Magic Girls 02 - Das Magische Amulett
nie gehört. Ist mir leider noch nicht über den Weg gelaufen, obwohl ich ja mit allen möglichen schrägen Typen Kontakt habe. Wenn du willst, kann ich ja mal die Ohren aufsperren, vielleicht erfahre ich ja irgendwas. Kann ich den Zettel behalten – wegen der Website?«
Kevin nickte. Er knetete seine Hände. »Kann es sein, dass Elena doch …«
»Doch was? Red schon!«
»Vielleicht … vielleicht gehört Elena auch zu solchen Leuten, du weißt schon …« Kevin stockte. Solche Leute, zu denen du Kontakt hast, hatte er sagen wollen. Die nachts auf Friedhöfe gehen. Die versuchen, Geister zu beschwören. Die sich einbilden, mit den Toten sprechen zu können …
»Und wenn es so wäre, was ist schon dabei?«, fragte Oliver angriffslustig. »Das ist schließlich nicht verboten, oder?«
Kevin wusste nicht, ob es nicht doch verboten war. Er war sich nur sicher, dass er niemals bei solchen Gruppierungen mitmachen würde. Schattengestalten und dunkle Zwischenwelten jagten ihm Angst ein. Solche Themen waren gut für Filme oder für Bücher, aber in Wirklichkeit wollte Kevin nichts damit zu tun haben. Oliver schien dagegen den Kick zu brauchen … Elena auch?
»Kannst du herausfinden … ob Elena dabei ist?«, bat Kevin. Er fühlte sich immer unbehaglicher. Aber er musste mit Oliver darüber reden. »Vielleicht hat sie ja einen Freund … äh … ich meine …«
»Mann, Kevin.« Oliver grinste. »Was ist los mit dir? Sie lässt dich deutlich abblitzen, und du versuchst trotzdem noch, bei ihr zu landen. Und weil sie ein bisschen im Internet gesurft hat, denkst du gleich, dass sie was mit einem Grufti hat. He, Kumpel, pass bloß auf, dass du wegen der Braut keinen Dachschaden kriegst. Dich hat’s echt schwer erwischt. Die hat dich ja richtig verhext!«
Kevin fühlte sich unbehaglich. »Hexen gibt’s doch gar nicht.« Eigentlich hatte er von Oliver in Bezug auf Elena einen guten Ratschlag oder zumindest einen Flirttipp erhofft – und nicht nur dumme Sprüche.
»Na ja, das würde ich so nicht sagen«, meinte Oliver.
»Wie meinst du das?«
»Hast du dich noch nie im Internet umgesehen? Dort bieten jede Menge Hexen ihre Dienste an. Echt krass, sag ich dir. Man kann einen Liebeszauber bestellen oder jemanden mit Voodoo verhexen lassen … Alles ist möglich, wenn man genug Zaster hinlegt.«
»Aber das ist Betrug, solche Leute wollen doch bloß Geld!«, empörte sich Kevin.
»Nein, Kevin, es gibt wirklich Hexen, glaub mir«, sagte Oliver, der ganz ernst geworden war. »Meine Bekannten sind jedenfalls davon überzeugt.«
»Aber Elena ist doch keine, das ist Quatsch!«
»Kannst du da so sicher sein?«
Kevin schüttelte den Kopf. »Du spinnst, echt!« Sein Unbehagen war noch größer geworden. Das Gespräch nahm eine Richtung an, die er nicht beabsichtigt hatte.
»Angenommen, ich hätte recht …« Oliver starrte auf eines der Schalke-04-Poster, aber Kevin hatte das Gefühl, dass sein Freund die Fußballer darauf gar nicht wahrnahm. »Wenn Elena eine Hexe ist, dann ist Miranda bestimmt auch eine. Die beiden sind ja fast immer zusammen. Wahrscheinlich hecken sie gemeinsam aus, wen sie verhexen. Und dann vollziehen sie um Mitternacht ihre geheimen Rituale. Deswegen hat Miranda immer so dunkle Schatten unter den Augen. Wir sollten der Sache nachgehen.«
»Und wie stellst du dir das vor?«, fragte Kevin unsicher.
»Wir werden uns die Familie mal gründlich ansehen. Natürlich ganz unauffällig. Sie dürfen nicht merken, dass wir sie ausspionieren. Nur so können wir die Wahrheit über sie rausfinden.«
Kevin zögerte noch. Er hatte einen schalen Geschmack im Mund.
Der Plan gefiel ihm nicht besonders, aber Oliver sollte ihn nicht für einen Feigling halten. Außerdem – nur beobachten war ja nicht schlimm. »Okay«, sagte er lahm. »Wann soll die Sache steigen?«
»So bald wie möglich!«
E lena lag wach. Durch das große Fenster fiel das Mondlicht, und das Zimmer war in gespenstisches Zwielicht getaucht. Elena seufzte, knuffte ihr Kopfkissen zusammen, drehte sich zur Wand und schloss die Augen. Aber sie fand trotzdem keinen Schlaf. In ihrem Kopf summte es wie in einem Bienenstock, lauter unruhige Gedanken …
Kevin. Sein Liebesbrief. Wie enttäuscht Kevin ausgesehen hatte, als sie ihn beim Schulcomputer stehen gelassen hatte. Aber bestimmt hätte er gefragt, warum sie beim Schulball so plötzlich verschwunden war, und was hätte sie darauf antworten sollen? Dass sie Bauchweh oder Kopfschmerzen bekommen
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