Magic Girls 05 - Die grosse Prüfung
stand:
Auswirkung des Fluchs:
Nasenbluten am Dritten jeden Monats
Gegenmittel:
Zitronenmelisse und eine rohe zerkaute Kaffeebohne
»Nach welchem System sind die Flüche geordnet?«, fragte Eusebius. »Wie findet man hier einen ganz bestimmten Fluch und sein Gegenmittel?«
Er wollte seine Hand ausstrecken und nach der einen Pergamentrolle greifen, aber in diesem Moment streifte eine der Lichtkugeln seine Haut und er zuckte zurück.
»Hier sollte kein Laie etwas anfassen«, sagte Amadeus und lächelte. »Der Archivar Silkus Kordus hat alles im Kopf. Er hat ein phänomenales Gedächtnis und weiß auswendig, wo sich welcher Fluch befindet. Leider gibt es in diesem Raum keine sinnvolle Ordnung.«
»Oh weh, und wie kann ich dann überhaupt etwas gezielt finden?« Eusebius war entsetzt.
»
Gezielt «
, wiederholte Amadeus kichernd. »Genau das ist das Stichwort. Wir benutzen Suchpfeile, die wir
gezielt
werfen.« Er fasste in die Tasche seines roten Umhangs und zog einen kleinen, weiß gefiederten Pfeil heraus. Er hielt ihn dicht an seine Lippen, flüsterte »Such den Fluch des Mafaldus Horus!« und warf den Pfeil dann mit aller Kraft in die Luft. Der Suchpfeil zischte in wildem Zickzackflug durchs Archiv, blieb manchmal surrend wie ein Kolibri vor einem Fach stehen und sauste dann doch weiter. Eusebius und Amadeus folgten dem Pfeil und bemühten sich, ihn nicht aus den Augen zu verlieren.
Der Pfeil surrte durch den ganzen Raum und schien sich nicht entscheiden zu können. Schließlich machte er einen Bogen und flog langsam zu Amadeus zurück, schwebte vor seiner Nase, ließ traurig die Federn hängen und plumpste dann zu Boden.
Der Zauberer hob den Suchpfeil auf und steckte ihn wieder in die Tasche. »Er hat nichts gefunden«, sagte er zu Eusebius. »Anscheinend ist noch kein Fluch von Mafaldus Horus archiviert. Das bedeutet, dass ich Euch nicht helfen kann, was das Gegenmittel betrifft.«
Eusebius musste vor Enttäuschung schlucken. Er hatte so sehr gehofft, hier im
Archiv der Flüche
eine Information über ein Gegenmittel zu finden, was Miranda anging. Er musste ihr doch helfen! Sie vertraute ihm …
»Seid Ihr sicher, dass es kein Gegenmittel gegen den Fluch gibt?«, fragte er. »Ich bin ganz verzweifelt! Die
Magische Universität
war meine einzige Hoffnung!«
»Ich habe nicht gesagt, dass es kein Gegenmittel gibt«, korrigierte Amadeus. »Ich sagte lediglich, dass hier im Archiv weder der Fluch noch das Gegenmittel dazu erfasst wurde. Ihr müsst wissen, dass die Sammlung der Flüche nicht ganz vollständig ist.«
»Das war mir klar.« Eusebius nickte. »Trotzdem habe ich gehofft, dass ich hier erfahre, wie ich die betreffende Person von dem Fluch befreien kann.«
»Ihr könntet das
Wasser-Orakel
befragen«, schlug Amadeus vor. »Das ist allerdings eine ziemlich feuchte Angelegenheit. Aber es könnte Euch eventuell weiterbringen.«
»Ich fürchte mich nicht vor ein bisschen Nässe.« Eusebius grinste. »Wo finde ich dieses Orakel?«
»Ihr müsst einen der Türme der Universität besteigen, und zwar den Wasserturm«, sagte Amadeus. »Das ist bei dieser kühlen Jahreszeit nicht besonders angenehm. Aber Ihr habt noch Glück, dass es so mild ist und kein Frost herrscht, denn wenn der Wasserturm gefroren ist, funktioniert das Orakel nicht.«
Eusebius runzelte die Stirn. Er erinnerte sich, dass einer der vierzehn Türme ausgesehen hatte, als sei er aus Glas. Amadeus Terrus erklärte ihm jedoch, während sie das Archiv verließen, dass der Turm aus
Wissendem Wasser
bestand, das durch einen starken Zauber die Form eines Turms angenommen hatte.
»Ihr müsst die Wendeltreppe hochsteigen und dabei Eure Frage im Kopf formulieren«, erklärte Amadeus die Funktionsweise des
Wasser-Orakels
. »Wenn Ihr oben angekommen seid, habt Ihr möglicherweise die Antwort gefunden. Wenn nicht – na ja, dann hat das Orakel nicht funktioniert und Ihr könnt es in einem halben Jahr noch einmal versuchen.«
Das klang nicht gerade vielversprechend, aber Eusebius war entschlossen, es wenigstens zu versuchen. Sie überquerten den großen Universitätsplatz, der jetzt viel belebter war als zuvor. Professoren und Studenten eilten geschäftig hin und her, die meisten trugen eine Mappe unter dem Arm. Amadeus und Eusebius passierten einen Kreuzgang und gelangten zu einer Pforte, die in einen kleinen Park führte. In der Mitte einer Rasenfläche, die trotz der winterlichen Jahreszeit bereits sommerlich grün leuchtete,
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