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Magic Cottage

Magic Cottage

Titel: Magic Cottage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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stieß Midge verzweifelt hervor.
    »Wir können viel mehr tun als das«, erwiderte Kinsella. Er wandte sich an das Mädchen und sagte mit kaum hörbarer Stimme: »Sag Mycroft, wer hier ist, und schildere ihm exakt, was passiert ist. Beeil dich!«
    Sandy beeilte sich.
    Daraufhin sprach er mit dem Knochenmann, und erst jetzt wunderte ich mich über Kinsellas Autorität. »Laß es die anderen wissen«, war alles, was er sagte, und der ältere Mann stürmte los.
    »Okay, Mike, kommen Sie, machen Sie es sich bequem.« Der
    Amerikaner öffnete eine Tür und führte uns in den angrenzenden Raum.
    Es mußte eine Art Gesellschaftsraum sein — möglicherweise auch ihre Bibliothek, so mit Büchern vollgestopft waren die Wände. Die schwere Muffigkeit der Atmosphäre, die selbst in meinem Zustand deutlich wahrnehmbar und irgendwie unangenehm war, ließ vermuten, daß es sich bei den meisten dieser Bände um alte Ausgaben handelte. Nicht, daß ich in der Stimmung gewesen wäre, zu schmökern.
    Kinsella plazierte mich an einem großen, ovalen Tisch, dessen Oberfläche auf Hochglanz poliert war. Schräg einfallende Sonnenstrahlen zeichneten deutlich umrissene Linien in das Halbdunkel des Raumes, wie Suchscheinwerfer, und er ging von Fenster zu Fenster, zog die Vorhänge zu und sperrte die Helligkeit aus. Die Tür, durch die wir hereingekommen waren, stand weit offen, und ich sah und hörte Bewegungen draußen; es schien, als würden sich Leute versammeln. Ich war schweißgebadet, fast wie im Fieber, und die Intensität der Schmerzen nahm unerbittlich zu; ich wußte: nicht mehr lange, und ich würde es hinausschreien. Es war, als seien Nerven, die der Schock (oder die Hitze) betäubt hatte, plötzlich wieder funktionsfähig, als könnten sie die Verletzung jetzt vollständiger denn je erfassen.
    »Wir müssen etwas tun!« drängte Midge, und ich saß da, die Lippen fest aufeinandergepreßt, um mein eigenes Stöhnen zu ersticken.
    »Haben Sie noch einen Moment Geduld«, sagte Kinsella ganz ruhig — aber er hatte ja auch leicht reden. Er setzte sich neben mich und streckte meinen Arm auf der glänzenden Oberfläche gerade aus; er war sehr darauf bedacht, die Bewegung nur vom Ellenbogen her zu initiieren. Midge stand hinter mir, die Hände auf meinen Schultern.
    »Der Kühler ist explodiert, oder?« vermutete Kinsella.
    »Nein«, antwortete ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch. »Ich war dämlich genug, den Deckel abzuschrauben.«
    »Sie haben Glück gehabt, daß Ihr Arm den Großteil abbekommen hat. Im Gesicht wären diese Verbrennungen verhee —«
    »Ja, ich weiß. Ich war ein Idiot, und ich hatte viel Glück im Unglück.«
    Er untersuchte gerade die fleckigen Brandmale in meinem Ge-sieht, als die Tür noch weiter aufschwang. Ein Mann trat herein, und Kinsella sagte: »Mycroft.«
    Ich bin mir nicht sicher, wie ich ihn mir vorgestellt hatte, aber der Name allein, gepaart mit den düsteren Warnungen des Vikars vor den Synergisten, hatte Visionen von jemand Großem und Mächtigem heraufbeschworen, von einem Burschen mit ledriger, runzliger Haut und mit stechenden, hellen Augen, deren Blick genügte, um die Seele seines Gegenübers nach Belieben ausdörren zu lassen. Eine Kreuzung zwischen Vincent Price und George C. Scott, vielleicht. In Wirklichkeit war er mittelgroß und hatte einen ziemlich dicken Bauch; seine Haut war glatt und fleckenlos und fast — nicht ganz — ohne Besonderheiten. Er trug eine graue Freizeithose und (über einem strahlend weißen Hemd) eine kastanienbraune Strickjacke, dazu eine beige Krawatte, die förmlich erscheinen ließ, was normalerweise recht leger gewirkt hätte — eine Menge Beobachtungen, die erst später als Ganzes zusammengepuzzled wurden, wie man verstehen wird; in diesem Moment war sein Aussehen wirklich nicht meine größte Sorge. Ich gebe zu, sein Blick hätte als durchdringend beschrieben werden können, aber es lag auch eine gewisse Freundlichkeit darin. Schade, daß ich den Mann nicht hinterhältiger einführen kann (schade hinsichtlich der späteren Ereignisse), aber das oben Geschriebene war tatsächlich mein erster Eindruck. Er hätte jedermanns Lieblingsonkel sein können.
    Kinsella erhob sich, als Mycroft herankam, trat beiseite und zog seinen Stuhl zurück, damit der weißhaarige Mann ungehindert zu mir gelangen konnte. Mycroft stützte eine Hand auf der Tischplatte ab und beugte sich vor; ein schwacher Hauch würzigen Atems wehte zu mir heran. Er blickte zuerst in mein

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