Magic Girls 02 - Das Magische Amulett
Leitung meldete sich Nele. »Hallo, Jana. Ruf ich zu früh an oder stör ich dich gerade bei etwas ganz Wichtigem?«
»Ich bin schon lange wach«, antwortete Jana. »Und ich übe gerade Klavier, aber du störst wirklich nicht, ganz im Gegenteil.«
Nele lachte. Sie wusste, dass Janas Leidenschaft für das Klavierspielen etwas nachgelassen hatte.
»Ich wollte nur mal hören, wie’s dir geht. Hast du eine Ahnung, warum Elena und Miranda gestern Abend so schnell verschwunden sind?«
»Ich hab keinen Schimmer«, sagte Jana. »Sie haben sich auch noch nicht bei mir gemeldet. Vielleicht ruf ich nachher mal an.«
»Ich hab Elena gerade eine E-Mail geschickt«, sagte Nele. Sie dämpfte ihre Stimme. »Kevin war heute Morgen ganz komisch. Er hat mir erzählt, dass Elena von einer Sekunde zur anderen von der Tanzfläche verschwunden ist und dass das nicht mit rechten Dingen zugegangen sein kann.«
Jana zuckte unwillkürlich zusammen. War ihre Freundin so leichtsinnig gewesen?
»Hat Elena gezaubert?«, flüsterte sie in den Hörer und drehte sich um, um rechtzeitig zu sehen, wenn ihre Mutter kam.
»Vermutlich. Ich weiß nicht, was sie dazu getrieben hat – sonst ist sie ja immer vorsichtig«, sagte Nele. »Natürlich habe ich versucht, Kevin die Sache auszureden. Ich hab ihm gesagt, dass ihm das nur so vorgekommen ist, weil er bestimmt wieder eine Cola mit Schuss getrunken hat. – Ich muss Elena unbedingt warnen, dass sie in der nächsten Zeit vorsichtig ist. Nicht nur wegen Kevin, sondern hauptsächlich wegen Oliver.«
»Wegen Oliver?«, fragte Jana nach. »Was hat denn der damit zu tun?«
»Ach, Oliver ist ein ganz merkwürdiger Typ. Seit dem Frühjahr interessiert er sich für Okkultismus, läuft ständig in schwarzen Klamotten rum und kauft sich ganz merkwürdige Zeitschriften. Ich würde ihm sogar zutrauen, dass er sich nachts auf Friedhöfen rumtreibt. Ich hab immer gedacht, dass diese Phase nichts zu bedeuten hat, sondern irgendwann vorbeigeht, aber wenn Oliver nun Kevin mit seinen Spinnereien ansteckt …« Nele beendete den Satz nicht.
»Dann sind unsere Hexenfreundinnen in Gefahr«, antwortete Jana erschrocken.
»Genau«, sagte Nele.
»Denn wie ich Oliver einschätze, würde er liebend gerne mal Jagd auf echte Hexen machen …«
»Ich schwöre dir, Oliver, sie ist am Samstag einfach verschwunden«, sagte Kevin. »Mitten auf der Tanzfläche. Von einer Sekunde auf die andere war sie nicht mehr da, als hätte sie sich in Luft aufgelöst. Ich hab mich bestimmt nicht getäuscht.«
»Hör mal, Alter, vielleicht solltest du mal zum Arzt gehen und deine Augen checken lassen.« Oliver grinste.
»Du glaubst mir nicht.« Kevin schüttelte den Kopf und ließ sich in den uralten Korbstuhl fallen, der warnend knarzte. Hier im Keller hatte Oliver sein »Arbeitszimmer« eingerichtet: zwei Spielekonsolen, ein Computer, ein Dartspiel und eine Karaoke-Anlage. An der Wand lehnte ein zusammengeklapptes Tischfußballspiel. Die Wände waren mit Postern und Wimpeln seiner Lieblingsfußballmannschaft
Schalke 04
dekoriert.
Auf dem Boden lag eine Matratze, auf der Oliver manchmal auch schlief, wenn er es nicht mehr schaffte, sich nach vier Stunden Videospielen hoch in sein Zimmer zu schleppen. An einer Wand standen Regale, die Oliver mit DVDs, CDs, Computerzeitschriften und verschiedenen Sammelalben zugestopft hatte.
»Ich hab von Anfang an gespürt, dass etwas an Elena anders ist«, murmelte Kevin und schaute dabei auf seine Fußspitzen. Obwohl Oliver sein bester Freund war, fiel es ihm nicht leicht, mit ihm über Elena zu reden. Aber er
musste
unbedingt mit jemandem reden, sonst wurde er verrückt. »Sie fasziniert mich, seitdem sie zum ersten Mal meine Schwester besucht hat. Ich hab ihr damals die Haustür aufgemacht – und es hat mich wie der Blitz getroffen, wenn du verstehst, was ich meine.«
Oliver sah Kevin nachdenklich an. »Okay, dich hat’s eben erwischt. So was soll es ja geben. Du siehst die Braut und denkst: die oder keine! – Zum Glück ist mir das noch nicht passiert.«
»Es war wie verhext«, bestätigte Kevin. »Elena ist mir einfach nicht mehr aus dem Kopf gegangen, ich konnte machen, was ich wollte. Und ich hatte keine Ahnung, was ich tun kann, um sie auf mich aufmerksam zu machen. Ich hab mich nicht getraut, sie einfach anzuquatschen – auch nicht, als sie wieder zu Nele gekommen ist. Sie war nämlich nie allein, immer war ihre komische Cousine Miranda dabei.«
»Stopp, Alter«, sagte Oliver
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