Magic Girls 01 - Der verhängnisvolle Fluch
durch menschliches Lächeln. Jana war verwirrt.
»Jana, please …« Das war Frau Trellers Stimme.
Verflixt, jetzt wurde sie aufgerufen! Die Lehrerin forderte Jana auf, das australische Schulsystem kurz zu erklären, in Englisch natürlich. Jana orientierte sich an dem Tafelbild und stotterte mühsam ein paar Sätze zusammen. Frau Treller nickte zufrieden. Danach kam Anna an die Reihe.
Janas Blick kehrte zu Miranda zurück. Die Trinkflasche steckte inzwischen wieder im Rucksack, die Lasche war geschlossen. Alles wirkte völlig normal.
Habe ich mir das alles nur eingebildet?, überlegte Jana. Aber Nele hat es doch auch gesehen …
In der ersten Pause versammelten sich ein paar Mädchen um die beiden Neuen und wollten wissen, woher sie kamen. Elena nannte einen kleinen Ort in Süddeutschland, von dem Jana noch nie gehört hatte.
»Hast du noch Geschwister?«, fragte Nele.
»Ja, einen Bruder und eine Schwester«, antwortete Elena. »Rufus ist vier und Daphne fünfzehn.«
»Ist deine Schwester auch hier an der Schule?«
»Ja. Meine Großmutter hat uns drei heute Morgen mit dem Auto hergebracht. Sie holt uns auch wieder ab, wir wohnen nämlich etwas weiter draußen.« Elena nannte die Adresse.
Nobelgegend, dachte Jana. Die müssen Geld wie Heu haben, wenn sie es sich leisten können, dort zu wohnen.
Sie fand es schon fast ein bisschen peinlich, wie Nele die beiden aushorchte.
»Habt ihr Haustiere?«
»Nein«, sagte Elena sofort.
»Doch«, widersprach Miranda. »Einen Grünen Leguan.«
»Ach so.« Elena lachte. »Hab ich vergessen.«
»Und Koi-Karpfen«, fügte Miranda hinzu. »Aber die leben im Gartenteich.«
»Klar«, sagte Nele. »Könnt ihr sie auch streicheln?«
»Streicheln?« Miranda sah Elena fragend an. »Kann man Fische streicheln?«
»Keine Ahnung.« Elena zuckte die Achseln.
»Hört mal …« Nele lachte.
»Ihr habt so wertvolle Fische wie Kois und kennt euch nicht damit aus?«
»Sie sind neu«, sagte Elena. »Unser
Hexil
… äh … unser Bekannter hat alles für uns arrangiert. Ich hab mich noch nicht mit den Kois beschäftigt, wir hatten genug mit dem Umzug zu tun.«
»Und welche Hobbys habt ihr?«, fragte Nele. »Macht ihr Leichtathletik oder spielt ihr Volleyball oder Klavier?«
»Also, ich beschäftige mich seit Kurzem mit
Metamorphose
«, antwortete Miranda, biss sich aber gleich auf die Lippen und berichtigte sich. »Äh … mit
Metaphysik
…«
In diesem Moment klingelte es und die Pause war zu Ende. Die Mädchen kehrten ins Klassenzimmer zurück. Nele hielt Jana am Ärmel fest und ließ die anderen vorausgehen.
»Was hältst du von denen? Deine ehrliche Meinung!«
Jana zuckte die Achseln. Sie sagte auch nicht, dass sie es fast unangenehm gefunden hatte, wie Nele die beiden ausgefragt hatte.
»Einen Leguan als Haustier.« Nele schnaubte. »Erst haben sie kein Haustier und dann plötzlich einen Leguan. Und Koi-Karpfen, die bestimmt keine Fische für Anfänger sind. Weißt du, was ich glaube? Die machen uns was vor!«
»Das Gefühl hab ich auch«, murmelte Jana. »Du hast ja vorhin gesehen, was mit Mirandas Trinkflasche passiert ist.«
»Genau. Und dass sich Miranda für Metaphysik interessiert, glaub ich auch nicht. Was ist das überhaupt?«
»So eine Art Philosophie. Die letzten Fragen, warum alles einen Sinn ergibt und so.«
Nele zog die Augenbrauen hoch. »Toll, was du alles weißt. Aber zuerst hat Miranda
Metamorphose
gesagt. Was ist das?«
»Keine Ahnung, aber ich werde den Begriff nachschlagen.«
»Und warum konnte die Flasche
schweben
? Oder haben mich da meine Augen getäuscht?«
»Vielleicht hat sie im Rucksack eine Sprungfeder und der Mechanismus wurde irgendwie ausgelöst …« Jana vermied es, an Magie zu denken.
»Ach Quatsch, Miranda hat den gleichen Rucksack wie ich, und so einen Luxus hat der Hersteller leider nicht eingebaut.« Nele grinste. »Wär ja mal eine Anregung.« Sie wurde wieder ernst. »Aber wir werden noch hinter ihr Geheimnis kommen, verlass dich drauf. – Du hast übrigens noch was vergessen.«
»Was denn?« Jana war irritiert.
»Na, du hast mir doch gestern hoch und heilig versprochen, dass du heute in der ersten Pause Tom anquatschen willst.«
»Ach so …« Jana lächelte. An Tom hatte sie seit mindestens einer Viertelstunde nicht mehr gedacht – was fast einem Wunder gleichkam, denn sonst war er Dauergast in ihrem Kopf.
»Du machst es in der zweiten Pause?« Nele sah Jana herausfordernd an.
»Oder willst du schon wieder
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