Sieht der Wald nicht richtig verlockend aus . . .? So dunkel und geheimnisvoll unten, und darüber alles rötlich-braun vom Sonnenlicht.«
    »Sieht ein bißchen unheimlich aus, für meinen Geschmack.« Ich löffelte das letzte bißchen Suppe aus und stellte die Tasse neben mir ab. Dann nahm ich eine Dose Bier und richtete mich wieder auf.
    »Und die Nebel steigen auch schon auf.«
    »Da draußen muß alles ganz schön mit Wasser vollgesogen sein — nach all dem Regen.« Ich zog den Verschluß auf und trank aus der Dose. »Glaubst du, daß es hier in der Nacht richtig kalt wird?«
    »Vielleicht ein wenig kälter, als es gewisse Stadtpflanzen gewöhnt sind, aber ich glaube nicht, daß du deinen Skianzug in nächster Zeit brauchen wirst.«
    »Aber es wird auch noch ziemlich dunkel! - Keine Straßenlaternen.«
    Midge streckte die schlanken Beine aus und lehnte sich im Stuhl zurück. »Du wirst dich daran gewöhnen, Mike.« Sie seufzte lange und tief, ein Laut des Wohlbehagens; dann sagte sie: »Es tut gut, wieder hier zu sein.«
    »Immer noch im Herzen das Country Girl, eh?«
    »Muß wohl so sein, glaube ich. Neun Jahre in der Stadt können keine ganze Jugend ausradieren; ich würde es auch nicht zulassen.« Ihre Stimmung änderte sich rasch — wie so oft bei Midge. Sie senkte den Blick. »Ich wünschte, sie hätten Grama-rye noch sehen können, Mike. Ich weiß, daß es ihnen hier gefallen hätte.«
    Ich stellte die Dose auf dem Boden ab, ergriff mit beiden Händen ihre Hand und hielt sie fest.
    Ganz ruhig sagte sie: »Ich glaube, sie haben immer gehofft, daß ich eines Tages einen netten Landtierarzt heirate oder einen Pfarrer.« Sie lächelte, aber dieses Mal war es ein Ausdruck der Traurigkeit. »Dad hätte das gerne gesehen. Stell dir die langen Abende vor, an denen sie gefachsimpelt hätten.«
    »Bei mir hätte er nicht viele Gemeinsamkeiten gefunden.«
    »O Mike, so hab' ich das nicht gemeint. Dad hätte dich ins Herz geschlossen. Ihr seid euch in vielen Dingen sehr ähnlich.«
    »Ich hätte ihn gern gehabt, Midge. Nach all dem, was du mir erzählt hast, glaube ich sogar, daß ich ihn geliebt hätte.«
    »Mutter jedenfalls hätte dich für einen Schurken gehalten . . . Zumindest hätte sie es so

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