Magic Girls 02 - Das Magische Amulett
beobachten zu können. Es heißt, dass die Geheimpolizisten am häufigsten die Gestalt von Feuersalamandern annehmen, denn diese Tiere sind klein, unauffällig und durch das giftige Hautsekret vor natürlichen Feinden geschützt. Manchmal verwandeln sich die Polizisten auch in gewöhnliche Frösche oder in Blindschleichen, aber in dieser Gestalt fallen sie ab und zu Störchen oder Graureihern zum Opfer. Auch Katzen könnten ihnen dann eher gefährlich werden.
»Meinst du … sie haben gesehen, was wir getan haben?«, wisperte Elena.
»Ich weiß es nicht«, flüsterte Miranda zurück. Sie legte die Hand auf ihre Tasche. »Das Amulett … Wir müssen es verstecken …«
Elena hätte am liebsten geheult. Das war alles zu viel für sie. Verzweifelt schlug sie die Hände vors Gesicht.
»Elena«, flüsterte Miranda und fasste Elenas Handgelenke, »keine Angst. Was auch immer passiert – wir stehen das gemeinsam durch.«
Elena ließ die Arme sinken. Die beiden Mädchen sahen sich an. Elena war froh, dass sie eine solche Freundin hatte wie Miranda. Zusammen waren sie stark …
»Komm«, sagte Miranda, »lass uns das Licht ausmachen und wieder in unsere Zimmer gehen. Sonst wird noch jemand im Haus wach – und fragt, was wir hier im Wohnzimmer tun.«
Elena nickte. Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass es ihrem Vater wirklich gut ging, breitete sie wieder das Tuch über das Terrarium. Was ihre Mutter und ihre Oma am nächsten Morgen wohl sagen würden, wenn sie den Schwarzen Leguan entdeckten? Hoffentlich würde ihr und Miranda bis dahin eine gute Ausrede einfallen!
Sie knipsten das Licht aus und verließen das Wohnzimmer, ziemlich verunsichert und mit einem sehr schlechten Gewissen. Als sie die Treppe hinaufstiegen, kam ihnen von oben ein grauer Wolf entgegen. Das Tier war riesig und hatte glühende Augen.
»Amormagie«, sagte Miranda und streckte die Hand aus. Die Umrisse des Wolfs zerflossen zu einem grauen Teppich, der ein paar Stufen herabrutschte und sich dann in nichts auflöste.
Elena hatte unwillkürlich den Atem angehalten. Sie vermied es, auf die Stelle zu treten, wo eben noch die Überreste des Wolfs gewesen waren. Erst in ihrem Zimmer fühlte sie sich wieder einigermaßen sicher. Die beiden Mädchen hockten sich nebeneinander auf Elenas Bett.
»Die anderen dürfen nie erfahren, was wir heute Nacht gemacht haben, das muss klar sein«, meinte Miranda, zog vorsichtig das Amulett aus ihrer Tasche und legte es auf die Bettdecke.
Elena nickte. Ihr Blick fiel auf das Amulett. Dann sah sie sich im Zimmer nach einem geeigneten Versteck um. Unter dem Schrank war das Amulett nicht mehr sicher genug.
»Die Kerze«, murmelte sie dann, stand auf und nahm eine dicke Wachskerze aus ihrem Regal. Aus ihrer Schreibtischschublade holte sie ein Taschenmesser, zog den Papierkorb zu sich heran und begann, die Kerze mit dem Messer von unten auszuhöhlen.
»Super Idee«, murmelte Miranda. »Das Wachs wirkt gleichzeitig als Isolator für magische Strahlung.«
»Das wusste ich nicht«, gab Elena zu. »Ich dachte nur, dass man das Amulett bestimmt nicht in einer Kerze suchen würde – und das dicke Wachsding zündet sowieso keiner an.«
Nachdem die Öffnung groß genug war, legte sie das Amulett hinein und stellte die Kerze wieder an ihren Platz. Dann beseitigte sie sorgfältig alle Spuren, indem sie das herausgekratzte Wachs in ein Papiertaschentuch wickelte, alles in die Toilette warf und spülte.
»Okay«, flüsterte Miranda dann. »Wir haben getan, was wir konnten. Ich geh jetzt wieder in mein Zimmer.«
Es wäre Elena lieber gewesen, sie wäre geblieben. Schlafen konnte sie ohnehin nicht. So lag sie wach bis zum Morgen, die Hände unter dem Kopf verschränkt, und wartete darauf, dass draußen im Garten die Vögel zu zwitschern begannen.
A m Morgen hörte Elena, wie Jolanda im Wohnzimmer schrie. Mit einem Satz sprang sie aus dem Bett und rannte nach unten.
»Was ist passiert, Mama?«
Jolanda stand im Wohnzimmer, den Schwarzen Leguan auf dem Arm.
»Leon ist wieder entführt worden«, rief sie verzweifelt und hatte Tränen in den Augen. »Man hat ihn einfach ausgetauscht!«
Der Leguan pfiff leise und leckte ihr Gesicht ab.
»Was fällt dir ein, du Vieh!«, empörte sich Jolanda und hielt den Leguan weit von sich weg. »Das darf nur mein Mann, sonst niemand!«
»Aber Mama!«, sagte Elena. »Siehst du denn nicht, dass es Papa ist?« Sie wäre nie auf die Idee gekommen, dass ihre Mutter ihren Vater nicht
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