Magic Girls 05 - Die grosse Prüfung

stand der Wasserturm. Seine durchsichtigen Wände funkelten in der Sonne. Einige Tropfen wehten zu Eusebius und spritzten ihm ins Gesicht. Je dichter die Männer an den Turm kamen, desto feuchter wurde es.
    Schließlich blieb Amadeus stehen. »Ihr seht, wo der Eingang ist. Ich werde Euch nicht länger begleiten, die Arbeit ruft. Viel Glück! Ich wünsche Euch, dass Ihr eine Antwort auf Eure Frage bekommt.«
    Zum Abschied neigte er leicht den Kopf, drehte sich um und ging über den Rasen davon. Eusebius dagegen steuerte auf den Wasserturm zu. Immer öfter musste er sich die Nässe aus dem Gesicht wischen. Als er den Eingang betrat, hatte er den Eindruck, durch einen Springbrunnen hindurchzugehen.
    Der Wasserturm war ein zauberhaft schönes Gebilde, geschaffen durch Magie. Das Licht warf unzählige bunte Reflexe und die Wände schimmerten wie Diamanten. In der Mitte des Wasserturms wand sich eine Wendeltreppe nach oben. Die Stufen aus fließendem Wasser sahen unglaublich schön aus. Doch Eusebius stand ratlos daneben und fragte sich, wie er eine Treppe besteigen sollte, deren Stufen aus Wasser bestanden. Probeweise setzte er den rechten Fuß auf die erste Stufe – und tauchte bis zum Knöchel ein.
    »Mist!« Schnell zog Eusebius seinen Fuß zurück. Was jetzt? Das Orakel machte es ihm nicht einfach. Es war schade, dass er Amadeus nicht mehr fragen konnte.
    Eine ganze Weile stand Eusebius da und betrachtete die Treppe, während ihm die Wassertropfen ins Gesicht sprühten. Auch von oben tropfte es und die Kapuze seines Umhangs war längst mit Nässe vollgesogen. Eines war klar: Die Treppe konnte nicht auf normale Weise begangen werden.
    Schweben!
, schoss es Eusebius durch den Kopf. Er breitete die Arme aus und konzentrierte sich darauf, schwerelos zu werden. Langsam hoben seine Füße vom Boden ab. Schwebend überwand er die erste Stufe, dann die zweite, immer darauf bedacht, nicht mit dem Wasser in Berührung zu kommen, aber den Abstand auch nicht zu groß werden zu lassen. Allmählich hatte er den Dreh raus und konnte sich auf seine Frage konzentrieren.
    Wie wird Mafaldus Horus’ Fluch unwirksam?
    Eusebius schwebte höher und höher, Stufe um Stufe. Die Wendeltreppe war mindestens hundert Meter hoch. Nässe und Kälte durchdrangen das Gewand des jungen Hexers. Es war unangenehm kalt, aber Eusebius war entschlossen, sich dadurch nicht ablenken zu lassen.
    Unter ihm plätscherte das
Wissende Wasser
. Eusebius versuchte, einen klaren Kopf zu behalten. Nur die eine Frage – und dann die Antwort des Orakels! – sollte darin Platz haben …
    Bestimmt hatte er jetzt schon die Hälfte der Treppe überwunden. Sein Körper war vor Kälte inzwischen fast gefühllos. Er nahm es kaum noch wahr, wenn ihm Wasser ins Gesicht spritzte. Noch immer war keine Antwort gekommen …
    Wie wird Mafaldus Horus’ Fluch unwirksam? Wasser-Orakel, gib mir eine Antwort! Ich muss doch Miranda helfen …
    Für einen kurzen Moment sah er Miranda vor sich, ihr helles Haar, ihre leuchtenden Augen, die ihn jetzt unendlich traurig anschauten. Am liebsten hätte er sie in die Arme genommen und ihr ins Ohr geflüstert, dass alles gut werden würde. Doch dann verschwand das Bild und vor ihm war wieder die Wassertreppe.
    Eusebius seufzte tief. Inzwischen hatte er das letzte Drittel erreicht. Es würde nicht mehr lange dauern, bis er oben angekommen war. Und wenn das Orakel bis dahin nicht geantwortet hatte?
    Bitte, ich will wissen, wie man Mafaldus Horus’ Fluch unwirksam machen kann. Miranda darf nicht mehr leiden!
    Nur noch fünf Stufen …
    Noch vier …
    Drei …
    Zwei …
    Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung überkamen Eusebius.
    Ich schaffe es nicht!
Er presste die Lippen zusammen.
    Plötzlich rauschte es in seinen Ohren. Durch das Rauschen hindurch vernahm er ein Flüstern.
    Mafaldus Horus muss den Fluch noch einmal aussprechen. Erst dann kann er unwirksam gemacht werden.
    Jetzt war Eusebius auf der Spitze des Wasserturms angelangt. Von hier aus hatte er einen wunderbaren Blick über das Gelände der
Magischen Universität
. Aber Eusebius nahm so gut wie nichts von seiner Umgebung wahr.
    Das Orakel hatte geantwortet!
    Eusebius’ Herz war auf einmal leicht, selbst wenn er nicht wusste, wo sich Mafaldus aufhielt und wie er den großen Magier dazu bringen sollte, den Fluch zu wiederholen. Und er hatte auch keine Ahnung, ob seine eigene magische
     

     
    Das Wasser-Orakel
    der
Magischen Universität
bietet sowohl Studenten als auch Professoren