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Magic Cottage

Magic Cottage

Titel: Magic Cottage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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bißchen zu durchdringend für meinen Geschmack, und er erinnerte mich komischerweise an das kaum verhohlene Interesse des Anwalts Ogborn, das inzwischen Wochen zurücklag. Was das betraf, hatte ich schmutzigen alten Männern noch nie sonderlich viel Verständnis entgegengebracht.
    »Ich weiß nicht, wie wir Ihnen das je genügend danken können«, erwiderte sie, und ich sah ihr an, daß die Anspannung nur langsam wich. Trotz der herrschenden Düsternis sah ich jedoch auch, daß sie sehr müde war.
    »Dank wird weder erwartet noch verlangt. Ich habe viel von Ihnen gehört, und Sie werden mir verzeihen, wenn ich etwas gestehe: So unglücklich die Umstände auch waren — ich bin froh, daß Sie endlich Grund hatten, unseren Tempel zu besuchen.«
    Gillie und Sandy waren an die Fenster gegangen und zogen die Vorhänge zurück. Helligkeit breitete sich aus und verlieh dem Raum ein wenig mehr Freundlichkeit.
    »Hub hat uns bei mehreren Gelegenheiten eingeladen«, sagte Midge, »aber die viele Arbeit im Haus . . .«
    »Ah, ja, Gramarye.« Der Name schien ihm zu gefallen, denn sein Lächeln wurde wärmer.
    »Sie kennen unser Haus?« fragte ich.
    Er sah nicht einmal in meine Richtung. »Man hat es mir beschrieben. — Sagen Sie mir, junge Dame, sind Sie sehr glücklich dort?«
    Wenn Midge von dieser Frage überrascht war, so zeigte sie es nicht. »Ja, sehr. Wir sind es beide. — Es ist ein wundervolles Zuhause.«
    »Wundervoll — in welchem Sinne?«
    Jetzt war sie doch verblüfft. »Es ... es ist so friedlich dort, so unbeschwert ruhig. Und doch voller Leben. So viele Tiere werden regelrecht davon angezogen, und da ist so viel . . .« Sie verhaspelte sich, unfähig, das richtige Wort zu finden.
    Mycroft sprach es für sie aus. »Lebenskraft.« — Es war nicht einmal eine Frage.
    »Ja«, pflichtete Midge eifrig bei. »Lebenskraft, ja, genau das ist es.«
    Mycroft schien befriedigt. Er trocknete seine Hände ab und zog die Ärmel wieder herunter. »Es wäre mir ein großes Vergnügen, wenn wir uns bald einmal wieder unterhalten könnten«, sagte er schließlich.
    Midge nickte nur und wandte sich dann mir zu. »Wie fühlst du dich, Mike?«
    »Ich? Gut. Aber ich werde nie wieder Klavier spie —« Ich brach ab und stöhnte. Plötzlich begriff ich die ganze Tragweite meines Unfalls. »Die Session am Mittwoch . . . Unmöglich, daß ich bis dahin wieder spielen kann!«
    »Oh, Mike, daran habe ich gar nicht gedacht.« Midge biß sich in die Unterlippe, kniete neben mir nieder und legte ihren Arm um meine Hüfte, aber das war ein schwacher Trost. Ich war ziemlich ärgerlich auf mich selbst; ich wollte nicht getröstet werden.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ich Sie richtig verstehe«, wandte Mycroft ein. »Es gibt eine berufliche Verpflichtung, die Sie nicht wahrnehmen zu können glauben?«
    »Ich bin Musiker«, erklärte ich. »Für nächste Woche war eine wichtige Studio-Arbeit angesetzt. Momentan sieht es ganz danach aus, als sei ich aus der Sache raus.« Ich starrte auf meine verbundene Hand, und mir war ganz danach, sie auf den Tisch zu knallen. Natürlich tat ich es nicht.
    Mycroft setzte sich wieder mir gegenüber und legte seine Hand auf meine Schulter. »Gehen Sie nach Hause und bleiben Sie einfach nur zu Hause.« Er beugte sich vertraulich vor und fügte hinzu: »Bis Mittwoch wird Ihre Hand vollständig geheilt sein.«
    So dankbar ich ihm war — jetzt mußte ich mich zurückhalten, um nicht loszubrüllen. »Okay«, sagte ich ganz ruhig. »Ich gehe nach Hause. Und ich werde dort bleiben. Vielen Dank.« Ich stand auf. »Wir machen uns besser auf den Weg, Midge.« Meine Augen sagten ihr: Schluß mit der Konversation, Schluß mit den Dankeschöns; laß uns bloß von hier verschwinden.
    Sie verstand vollkommen.
    Doch es war Mycroft, der den Raum vor uns verließ. »Ich werde mich jetzt von Ihnen verabschieden«, sagte er, und seine Stimme verriet keinerlei Verstimmung über meine plötzliche brüske Art. »Bitte, vergessen Sie meine Einladung nicht.«
    »Werde ich nicht«, erwiderte Midge — er hatte mit ihr gesprochen, nicht mit mir. Sie streckte die Hand aus, als wolle sie seine ergreifen und drücken, aber er schien es nicht zu bemerken. Geschmeidig wandte er sich ab und verließ den Raum. Ich habe ›schien‹ deshalb geschrieben, weil ich sicher bin, daß er Midges Hand gesehen hat; und daß er unwillkürlich zurückgewichen ist; eine geschickt überspielte Reaktion, eine kleine Bewegung, die sich augenblicklich in ein

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