Magic Girls 04 - Gefangen in der Unterwelt
Miranda erschauderte. Die Katze maunzte laut.
»Du bist auch eine Magierin?«, fragte der Meister der Dunkelheit.
»Ich bin eine junge Hexe«, sagte Miranda. »Ich bin noch in der Ausbildung … Ich habe noch nicht einmal mein Hexendiplom. Und ich habe mit schwarzer Magie nichts zu schaffen – im Gegensatz zu diesem … diesem …« Sie warf Mafaldus einen wütenden Blick zu.
Die kalte Hand umklammerte noch immer ihren Arm.
»Du behauptest also, du bist keine Schwarzmagierin? Aber ich kann etwas anderes spüren!«
In Mirandas Kopf wirbelte alles durcheinander. Schwarzmagie – sie? Ihr schlechtes Gewissen meldete sich, weil sie ein paar Mal heimlich in Mona Bredovs Bücherregal gestöbert und dort auch einige verbotene Bücher gefunden hatte. Die hatten sie natürlich besonders interessiert. Der Gedanke an den einen oder anderen illegalen Zauber war verlockend gewesen … Aber in ihrem Herzen war Miranda bestimmt nicht dem Bösen und Finsteren zugetan! Sie würde sich niemals völlig der schwarzen Magie verschreiben, wie es Mafaldus Horus getan hatte. Plötzlich blitzte eine Idee in ihr auf: Es musste an dem Fluch liegen, dass der Meister der Dunkelheit in ihr schwarze Magie spürte!
»Ich bin von einem Fluch von Mafaldus Horus getroffen worden«, versuchte Miranda zu erklären und fuhr fort: »Seither schwinden meine Zauberkräfte und Mafaldus Horus hat Macht über mich.«
»Nun ja«, räumte Mafaldus ein, noch bevor der Meister der Dunkelheit etwas sagen konnte. »Das Mädchen ist mir bei einer Auseinandersetzung in die Quere gekommen, und als ich mich verteidigte, hat ein Ausläufer des Fluchs sie gestreift.«
Miranda schüttelte den Kopf. »Ihr habt den Fluch absichtlich auf mich abgefeuert, und nur, weil Eusebius mich geschützt hat, hat der Fluch mich nicht vollständig getroffen.« Dann biss sie sich auf die Lippe. Eigentlich hatte sie den jungen Hexer nicht erwähnen wollen. Aber wenn Mafaldus eine falsche Geschichte erzählte, so musste sie diese richtigstellen.
»Gut«, meinte der Meister der Dunkelheit. »Ob du dich der weißen oder der schwarzen Magie gewidmet hast, ändert nichts an der Tatsache, dass du hier bist. Es hat höchstens Auswirkungen auf deine Zukunft, nämlich, wenn ich entscheide, wohin du gehen wirst – nach Tartaros oder nach Elysion.«
»Ich will zurück«, fiel ihm Miranda ins Wort. »Zurück in die Welt der Lebenden!«
»Vergiss es«, fuhr Mafaldus sie an. »Wenn jemand das Totenreich verlässt, dann ich. Ich war lange genug hier.«
Der Meister hob die Hand und bedeutete ihm zu schweigen. »Das entscheide immer noch ich, Mafaldus.«
»Selbstverständlich, Meister der Dunkelheit«, sagte Mafaldus zerknirscht.
Miranda zitterte vor Furcht und Ungeduld. Was würde jetzt passieren? Gab es eine Chance, dass der Meister sie zurückkehren ließ – zurück zu Elena und ihrer Familie? Noch nie hatte sie sich so nach dem Haus am Nachtigallenweg gesehnt wie jetzt, nach der schönen Villa und dem großen Garten mit dem Teich, in dem Koi-Karpfen schwammen.
Nach einer scheinbaren Ewigkeit redete der Meister der Dunkelheit weiter. »Du hast mir ein Angebot gemacht, Mafaldus Horus. Du hast mir vorzeitig eine junge Seele gebracht, die normalerweise erst in Jahrzehnten zu mir gekommen wäre. Dafür verlangst du, dass ich dich gehen lasse. – Ich habe mich entschieden, dein Angebot anzunehmen. Du wirst jedoch keine siebzig Jahre in Freiheit haben, sondern nur sieben. Heute auf den Tag genau in sieben Jahren wirst du zu mir zurückkehren und wieder vor meinen Thron treten.«
Miranda hörte, wie Mafaldus mit den Zähnen knirschte, während für sie selbst eine Welt zusammenbrach. Der Meister der Dunkelheit hatte entschieden, dass sie in seinem Reich bleiben musste! Sie war seine Gefangene!
»Ich danke Euch, großer Meister«, sagte Mafaldus mit falscher Freundlichkeit. »Sieben Jahre sind zwar nicht das, was ich erhofft habe, aber ich werde diese Zeit nutzen. Habt tausend Dank!«
»Und nun geh, bevor ich es mir anders überlege«, befahl der Meister der Dunkelheit. »Du aber, Miranda, wirst bleiben und mir erzählen, was du in deinem kurzen Leben gemacht hast.«
Die Katze maunzte laut, als sich Mafaldus Horus abwandte und über den Steg zurückging.
Miranda liefen die Tränen übers Gesicht. Das konnte, das durfte doch nicht das Ende sein!
D er Flug war der reinste Albtraum. Elena wünschte sich, sie hätte sich in einen anderen Vogel verwandelt. Als Mehlschwalbe hatte sie große
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