Magic Girls 04 - Gefangen in der Unterwelt
für
Metamorphose
geschaffen, doch sie hatten jetzt keine andere Wahl …
»Verdammt, ich mache ständig alles falsch!«, schimpfte Elena, riss die Arme hoch und flog als Mehlschwalbe aus dem Haus.
Miranda hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Wie eine willenlose Marionette ging sie neben Mafaldus Horus her, überzeugt, dass ihr Schicksal nun besiegelt war. Es gab keinen Ausweg mehr für sie. Ihr Fluchtversuch war jämmerlich fehlgeschlagen. Noch immer spürte sie die Druckstellen an ihren Schultern, dort, wo die Klauen des Falken zugegriffen hatten. Bestimmt hatte sie blaue Flecken.
Allmählich veränderte sich die Unterwelt. Die Wände schienen zurückzuweichen und die Decke wurde höher. Noch immer war der Fluss ihr Begleiter, aber auch er war breiter geworden. Die Luft war frischer – so als würden sie sich nicht mehr in einer Höhle befinden, sondern in einer Welt, die einfach nur dunkel war.
Schließlich tauchten in der Ferne Lichter auf. Es waren Hunderte oder sogar Tausende … Als Miranda näher kam, sah sie, dass lauter kleine Flammen auf einem See tanzten. Ein langer Steg führte zu einem Pavillon, der sich inmitten des Sees befand.
»Jetzt sind wir gleich am Ziel«, sagte Mafaldus und betrat den Steg.
Der Steg war so schmal, dass sie hintereinander gehen mussten. Als Miranda dem Magier folgte, sah sie, dass der Steg aus lauter Knochen bestand, die eng aneinandergeschichtet waren. Arm-und Beinknochen bildeten das Geländer. Totenschädel saßen auf den Pfosten, und als Miranda an ihnen vorüberging, drehten sich die Schädel in ihre Richtung. Blicke aus leeren Augenhöhlen schienen ihr zu folgen, Kiefer klackten, und Miranda hörte, wie ihr Name geflüstert wurde.
Miranda Leuwen … Miranda Leuwen … Miranda … Miranda … Miranda …
Mafaldus schritt voran, ohne sich von dem unheimlichen Geflüster beirren zu lassen. Miranda wäre am liebsten umgekehrt, aber als sie über die Schulter sah, hatte sie den Eindruck, dass die Schädel enger zusammenrückten, als wollten sie ihr den Rückweg versperren.
Miranda holte tief Luft und setzte einen Fuß vor den anderen.
Das ist alles nicht wahr … Bald ist der Spuk vorbei …
Sie näherten sich dem Pavillon. Auch auf dem Dach befanden sich unzählige Totenköpfe, die die Ankömmlinge kieferklappernd empfingen. Im Innern des Pavillons saß eine dunkle Gestalt auf einem Thron, nahezu reglos. Miranda konnte nicht erkennen, ob es sich um einen Mann oder um eine Frau handelte, denn ein Umhang aus schwarzer Seide verhüllte den Körper. Die Kapuze war tief ins Gesicht gezogen. Nur die weißen Hände waren frei. Sie streichelten eine schwarze Katze, deren Augen in der Dunkelheit bernsteinfarben leuchteten.
Mafaldus verneigte sich vor dem Thron. »Seid gegrüßt, Meister der Dunkelheit.« Er wandte sich halb um. »Wie Ihr seht, bringe ich Euch eine junge Seele. Ich hoffe, dass sie Euch gefällt und dass Ihr mich im Austausch für sie gehen lasst.«
Die Gestalt streifte die Kapuze ab. Jetzt sah Miranda das Gesicht. Es war vollkommen weiß, ebenso das Haar, das bis auf die Schultern hing. Nur die Augen schimmerten rot wie Rubine.
Der Blick des Meisters der Dunkelheit ruhte auf Miranda.
»Wie heißt du? Und wie kommst du dazu, mir diesen Tausch anzubieten?« Seine Stimme klang so ruhig, als sei alle Zeit der Welt darin enthalten. Sie war vollkommen frei von Gefühlen.
»Ich bin Miranda Leuwen«, antwortete Miranda und fiel vor dem Thron auf die Knie. Flehend hob sie die Hände. »Ich bin nicht freiwillig hier, man hat mich gezwungen! Zwei Anhänger dieses Magiers haben mich entführt, und dann hat Mafaldus Horus mich mit Gewalt hierher gebracht.« Sie schluchzte auf. »Ich bitte Euch, Meister der Dunkelheit, lasst mich gehen! Ich bin erst dreizehn, ich will noch leben!«
»Stimmt das?«, wandte sich der Meister der Dunkelheit an Mafaldus Horus.
»So ist es«, bestätigte der Magier. »Aber die Umstände tun hier nichts zur Sache. Ihr habt mir gesagt, dass Ihr mich gehen lasst, wenn ich Euch Ersatz verschaffe. Und ich dachte, dass Ihr Euch über ein junges Mädchen freut. Ich bin ein alter Mann, habe schon Ewigkeiten hier unten verbracht. Das Mädchen ist eine willkommene Abwechslung für Euch …«
»Steh auf und tritt näher«, forderte der Meister der Dunkelheit Miranda auf.
Zitternd kam sie auf die Füße und machte zwei Schritte auf den Thron zu. Der Meister streckte seine Hand aus und berührte ihren Arm. Seine Hand war kalt wie Eis und
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