Magic Love
sprach die gesamte Schule den ganzen Tag von nichts anderem als von Quentin und seinen dargebotenen Bogenkünsten. Niemand arbeitete wirklich, und sogar die Lehrer schienen vom dramatischen Wandel des Teams und dem neuesten Superstar der Schule total eingenommen zu sein. Alle wollten zum demnächst stattfindenden Turnier der Bogenschützen kommen.
Sabrina erwartete, dass sich alles in dieser Woche nur um den Megahelden Quentin drehen würde, und so war sie total überrascht, als es ganz anders wurde. Nicht dass sich die Schule plötzlich von ihrem lockigen Austauschschüler abwandte... es war nur so, dass Sabrinas Klassenkameraden auf einmal andere Dinge im Kopf hatten. Nämlich sich selbst.
Es fing mit Libby an. Am Dienstagmorgen löste sich die eingebildete Cheerleaderin von Quentin. Das war an sich schon seltsam. Besonders, da die beiden keinerlei Streit oder etwas Ähnliches hatten, wie Sabrina herausfand. Doch als Libby dann ihre ganze Aufmerksamkeit... nicht auf den göttlichen Quarterback richtete, in den sie so verliebt gewesen war, sondern auf Melvin Bibby, den Schulstreber, konnte Sabrina es einfach nicht fassen.
Melvin war ein netter Junge, aber Libby hatte ihm niemals eine Sekunde ihrer Zeit gewidmet – außer um gemein zu ihm zu sein. Seit der zweiten Klasse hatte sie nichts als Ablehnung für den Jungen mit dem leicht gestörten Sozialverhalten! Jetzt schien sie völlig verzaubert von ihrem „Mel“. Sie fand seine dicken Brillengläser „super-intellektuell“, seine zu kurzen Hosen „trendy“ – und sein Selbstverteidigungsspray war mit einem Mal „ das Millenniums-Accessoir“. Sie hatte sogar auf ihr Ringbuch geschrieben: „Mrs. Libby Bibby.“
Einmal hatte Sabrina, um der nervigen Libby eine Lektion zu erteilen, sie und sämtliche Mitschüler in Esel verwandelt. Doch jetzt hatte sie gar nichts mit Libby gemacht, es war die alte Libby, immer noch schick und selbstbewusst. Ihr patentierter finsterer Blick war total intakt. Sie erinnerte jeden daran, dass Melvin nicht nur irgendein hergelaufener Trottel war, sondern der Chef aller Trottel. Und er gehörte ihr! Was noch erstaunlicher war: Melvin schien von Libbys plötzlicher Anbetung keineswegs überrascht zu sein. Jetzt, wo sie ihn nicht mehr quälte, liebte er sie tatsächlich.
Als Libby ihre Valentinsverabredung mit Larry absagte, war der Quarterback noch nicht einmal verärgert. Schon am nächsten Tag kam er mit einem Blumenstrauß zur Schule, platzte ins Training der Bogenschützen und überreichte seinen Strauß dem Mädchen, das noch kurz vorher am wenigsten seine Aufmerksamkeit hatte wecken können: der knochigen Rebecca Larson. Die nahm die Blumen gern an, ebenso wie sie mit wissendem Lächeln eine Verabredung für den Samstagabend annahm.
Am Donnerstag saßen Sabrina, Jenny und Harvey in der Slicery und rätselten über Westbridges neueste komische Pärchen. Genauer gesagt, es war Sabrina, die rätselte. Jenny und Harvey schienen das Ganze gar nicht so seltsam zu finden. Sie brachen sogar in ein sehr schräges Duett von „Love Is Strange“ aus und schlugen am Schluss die Handflächen gegeneinander.
Sabrina bemerkte, dass sich die beiden an diesem Nachmittag über jede Menge Dinge einig waren, über die sie vorher völlig unterschiedlicher Auffassung gewesen waren. Wie zum Beispiel Pizza mit doppelt Peperoni und den Film „Jerry Maguire“. Jenny hatte diesen Film schon immer sentimental gefunden. Harvey hatte nur die Sportszenen gemocht. Jetzt hielten Jenny und Harvey ihn beide für den romantischsten Film, den sie je gesehen hatten.
Und dann gab es da diese plötzliche gemeinsame Leidenschaft für Flipperautomaten. Harvey und Sabrina spielten normalerweise Tischfußball. Jenny hielt nicht viel von Spielen. Doch an diesem Donnerstagnachmittag standen die beiden nur Millimeter voneinander entfernt am Flipper und alberten herum, während sie die piependen silbernen Bälle abschossen. Wenn Sabrina es nicht besser gewusst hätte... aber nein.
Damals, als Sabrina sich in Harvey verliebt hatte, war sie nicht die Einzige gewesen. Es hatte eine Zeit gegeben – eine sehr kurze Zeit! – als Jenny glaubte, eine Seelenverwandtschaft mit Harvey entdeckt zu haben. Sabrina hatte ihre Magie dazu benutzt, die Wahrheit aufzudecken, aber Jenny hatte schließlich auch selbst erkannt, dass sie und Harvey überhaupt nicht zusammen passten. Danach hatte Jenny nie wieder mit Harvey geflirtet.
Bis jetzt.
Sabrina spürte ihr
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