Magic Girls 02 - Das Magische Amulett
eine ruhige Ecke gelotst hatte, um sich mit ihm zu unterhalten, hatte er kaum den Mund aufgemacht. Sie hatte alle möglichen Themen angeschnitten, in der Hoffnung, dass Tom irgendwann einmal etwas mehr von sich erzählte. Aber das Gespräch war dann immer schon nach ungefähr zwei Sätzen versickert.
Ist er in mich verliebt oder nicht?, grübelte Jana und knetete ihre Finger. Wenn sie das nur wüsste. Geküsst hat er mich nicht …
Einmal hatte es fast so ausgesehen. Ihre Köpfe hatten sich schon auf zehn Zentimeter genähert, und Jana hatte die Augen geschlossen und darauf gewartet, Toms Lippen auf ihrem Mund zu spüren. Aber nichts war passiert! Es war leider kein Kuss gekommen.
Jana seufzte.
Immerhin hat er den ganzen Abend mit mir verbracht, dachte sie, um sich zu beruhigen. Dann kann ich Tom doch nicht ganz egal sein. Und vielleicht hat er mich nur nicht geküsst, weil er sich nicht getraut hat. Oder weil wir nicht völlig ungestört waren …
Ihr Bauch sagte ihr jedoch etwas anderes.
Er ist nur bei dir geblieben, weil das Waselnussöl ihn gebannt hat. Aber verliebt hat er sich nicht in dich …
Ob Elena vielleicht den falschen Zauberspruch angewandt hatte? Sie hatte ja selbst gesagt, dass sie noch nicht ihr Hexendiplom besaß. Vielleicht hätte doch lieber Miranda hexen sollen!
Die Tür zum Wohnzimmer ging auf und Frau Kleist kam herein.
Jana riss sich zusammen und fing wieder an zu spielen. Ihre Mutter erwartete, dass sie um diese Zeit übte.
Frau Kleist trat hinter Jana und sah zu. Prompt verhedderten sich Janas Finger und sie vermurkste die nächsten Töne.
»Ich kann nicht spielen, wenn du hinter mir stehst«, beschwerte sich Jana. »Das macht mich ganz nervös.«
»Herr Braun hat den Eindruck, dass du in der letzten Zeit zu wenig übst«, sagte Frau Kleist und legte ihrer Tochter die Hand auf die Schulter.
»Ich muss einfach unglaublich viel für die Schule tun«, fauchte Jana. »Was glaubst du, was da los ist? Wir schreiben eine Arbeit nach der anderen. Und wenn ich schlechte Noten heimbringe, passt es dir ja auch nicht.«
Frau Kleist zog beleidigt ihre Hand zurück. Sofort tat es Jana leid, dass sie so mit ihrer Mutter geredet hatte. Jana wusste selbst, dass Herr Braun recht hatte und sie wirklich zu wenig übte. Früher hatte das Klavierspiel eine viel größere Bedeutung für Jana gehabt. Frau Kleist wünschte sich, dass Jana einmal an der Musikakademie aufgenommen werden würde, und bis vor Kurzem hatte sich Jana das auch gewünscht. Sie hatte es sich schön vorgestellt, eines Tages vielleicht einmal vor großem Publikum auf der Bühne zu spielen.
Aber jetzt? Seit die beiden neuen Mädchen Elena und Miranda in ihre Klasse gekommen waren, hatte sich vieles geändert. Andere Dinge waren plötzlich wichtiger geworden. Und außerdem war da noch die Sache mit Tom ...
»Wenn du ein Problem hast, Jana, dann kannst du ruhig mit mir darüber reden«, sagte Frau Kleist. »Du weißt, ich habe für alles Verständnis.«
Die schmalen Lippen verrieten, dass sie noch immer eingeschnappt war, und, wie Jana ihre Mutter kannte, würde sie das wahrscheinlich auch noch in den nächsten zwei Tagen sein.
Frau Kleist hatte sich schon lange von ihrem Mann getrennt, und Jana war ihr einziges Kind. Ihre Mutter hatte schon oft zu ihr gesagt, dass Jana für sie das Wichtigste auf der Welt sei. Jana fand das auch völlig in Ordnung. Ihre Mutter war auch sehr wichtig für sie. Aber inzwischen hatte Jana immer öfter das Gefühl, dass ihre Mutter sie einengte. Ständig wollte sie alles wissen: mit wem sich Jana traf, wie lange sie wegbleiben würde, was sie mit ihren Freundinnen machte … Jana wünschte sich oft, dass ihre Mutter nicht dauernd fragen, sondern etwas mehr Vertrauen zu ihr haben würde. So fühlte sich Jana kontrolliert, und das machte sie langsam wütend.
Und über ihr Problem konnte sie mit ihrer Mutter bestimmt nicht reden, jedenfalls nicht über dieses! Wie würde sich das denn anhören, wenn Jana zu ihr sagen würde: »Hör mal, Mama, meine Freundin ist zufällig eine Hexe, und sie hat für mich einen Liebeszauber veranstaltet, aber ich weiß nicht, ob er bei Tom auch tatsächlich gewirkt hat …«
Wahrscheinlich würde Frau Kleist (wie die meisten anderen Mütter auch) Jana schleunigst zum nächsten Psychiater schleppen …
Zum Glück läutete in diesem Moment das Telefon.
»Das ist bestimmt für mich.« Jana stürzte aus dem Wohnzimmer, um den Hörer abzuheben.
Am anderen Ende der
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