Magic Girls 04 - Gefangen in der Unterwelt
nicht übrig geblieben. Sie deutete auf einen wackeligen Tisch, der vor dem Fenster stand. »Hier hat früher Papas Terrarium gestanden.«
»Jetzt verstehe ich, dass ihr ins HEXIL gegangen seid«, meinte Jana. »Das hätte ich an eurer Stelle auch getan!«
Nele öffnete die Wohnzimmertür und blickte neugierig in den Flur. Elena zeigte ihr die Küche und das fensterlose Badezimmer mit den schwarzgrauen Kacheln.
»Kann ich mir die Hände waschen oder werde ich da gleich verhext?«, fragte Jana.
»Das ist ein ganz normales Waschbecken«, sagte Elena. Sie drehte am Hahn. Es gurgelte in der Leitung und nach wenigen Sekunden kam Wasser heraus. »Funktioniert sogar noch. Verhext wird hier niemand.«
»Und das Klo?«, wollte Jana wissen. »Kann man es benutzen? Ich glaube, ich muss mal.«
»Schon wieder?«, fragte Nele mit hochgezogenen Augenbrauen.
»Wenn ich nervös bin, muss ich immer«, erklärte Jana.
Elena besah sich den Wasserkasten. Er war noch immer undicht, aber die Spülung funktionierte. »Müsste gehen«, meinte sie.
»Okay«, sagte Jana. »Könnt ihr mich mal einen Moment allein lassen?«
»Na klar.« Elena schob Nele aus dem Bad und zog von außen die Tür zu. Während sie auf Jana warteten, zeichnete Nele mit dem Schuh das Muster der Bodenfliesen nach.
Plötzlich ertönte aus dem Bad ein Schrei. Gleich darauf riss Jana die Tür auf. Sie war bleich wie der Tod. Ihr Sweatshirt hing unordentlich aus der Hose.
»Ich bin verhext worden!«
»Was?«, riefen Nele und Elena wie aus einem Mund.
Statt einer Antwort hob Jana ihr Sweatshirt ein Stück in die Höhe. Elena und Nele sahen ihren nackten Bauch. Nele schlug sich erschrocken auf den Mund.
Jana hatte keinen Nabel mehr. Ihr Bauch war vollkommen glatt.
D as muss erst jetzt passiert sein«, behauptete Jana. »Kurz vor der Reise hatte ich noch meinen Nabel, das weiß ich ganz genau. Euer Klo ist doch verhext!« Sie blickte Elena geschockt an.
Ihre Hexenfreundin schüttelte den Kopf. Sie war erschüttert. »Das kann nicht sein. Unser Klo ist ein ganz normales Klo.« Ihr kam ein anderer Verdacht. Die zerrissene Fahrkarte … »Vielleicht ist auf der Reise etwas schiefgegangen.«
Jetzt öffnete Nele hektisch ihren Anorak und schob den Pulli hoch. Sie wurde aschfahl. Auch ihr Nabel war verschwunden!
»Am Klo liegt es also tatsächlich nicht«, sagte sie tonlos.
Jana fing an zu heulen. »Und was jetzt, Elena? Wie kriegen wir unseren Bauchnabel wieder? So kann es doch nicht bleiben! Ich kann nie wieder einen Bikini tragen! Ich kann nie wieder ins Schwimmbad …«
Auch Nele schaute gequält drein. Sie tippte mit dem Finger auf die Stelle, wo ihr Nabel hätte sein müssen. »Ich will meinen Bauchnabel wiederhaben«, sagte sie mit kläglicher Stimme.
Elena schaute bei sich nach, aber ihr eigener Nabel war noch da. Offenbar hatte die Reise nur bei den Menschenmädchen eine Veränderung ausgelöst. Ratlos zog sie ihren Pullover wieder straff.
»Ob man das vielleicht mit einer Schönheitsoperation richten kann?«, überlegte Nele und kniff ein Stück Haut zusammen.
»Ich leg mich doch nicht unters Messer!« Jana tippte sich an die Stirn. »Und überhaupt – wie soll ich das meiner Mutter erklären? Ein Nabel kann nicht einfach VERSCHWINDEN!«
Elena versuchte ihre Freundinnen zu beruhigen. »Keine Panik«, sagte sie. »Vielleicht kriege ich das ja wieder hin.«
Es konnte doch nicht so schwer sein, den verschwundenen Nabel herbeizuhexen. Elena dachte nach, welcher Zauber sich dafür am besten eignete. Aber damit begannen schon die Schwierigkeiten. Sollte sie einen Zauberspruch aus der Rubrik »Verlorene Sachen« verwenden? Oder eher einen Heilzauber? Oder hatte Elena es in diesem Fall mit Magie und Gegenmagie zu tun?
Sie forschte in ihrem Gedächtnis und entschied sich dann, es mit Magie und Gegenmagie zu versuchen. Das war
höhere Zauberei,
und damit war sie noch nicht besonders gut vertraut. Aber sie musste es wenigstens versuchen.
Elena streckte den Arm aus, während Janas verzweifelter Blick auf ihr ruhte, und murmelte einen komplizierten Spruch, der die magische Veränderung zurücknehmen sollte. Es gab einen Knall, der sich anhörte wie ein Pistolenschuss, und aus Elenas Zeigefinger stieg eine gekräuselte Rauchfahne.
Jana schrie auf und hielt sich mit beiden Händen den Bauch.
»Beim Orkus«, entfuhr es Elena. »Was ist passiert?«
Jana nahm vorsichtig die Hände von ihrem Bauch. Nele umklammerte gespannt Elenas Arm. Diese biss sich auf die
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